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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 15.11.2002 06:00

Neuer Pavillon auf dem Campus der ETH Hönggerberg
Manifest der Informationstechnologie

Sieben Architekturstudenten haben einen schwimmenden Pavillon aus Edelstahl entworfen. Sie zeigen damit exemplarisch, welche Möglichkeiten sich mit modernen Planungs- und Konstruktionswerkzeugen eröffnen.

Von Felix Würsten

Wer es diesen Sommer verpasst hat, an der Expo02 den Monolithen in Murten zu bewundern, dem bietet die ETH nun eine Alternative. Auf dem Campus der ETH Hönggerberg schwimmt mitten auf dem Ententeich neben der Mensa seit einer Woche ein röhrenförmiger Pavillon aus Edelstahl. Entworfen haben ihn die Teilnehmer des letztjährigen Nachdiplomkurses der Professur für CAAD des Departements Architektur(1).

Zwei Leitlinien vereint

Die sieben Studenten von ETH-Professor Ludger Hovestadt haben ein Jahr lang an der Konzeption und Konstruktion des Pavillons gearbeitet. Die unregelmässig geformte Röhre, die etwa 3 x 3 x 3 Meter gross ist, besteht aus 416 Teilen, die miteinander vernietet sind. Dabei ist jedes Teil ein Unikat. Der Pavillon dient keinem Zweck. Es regnet hinein, der Wind pfeift hindurch und er kann auch nicht betreten werden, da er mitten im Teichs steht. "Der Pavillon ist kein funktionales Gebäude, sondern ein gebautes Manifest" schreiben die Architekten stolz. "Ein Manifest für die kompromisslose Umsetzung aktueller Informationstechnologien in Planung und Konstruktion". Der Pavillon verkörpert zwei wichtige Leitlinien der Professur: "Programmieren statt Zeichnen" und "Bauen mit Maschinen".

Einfache Planung von Einzelteilen

"Programmieren statt Zeichnen" bedeutet, dass Bauteile nicht mehr mit CAD-Programmen gezeichnet, sondern mit Hilfe von Programmiersprachen beschrieben werden. Dadurch muss nicht mehr jedes Teil einzeln gezeichnet werden, sondern bei einem vorgegebenen Teil können gewisse Parameter gezielt verändert werden, um ein anderes Teil zu entwerfen. Soll etwa ein bestehendes Fenster verkleinert werden, so müssen im Programm nur die Werte für Länge und Breite angepasst werden. Alle anderen Parameter - Rahmenstärke, Glasdicke, Position des Fenstergriffs - können hingegen unverändert übernommen werden.


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"Das Manifest der Informationstechnologie" schwimmt im Ententeich auf dem Hönggerberg. gross

Auf einfache Art und Weise können so Variationen von Grundmustern erzeugt werden. Das ist vor allem dort von Vorteil, wo es um spezielle Bauteile geht. Während Mauersteine, Fassadenelemente und Deckenraster als standardisierte Elemente heute massenweise produziert werden, verlangen andere Elemente wie Gebäudeecken oder Dachanschlüsse massgeschneiderte Lösungen. Gerade diese Lösungen sind für den Planer sehr aufwendig. Der Pavillon auf dem Hönggerberg zeigt nun die Stärken der neuen Planungstechnik. Alle 416 Teile weisen gleiche Konstruktions- und Verbindungsprinzipien auf, variieren jedoch in der Form - der Sonderfall wird zur Regel.

Massenweise Unikate

Auch die Leitlinie "Bauen mit Maschinen" wurde beim Pavillon konsequent verfolgt. Aus computergefertigten Zeichnungen können heute direkt Bauteile aus verschiedenen Materialien hergestellt werden. Für eine moderne, computergesteuerte Maschine spielt es keine Rolle, ob sie 100 Standard- oder 100 Sonderteile herstellt. Der Gegensatz zwischen Massenproduktion und Unikatfertigung wird so überwunden. Den Studenten stand für ihre Arbeit die Laserschneidemaschine des Instituts für Umformtechnik der ETH zur Verfügung. Sämtliche Bauteile des Pavillons wurden von den Studenten selbst mit dieser Maschine hergestellt und anschliessend auf dem Hönggerberg zusammengesetzt. Anders als beim grossen Vorbild in Murten ist noch nicht klar, wie lange der Pavillon auf dem Hönggerberg zu bestaunen sein wird. "Das hängt davon ab, wann die Konstruktion zusammenbricht", erklären die Studenten. "Das kann bereits in wenigen Monaten geschehen, möglicherweise aber auch erst in einigen Jahrzehnten."


Fussnoten:
(1) Professur für CAAD: www.caad.arch.ethz.ch



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