ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 06.09.2002 06:00

Institut für Denkmalpflege engagiert sich in Georgien
ETH kratzt an georgischer Geschichte

Am 7. und 8. September ist der europäische Tag des Denkmales. Einen aktiven Beitrag zur Denkmalpflege liefert das Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich. Seit Oktober 2001 leitet es ein Projekt zur Erforschung und Erhaltung zweier mittelalterlicher Denkmäler in Georgien.

Von Regina Ryser

Das grüne Tal des Khrami-Flusses scheint seit Jahrzehnten unberührt. Das Tal, 60 Kilometer südlich der georgischen Hauptstadt Tbilisi, wird von beiden Seiten von grünen Hängen gesäumt. Wer diese Hänge erklimmt, trifft auf Kunstgeschichte. Auf einer Terrasse, umgeben von Höhlen und Steinbauten, liegt die Kirche der Klostersiedlung von Pirghebuli, die aus dem 13. Jahrhundert stammt.

Zahlreiche weitere Höhlenkomplexe befinden sich in den Hängen dieses Tals, einer dieser Komplexe ist Nakhiduri. Dieser besteht aus zahlreichen Höhlen auf verschiedenen Ebenen und ist ein bronzezeitliches bis spätmittelalterliches Denkmal.

Die Erforschung dieser Siedlungen wurde lange Zeit von der damals sowjetrussischen Regierung vernachlässigt. Erst nach der Unabhängigkeit Georgiens 1991 konnten diese Zeitzeugen einer bereits im Mittelalter hochentwickelten Kultur näher untersucht werden.

Ansicht der Hauptkirche von Pirghebuli (Foto: L. Mirianashvili). gross

Doch die Zeit ist nicht spurlos an den beiden Denkmälern vorbeigeschritten. Die Schäden an den Bauwerken und Höhlen sind zum Teil massiv. Die alten Dachkonstruktionen sind teilweise zerstört, Wassereinbrüche haben an verschiedenen Stellen das Mauerwerk sowie die Wandmalereien beschädigt. Auf dem teilweise zerstörten Dach wuchern Pflanzen. Wandmalereien wurden vom Menschen mit Graffiti verkratzt und übermalt. Diese Zerstörungen gilt es nun aufzuhalten.

Dokumentationen spielen eine grosse Rolle

Um die Bauwerke in angemessener Art instand zu setzen, gilt es vorerst einige Abklärungen zu treffen. Als erstes muss eine Bestandes- und Zusatzaufnahme durchgeführt werden. Dazu werden Fotos und Skizzen der Bauwerke angefertigt und darin die Materialien sowie die Schäden eingezeichnet, seien dies Wasserschäden, Graffitis oder Algen.


Institut für Denkmalpflege (ID)
Das Institut für Denkmalpflege besteht seit 1972 und ist eine Forschungs- und Lehreinheit des Departements Architektur der ETH Zürich. In der Schweiz gibt es kein weiteres Universitäts-Institut, das integrale Forschung in der Denkmalpflege betreibt. Geforscht wird in den Bereichen Theorie und Geschichte der Denkmalpflege, Altbausanierung, Technologie und Konservierung, Bauforschung und Archäologie sowie Vermessung in Archäologie und Denkmalpflege.



weitermehr

Ansicht des Khrami-Tales von Pirghebuli gegen Osten (Foto: K. Zehnder). gross

Es muss sodann abgeklärt werden, ob zum Beispiel vorhandene Algen wirklich Schäden verursachen. "Das ebenso einfache wie anspruchsvolle Mittel dazu ist vor allem genaues Beobachten", erklärt Konrad Zehnder, Projekt-Koordinator vom Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (1) . Im Gegensatz etwa zu verholzenden Pflanzen ist die Zerstörungskraft der Algen kleiner. Sie haben keine Wurzeln, die ins Gemäuer eindringen und dieses sprengen.

Die Forscher nehmen Proben von teils intakt gebliebenen Wandmalereien, Verputzen und Steinwerk. Diese werden in den Labors auf ihre Zusammensetzung untersucht. Damit soll festgestellt werden, was für Materialien und Farben gebraucht wurden und was die Schäden verursacht hat.

Erst nach diesen Untersuchungen weiss man, was wie instand gesetzt werden kann. Wenn zum Beispiel eine Wandmalerei durch kristallisierendes Salz zerstört wurde, gilt es herauszufinden, wieso sich dieses Salz bilden konnte. Erst wenn dieses Problem gelöst wird, ist auch der Schlüssel für die Erhaltung der Wandmalerei gefunden.

"Dokumentationen spielen eine wesentliche Rolle", erläutert Zehnder. Damit solle festgehalten werden, wie die Objekte heute aussehen, was für Schäden bestehen und wie man diese behebe. "Dies ist vor allem für die Zukunft wichtig." Falls ein Fehler gemacht werde, könne die Nachwelt diesen dank der Dokumentationen erkennen und korrigieren.

Wissenschaftliches System modernisieren

"Jedes Denkmal ist ein Beweis für die Dauer und prägt und trägt die kulturelle Identität der Menschen." Diesen historischen Beweis zu erforschen und zu erhalten, darum geht es Konrad Zehnder und seinem Team in Georgien - aber auch allgemein in der Denkmalpflege. Zustande gekommen ist dieses Projekt durch eine Ausschreibung des Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen von "Scientific Cooperation between Eastern Europe and Switzerland" (Scopes) (2) . Die Georgier (3) haben darauf reagiert und ein Projekt zusammen gestellt. Bedingung des Nationalfonds ist, dass eine schweizerische Forschungsstelle darüber wacht, dass das Geld an das richtige Ort fliesst und zweckmässig eingesetzt wird.

Der Nationalfonds finanziert das Projekt, das seit Oktober 2001 bis März 2004 läuft, mit 48'000 Franken. Ziel des Programms ist es unter anderem, das wissenschaftliche System der Partnerländer zu modernisieren.

Das Institut für Denkmalpflege leistet dazu Aufbauarbeit mit der teilweisen Ausführung und Begleitung vor Ort sowie der Anleitung für die Mörtel- und Malschichtuntersuchung im Labor in Tbilisi und in Zürich. "Dafür erhält das Institut für Denkmalpflege neue Einblicke in die Bau- und Maltechnik eines anderen Kulturkreises und konkrete Erfahrungen mit deren Erforschung und Konservierung." Zu diesem Zweck haben ein georgischer Archäologe, ein Kunsthistoriker und eine Doktorandin in Kunstgeschichte und naturwissenschaftlicher Materialtechnologie die ETH Zürich besucht.


Fussnoten:
(1) Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich: www.id.arch.ethz.ch
(2) Scientific Coorporation between Eastern Europe and Switzerland (Scopes): www.snf.ch/de/fop/irc/irc_sco.asp
(3) Die georgischen Partner des ETH-Instituts für Denkmalpflege: Prof. Valeri Silogava und Dr. Lado Mirianashvili (beide Kunsthistoriker), Fund of Science "Udabno", Tbilisi / Georgien; Dr. Nodar Bakhtadze (Archäologe), Janashia State Museum of Georgia, Tbilisi / Georgien )



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!