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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 15.02.2006 06:00

Erd- und Raumhabitate für Claude Nicollier
„Wow“ für bof!

Ein Semester lang planten ETH-Studierende der Architektur ein Erd- und Weltraumhabitat für ihren Bauherrn Claude Nicollier. Letzte Woche präsentierte der ETH-Lehrstuhl für Benutzeroberfläche seine Semester-Arbeiten. Der Schweizer Astronaut war beeindruckt.

Christoph Meier

„Wow“ sagte Claude Nicollier zu den Arbeiten des bof!. Oder ausführlicher: Als der Schweizer Astronaut, der dieses Semester als Bauherr ausgewählt worden war, nach dem zuletzt präsentierten Projekt des Lehrstuhls für Benutzeroberfläche (bof!) von ETH-Professor Gregor Eichinger letzte Woche Stellung nehmen sollte, äusserte er als erstes den Ausruf der Begeisterung (1)(2). Denn zwei Studenten hatten ihm soeben ein Erdhabitat und Weltraumhabitat präsentiert, die sie mit einem ausgeklügelten Verfahren entwickelt hatten. Sie implementierten die Voronoi-Delauney-Methode in einen Algorithmus. Ausgehend von Raummittelpunkten, welche die Architekten festlegen, kann damit ein Raumensemble konstruiert werden, dass sich unter anderem durch optimierte Volumennutzung in Bezug auf die Oberfläche auszeichnet.

So entstand ein Gebäude, das als ein Charakteristikum Räume mit vielen Wänden enthielt. Nicollier fand das Projekt das Fortschrittlichste und sinierte, wie die Habitate in Wirklichkeit zum bewohnen wären. Er war sich mit den anwesenden Experten einig, dass das Entwurfsinstrument, das erlaubt Räume zu generieren, die unkonventionell sind, aber einer natürlichen, logischen Regel folgen, zukunftsträchtig ist. Gelobt wurde allgemein auch die Positionierung des Erdhabitats an einer Gletscherspalte, da damit Nicolliers Erfahrungen von Gefahr und Einsamkeit gekonnt umgesetzt worden seien.

Kritisch aufmerksame Blicke der Experten bei der Abschlusspräsentation des Lehrstuhls für Benutzeroberfläche. Als zweiter von vorne der Bauherr Claude Nicollier. gross

Fernsehen im All

Auch bei anderen Projekten zeigte sich, dass die Semesteraufgabe, die sowohl ein Raum- wie ein Erdhabitatentwurf beinhaltete, die Studierenden inspirierte. Den Auftrag von Nicollier, für den Aufenthalt im Weltall ein Missionsziel zu erarbeiten, setzten zwei Teams so um, dass sie eine Fernsehstation im All entwarfen, von welcher der Astronaut über seine Forschungsergebnisse berichtet - eine Television, die ihren Namen wirklich verdienen würde. Mehrere angehende Architektinnen und Architekten konzipierten das Erdhabitat als Vorbereitungsgebäude für den Aufenthalt im All – eine Idee, die Nicollier gefiel.


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Claude Nicollier untersucht ein Modell von Studierenden für ein flexibles Weltraumhabitat. gross

Von der Gestaltung her tauchte die Kugelform, oder zumindest gerundete Formen häufig auf. Bei mindestens einem Projekt schien auch Buckminster Fuller Pate gestanden zu haben. Gewisse Entwürfe erinnerten an die sphärischen Kuppeln des US-amerikanischer Architekten und Schriftstellers. Die Kugel aber auch der Zylinder waren von den Studierenden als gestalterische Lösung gefunden worden, wie man auf das Thema der Schwerelosigkeit architektonisch reagieren kann. Denn in diesen Formen fällt die Trennung von Oben und Unten weg.

Auf grosse Begeisterung bei der Möblierung des Raumhabitats stiess der Vorschlag für ein Anemonenbett. In dieses würde man sich im Weltall einfach hineinlegen, wie ein Fisch sich in die Seeanemonen bettet. Der an der Schlusskritik anwesende Piero Messina von der europäischen Raumfahrtagentur (ESA) wollte sofort, dass die beiden Studenten diese Idee weiterverfolgen und bei seiner Organisation anmelden. Denn eventuell liesse sie sich in den von der ESA für Studenten angebotenen Parabelflügen testen.

Studierende mit Potenzial für reale Projekte

Zum Schluss der Kritik hielt Nicollier, der die Studierenden das ganze Semester begleitet hatte, fest, dass er insgesamt von der Qualität und von Variantenreichtum beeindruckt sei. Er äusserte auch die Hoffnung, dass einer der Studierenden die Möglichkeit erhalten werde, an einem Projekt für ein reales Raumhabitat mitzuwirken. Denn wenn die Nasa ihre Pläne umsetzt, und ihre Leute im Jahre 2035 auf den Mars schickt, ist das Bedürfnis für eine humane Weltraumarchitektur sicher vorhanden. Eventuell kann dann Nicollier seine Kollegen bei der Nasa darauf aufmerksam machen, das diesbezüglich in Zürich bereits einiges an Vorarbeit geleistet wurde.

Der Vorschlag für ein flexibles Spacehabitat von der Projektgruppe Phelix löste bei Claude Nicollier Begeisterung aus. (Bild: bof!) gross


Fussnoten:
(1) Zum Start des Semesterprojektes vom bof! erschien in ETH Life „Nicollier als Bauherr an der ETH“: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/bofnicollier.html
(2) ETH-Lehrstuhl für Benuterzoberfläche: www.bof.arch.ethz.ch/



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