Eine Klingel hat es nicht. Wer den Bewohnern der Test-WG im Hönggerberg einen Besuch abstatten möchte, muss entweder klopfen und hoffen, dass ihn jemand hört, oder aber unverfroren zu Tür hereinmarschieren und sich so mit unmittelbarer Anwesenheit ankündigen.

Rund ein Monat ist vergangen, seit die fünf Studierenden ihr Quartier im umfunktionierten Sitzungscontainer bezogen haben. Die nicht vorhandene Klingel täuscht: Die Hönggerberg-WG hat sich in dieser Zeit häuslich eingerichtet. Die Küche ist komplett mit Kühlschrank, Herd und Backofen ausgestattet, die Zimmer sind möbliert und mehr oder weniger aufgeräumt und Computer und Stereoanlagen sind angeschlossen. Einzig die Waschmaschine verweigert hartnäckig ihren Dienst – sie soll in den nächsten Tagen ersetzt werden.

Alles dabei: gut ausgerüstete Küche mit Kühlschrank, Backofen, Herd und Mikrowelle.

Von solch kleineren Bagatellen lässt sich das Quintett die Stimmung aber nicht verderben – oder zumindest zeigen sie es nicht. Die fünf verströmen demonstrative Zufriedenheit und Wohlfühllaune, zu Klagen lassen sie sich kaum verführen. Einzig der nach wie vor fehlende Internetanschluss lockt besonders die Jungs etwas aus dem Busch: Dass das W-LAN höhnischerweise nur bis zum Zaun und nicht bis in den Container reicht, scheint ihnen ordentlich aufs Gemüt zu schlagen. Nach Abhilfe wird energisch verlangt.

Ziemlich verblüffend ist der Umstand, dass sich die Wohnexperimentler so klaglos mit der doch etwas abgelegenen Lage des Hönggerbergs abfinden. Und das, obwohl die meisten von ihnen im Grossraum ETH Zentrum studieren, also täglich zwischen Stadt und Hönggerberg hin- und her pendeln müssen. Ein Grund für diese Gelassenheit scheint die im Eingangsbereich geparkte Fahrradflotte zu sein: Das Velo hat für die Bewohner der Hönggerberg-WG offensichtlich einen eminenten Stellenwert. Tatsächlich, so erfährt man, ist es das unverzichtbare Transportmittel schlechthin. Im Gegensatz zu Bussen fährt es zu jeder Tages- und Nachtzeit und garantiert so eine schnelle und (relativ) unkomplizierte Verbindung zu den umliegenden Gegenden und der Zürcher City.

Die Fahrradflotte im Wohncontainer

Aber auch von den spärlichen Ausgangsmöglichkeiten auf dem Hönggerberg – mal abgesehen vom Alkoholikertreff, der aber keine ernsthafte Alternative darstelle... – lässt sich die fünfköpfige Schar nicht aus dem Konzept bringen. Getreu nach dem Do-it-yourself-Prinzip organisieren sie sich selber und feiern entweder im Container oder fahren in die Stadt – oder sind gar nicht erst anwesend. Übers Wochenende ist die Zahl der WG-Bewohner meist ziemlich reduziert…

Insgesamt scheinen die WG-Bewohner das Wohnexperiment in vollen Zügen zu geniessen. Dinge, wie zum Beispiel die hohen Preise des lokalen Hönggerberg-Ladens werden mit einem Achselzucken als nicht so tragisch abgetan (der nächste Coop/Migros sei ja nicht weit). Die positiven Aspekte überwiegen. In diesem Sinne werden die fünf wohl auch die kommenden Monate in ihrem Container auskosten – und der Hönggerberg scheint sich als zukünftiger Standort von Science City zu bestätigen.

Malerisch: die Schuhablage