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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 06.04.2001 06:00

Präsentation ETH-World-Buch
"Jenseits des Luxus"

Wie wird in fünf Jahren an der ETH studiert und gelehrt werden? Soviel ist klar: die Informationstechnologie wird den Studienalltag bis ins Detail mitbestimmen. ETH World entwirft die Hochschul-"Infostruktur" des 21. Jahrhunderts - ein völlig neuartiger Ansatz in der Hochschulplanung, dem die 50 eingereichten Wettbewerbsbeiträge ein Gesicht verliehen haben. Das neu erschienene ETH-World-Buch samt CD zeigt Erstaunliches, Ausgefallenes und Visionäres.

Von Norbert Staub

Das namhafte Team des Computerriesen IBM hatte es zwar mit seinem spielerisch aufgemachten Entwurf namens "ETH-Connect" in die Runde der letzten sieben Projekte für eine künftige "ETH World" geschafft - zu einem Platz auf dem Podest reichte es jedoch nicht. Das allein schon zeigt, wie hoch die Latte lag, welche die internationale Jury für die 50 eingereichten Projekte gesetzt hatte. Heute Freitag Mittag werden die eindrücklichen Resultate im Foyer Süd des ETH-Hauptgebäudes in Buch- und CD-Form präsentiert(1)

Den "Treibsand der Information" zu fassen kriegen

Es war der erste international ausgeschriebene Wettbewerb dieser Art überhaupt. Aufgabe war, nicht weniger als einen Masterplan für die Struktur der ETH-Wissenslandschaft des 21. Jahrhunderts zu entwerfen. - Eine Wissenslandschaft, die nicht mehr nur durch physische Gegebenheiten wie die Gebäude an den verschiedensten Zürcher Standorten geprägt sein wird, sondern massgeblich durch einen gigantischen, permanent bewegten Informationsfluss.

Jurypräsident Kurt W. Forster, Architektur- und Kunsthistoriker und bis 1999 Professor an der ETH, nimmt im Vorwort zum ETH-World-Buch diese Feststellung auf: Es gehe darum, den stets neu geformten "Treibsand der Information" vorstellbar und zugänglich zu machen. ETH World sei ein Weg, um das zu erreichen - dank immer kompakterer und billigerer Technik und einer Politik des freien Zugangs zu den Daten.

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3-D-Strukturen verbildlichen Informationsräume: Das Projekt der Berliner Jonas Luther und Michael Filser wird zur Weiterentwicklung empfohlen. gross

Konkret soll ETH World der Forschung und Lehre neue Wege eröffnen, mit einem speziellen Gewicht auf Life-long-learning; das Rückgrat dieses Projekts soll ein offenes, nicht-hierarchisches Netzwerk für Kommunikation und Interaktion bilden.

Dritter ETH-Pfeiler

ETH-World-Initiator Gerhard Schmitt, Vizepräsident für Planung und Logistik, stellt das Projekt als einen dritten, virtuellen Campus neben die physischen Einrichtungen ETH Zentrum und Campus Hönggerberg. Hochschulentwicklung könne schon aus Kostengründen nicht mehr über die simple Hinzufügung von weiteren Räumen geschehen, so Schmitt (in Zürich allen stehen 200 ETH-Gebäude), sondern müsse sich die rasant wachsenden Möglichkeiten der Informationstechnologie zunutze machen. Das heisst: die bestehenden Räume müssen mit einem virtuellen - ETH World - ergänzt werden. Gesucht wurde ein gleichzeitig "geniales und realisierbares Konzept", liest man in der Zusammenfassung der Ausschreibung.

Nicht genug damit, dass dieser Wettbewerb äusserst anspruchsvoll war; er war zudem mit einem ambitionierten Zeitplan versehen: zwischen Ausschreibung im Frühling 2000 und erstem Abgabetermin lagen nicht einmal zwei Monate. Und bereits Anfang November letzten Jahres waren die Siegerprojekte bestimmt. Es erstaunt, was für ein Output an Ideen und technologischer Umsetzung in dieser kurzen Zeitspanne möglich war. - Das ETH-World-Buch versammelt sie nun alle, die Gewinner und die Unterlegenen.

Aus fast allen Kontinenten trafen Beiträge bei der Jury ein, doch ein einheimisches Team stach sie am Ende alle aus: das Projekt "Beyond Luxury" einer Designer- und Architektengruppe um die Zürcher Alexandra Papadopoulos, Urs Suter und Koni Weber gewann den ersten Preis.


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Das Siegerprojekt "Beyond Luxury": originelle Lösungen, die von den BenutzerInnen ausgehen.

Dass die an ETH World Beteiligten - die BenutzerInnen - in den Mittelpunkt gestellt werden sowie deren Zugang zu den Daten und nicht die Daten selbst; dies mache die "visionäre Qualität" des gekürten Projekts aus, schreibt die Jury.

Smart Card und Wearables

In der Tat sticht "Beyond Luxury" auch für den Laien mit seiner unaufgeregten und doch pfiffigen Art, künftige Kommunikationlösungen mit identitätsstiftendem Design zu verbinden, aus den Vorschlägen heraus. Andere operieren schwerpunktmässig mit einer futuristischen Metaphorik (Universum, Milchstrasse, Globus), die der Offenheit des Projekt zwar angemessen ist, es aber darüber manchmal verpasst, die Menschen bei ihren Bedürfnissen "abzuholen". Was bei manchen Vorschlägen auffällt, ist die Tendenz, den virtuellen Raum anhand natürlicher Formen zu modellieren: als Landschaften mit Hügeln etwa, als Welle, als komplexe amorphe Masse, die sich tropfenweise zusammenfügt und wieder löst oder gar als Meteoritenschwarm über dem Zürcher Grossmünster.

"Beyond Luxury" entwickelt hingegen praktische Ideen für die permanente persönliche Anbindung ans ETH-Netz. Etwa einen einfachen Batch im Kreditkartenformat, dessen intelligentes Innenleben einerseits die elektronische Identifikation seines Trägers und andererseits Wireless-Anschluss an alle erdenklichen ETH-Daten ermöglicht. Dasselbe lässt sich als Accessoire zur Alltagskleidung denken - miniaturisierte und personalisierte Info-Portale zur ETH-Welt also.

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Modular aufgebaute Begegnungsräume: die physische Raumvision von "Beyond Luxury". gross

Das kürzlich erschienene 176-seitige Buch (es verkauft sich dem Vernehmen nach bereits sehr gut) ist der gleichsam nachgelieferte Katalog zur Ausstellung der Projekte, die kürzlich auf dem Hönggerberg zu Ende ging. Erschienen ist es im gta-Verlag mit einer Auflage von 1'500 Stück. Gegen den klar strukturierten Band (Text / Prämierte Projekte / übrige Projekte) mit der qualitativ hochstehenden Bebilderung fällt die mitgelieferte CD-ROM etwas ab: die Bedienerführung ist wenig eingängig; und das Format der Bilder ist generell zu klein geraten: das Lesen der integrierten Texte ist oft nicht möglich. Ein weiterer Mangel ist die fehlende Kompatibilität der CD mit den an der ETH gut verankerten Betriebssystemen Unix und Linux.

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Im dreidimensionalen Raum navigieren: Die Arbeit des New Yorker Archgitekten Thomas Leeser wurde mit dem 3. Preis ausgezeichnet. gross


Fussnoten:
(1) ETH World on the Move: The Book - The Projects. Präsentation heute Freitag um 12:15 Uhr im Hauptgebäude der ETH, Foyer Süd, Geschoss E. Weitere Informationen: www.ethworld.ch/html/links_ov.html.



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