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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 23.02.2004 06:00

ETH und Uni Zürich eröffnen ein Kompetenzzentrum für Wirtschaftsfragen
Wissenschaft begegnet Wirtschaft

Zwischenbilanz für das SEP Financial and Entrepreneurial Sciences: Das Programm ist erfolgreich, die Ziele sind mehrheitlich erfüllt. Der Lehrgang „Master of Advanced Studies in Finance“ wird in diesem Jahr bereits zum dritten Mal ausgeschrieben, und das „Center of Competence Finance in Zurich“ wird demnächst offiziell eröffnet.

Von Michael Breu

„Innovation ist nicht nur das Ergebnis von wissenschaftlicher Erfindung oder technischem Durchbruch, Innovation hängt auch von der Haltung und vom Wissen der Unternehmerinnen und Unternehmer ab.“ So heisst es – frei übersetzt – in der Beschreibung des SEP Financial and Entrepreneurial Sciences der ETH (1). Das Programm wurde vor drei Jahren lanciert mit dem Ziel, Wissenschafter und Ingenieure in volks- und betriebswirtschaftlichen Fragen auszubilden. Ende 2004 soll das Projekt abgeschlossen sein, Zeit für eine Bilanz.

Kompetenzzentrum für Finanzfragen

„Die Schulleitung der ETH hat sich zwei Ziele gesetzt“, erklärt der Leiter des Projektes, Erich Walter Farkas. „Einerseits soll ein Top-Ausbildungsprogramm in Form eines Master-Lehrgangs aufgebaut werden, andererseits soll ein Kompetenzzentrum entstehen, wo Forschung und Lehre im Bereich Finance koordiniert werden.“ Die Grundlagen dafür legten Rajna Gibson, Freddy Delbaen und Uwe Schmock.

Gibson ist Professorin für Finanzen am Institut für schweizerisches Bankwesen der Universität Zürich, Delbaen ist ETH-Professor für Finanzmathematik, und Schmock, bis Ende September 2003 Projektleiter, ist heute Professor für Finanz- und Aktuarmathematik der Technischen Universität Wien. Erich Walter Farkas, der die Leitung des Projekts Anfang Oktober 2003 von Uwe Schmock übernommen hat, studierte Mathematik an der Universität Bukarest, promovierte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, habilitierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und baute in Bayern den ersten englischsprachigen Master-Lehrgang in Mathematik auf.

Grosses Interesse am Master-Lehrgang in Finance

Zuerst zum Master-Lehrgang (2): Der erste Kurs wurde im Oktober 2002 erfolgreich gestartet, der zweite vor vier Monaten. Derzeit läuft die Anmeldefrist für den dritten Master-Lehrgang. Den ersten Kurs haben 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besucht, im zweiten Programm studieren derzeit 17 Frauen und Männer. Auch der dritte Kurs scheint auf Anklang zu stossen: „Es gibt bereits sehr viele Anmeldungen“, sagt Farkas und begründet das Interesse mit der hervorragenden Stellung des Finanzplatzes Zürich in der Wirtschaftswelt und der Reputation von ETH und Universität. Zugelassen werden pro Lehrgang maximal 20 Personen, etwa das Achtfache an Bewerbungen gehen ein. Etwa zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus dem Ausland, die Studienkosten betragen rund 5000 Franken, wobei sich etwa die Hälfte eines Lehrgangs um ein von Banken und Versicherungswirtschaft gesponsortes Stipendium bewerben kann, welches die Studiengebühr deckt.

Hochkarätig besetzt: Am Master-Lehrgang in Finance wirken auch Dozenten aus der Wirtschaft mit - unter anderem Urs Birchler, Direktor der Schweizerischen Nationalbank.

„Die Ausbildung vertieft die Theorien, Konzepte und Methoden in den quantitativen Finanzwissenschaften; sie hat einen erheblichen mathematischen Anteil aber ist im Ganzen eine Kombination von Wirtschaftswissenschaften und Mathe“, erklärt Erich Walter Farkas. Einmalig am Zürcher Modell sei das gemeinsame Engagement mit verschiedenen Fakultäten von ETH und Universität: „Die ETH ist mit dem Departement Mathematik am Programm beteiligt, die Universität mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Eine ideale Kombination.“ Doch bis es soweit war, gab es einige Hürden zu überwinden: Lange war zum Beispiel unklar, wie sich das als Weiterbildung konzipierte Programm mit den Anforderungen der Bologna-Reform vereinbaren lässt, es gab verwaltungstechnische Probleme zu lösen, und erst kürzlich hat die Schulleitung der ETH als zweite Institution neben dem Universitätsrat die „Verordnung über das Weiterbildungsprogramm und die Organisation“ gutgeheissen. „Das erste Ziel, den Aufbau eines hochkarätigen Master-Lehrgangs in Finance, haben wir grundsätzlich erreicht“, bilanziert Farkas.


RiskLab

(mib) Neben dem Master-Lehrgang in Finance wird auch das RiskLab (4) unter dem Dach des Kompetenzzentrums zusammengefasst. Das RiskLab wurde 1994 als angewandtes Forschungsinstitut gegründet. Angestossen wurde das Projekt von den drei damaligen Grossbanken, der Schweizerischen Bankgesellschaft, der Schweizerischen Kreditanstalt und des Schweizerischen Bankvereins, sowie von den beiden ETH-Professoren Paul Embrechts (Mathematik) und Hans-Jakob Lüthi (Institut für Operations Research). Heute ist das RiskLab in der schweizerischen Forschungslandschaft fest verankert.




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Schwarzer Freitag: Am 24. Oktober 1929 stürzten die Kurse an der Wall Street ins Bodenlose. Der Börsencrash entwickelte sich daraufhin zur Weltwirtschaftskrise. Mit einem gezielten Risikomanagement soll dies verhindert werden.

Zweites Ziel, das Kompetenzzentrum, wo Forschung und Lehre im Bereich Finance koordiniert werden sollen: Dafür steht das „Center of Competence Finance in Zurich“ (CCFZ) mit Sitz an der Plattenstrasse 14 am Institut für schweizerisches Bankwesen (3). „Das CCFZ ist noch im Aufbau“, sagt Farkas. „Bis jetzt ist der Master-Lehrgang das Herzstück des Kompetenzzentrums. Der Ausbau des CCFZ braucht allerdings noch eine Vereinbarung zwischen ETH und Universität – denn das SEP läuft Ende 2004 aus.“

Zentrum wird eröffnet

Offiziell eröffnet wird das CCFZ am 25. März 2004 mit einer Tagung zum Thema „Finanzkompetenz am Wissenschaftsplatz Zürich“ (17-20 Uhr, Aula Uni-Zentrum). Die Eröffnungsansprachen werden vom Rektor der Universität Zürich, Hans Weder, und von Albert Waldvogel, Senior Vice President der ETH Zürich, gehalten. Hans Geiger wird das CCFZ als Vorsitzender vorstellen, während Rajna Gibson und Walter Farkas (als Programmdirektor) den Master-Lehrgang vorstellen werden. Die Fachvorträge sind dem Thema Risiko gewidmet: Freddy Delbaen (Mathematik, ETH Zürich) wird über „Risikomasse“ berichten, Abraham Bernstein (Institut für Informatik, Uni Zürich) wird über „Betrugserkennung“ referieren, und Hans Caspar von der Crone (Rechtswissenschaftliche Fakultät, Uni Zürich) spricht über „Corporate Governance und Risikomanagement“.


Führungskräfte auf der Schulbank

Teil des SEP Financial and Entrepreneurial Sciences ist das „International Senior Entrepreneurial Leadership Program (ISEP)“ (5). Das ISEP wurde von der ETH Zürich, vom MIT und von der Universität St.Gallen (HSG) ins Leben gerufen. Fritz Fahrni, Sie sind als Professor für Technologiemanagement an der ETH und an HSG für dieses Programm zuständig. Was sind die Ziele des Programms?

Fritz Fahrni: Es geht um die Weiterbildung für internationale Führungskräfte in verantwortungsvollen Positionen (Executive Education). Wir sprechen Kaderpersönlichkeiten aus der internationalen Industrie wie auch aus verschiedensten Verwaltungspositionen an. Dabei setzen wir Erfahrung von zehn oder mehr Jahren in anspruchsvollen Führungspositionen voraus. Während des ISEP-Seminars von drei mal einer Woche (eine Woche in der Schweiz, eine Woche in den USA, eine Woche in Europa) betrachten wir die verschiedensten Dimensionen in der Führung von Unternehmen und Organisationen; daher der Name „Entrepreneurial Leadership“. Über zwanzig international anerkannte Professoren und fünf bis sieben CEO’s bringen ihre Erkenntnisse aus Forschung und Erfahrung ein. Eine Spezialität des ISEP ist, dass auch die Teilnehmer ihre eigenen Fälle aus dem Führungsalltag einbringen und zur Diskussion stellen. Das ist lebendiges Lernen. Die meisten Teilnehmer bringen neben ihrer Führungserfahrung auch bereits eine länger zurückliegende Managementausbildung mit.

Das Programm ist Teil des SEP Financial and Entrepreneurial Sciences der ETH, welches dieses Jahr ausläuft. Was wurde bisher erreicht?

Fahrni: Das ISEP wurde bereits zweimal durchgeführt und dies mit sehr gutem Erfolg. Die Feedbacks von Seiten der Teilnehmer sind nicht nur positiv, sondern mehrheitlich begeisternd. Es ist uns auch gelungen, zusammen mit weltweit bekannten Fakultätsmitgliedern der ETH Zürich, des MIT’s (Sloan School of Management) und der Universität St.Gallen das Programm immer wieder zu verbessern und vor allem sehr aktuell zu halten. Auch der finanzielle Erfolg ist sehr erfreulich. Seit dem ersten Jahr fliessen immer wieder Profite zurück an die beiden europäischen Trägeruniversitäten (HSG und ETH).

Wie geht es nun weiter?

Fahrni: Im Jahre 2004 bieten wir wiederum ein optimiertes Programm nach dem bewährten Konzept Schweiz / USA / Europa an. Neu ist dieses Jahr im Angebot eine optionale Zusatzwoche in Fernost (Singapur und Shanghai). Damit wollen wir die Internationalität noch mehr hervorheben. Auch dort ist es uns gelungen, mit den besten Universitäten und den bekanntesten Industrieführern zusammen zu spannen. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Durchführung auch im dritten Jahr. Ebenfalls findet jährlich ein Alumni-Tag während des ISEP statt.




Fussnoten:
(1) SEP Financial and Entrepreneurial Sciences der ETH: www.sep.ethz.ch/projekte/finance_sci
(2) Lehrgang Master of Advanced Studies in Finance: http://msfinance.ch/
(3) Center of Competence in Finance: www.ccfz.ch/
(4) RiskLab: www.risklab.ch/
(5) International Senior Entrepreneurial Leadership Program: www.ep.ethz.ch/



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