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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 02.11.2006 06:01

Zum Start der heutigen Start-Messe ein Porträt des Start-Up-Unternehmens "innostarter"
Von der Idee zum Prototypen

Wer hat nicht schon einen genialen Geistesblitz gehabt? Die von ETH-Ingenieuren neu gegründete Firma innostarter sammelt solche Ideen, sucht das zur Realisierung notwendige Kapital und Know-how und produziert daraus marktfähige Prototypen und Produkte. Zum Auftakt der heutigen Start-Messe im ETH-Hauptgebäude (siehe Kasten) porträtiert „ETH Life“ ein spezielles Start-up-Unternehmen aus dem Ingenieur-Bereich.

Jakob Lindenmeyer und Jonas Baud

„Unsere Firma Innostarter (1) führt Ideen mit dem zur Realisierung notwendigen Kapital zusammen und sucht die geeigneten Ingenieure, um einen Prototypen zu entwickeln“, erklärt Andreas Schlegel die Geschäftsidee. Zusammen mit Jochen Ganz hat Schlegel an der ETH Maschinenbau studiert und anschliessend am Paul-Scherrer-Institut (PSI) in der Energieforschung doktoriert. Nach einem Abstecher in die USA beschlossen die beiden vor sechs Jahren, mit awtec eine eigene Firma zu gründen, um für externe Firmen marktfähige Prototypen zu entwickeln. „Wir sind eine Art ausgelagerte Forschungs- und Entwicklungsabteilung für viele Unternehmen, die zu stark im Tagesgeschäft feststecken und darum die für Innovationen zwingend notwendigen Freiräume, Zeit und Budget inhouse nicht mehr zur Verfügung stellen können“, erklärt Andreas Schlegel den Geschäftsbereich von awtec. (2)

innostarter-Geschäftsleiter Jochen Ganz neben dem Stirling-Kern.

Traumjob für ETH-Tüftler

Das Konzept scheint Erfolg zu haben. Momentan beschäftigt awtec 15 Angestellte, 80 Prozent davon ETH-Ingenieure. Meist handelt es sich um Maschineningenieure, doch sind auch Physiker und ein Werkstoffingenieur mit dabei. „Obwohl wir uns sehr darum bemühten, arbeiten bei uns keine Frauen in der Entwicklung“, bedauert Geschäftsleiter Andreas Schlegel. „Zwar rennen uns die ETH-Absolventen bei der Stellensuche trotz Hochkonjunktur die Türe ein, doch Frauen mit der gesuchten technischen Ausbildung melden sich keine.“

Aus den Erfahrungen mit Entwicklungsprozessen im Rahmen von awtec bemerkten die beiden Firmengründer, dass viele innovative Ideen nur deshalb nicht umgesetzt werden, weil es häufig am notwendigen Kapital und den für die Produktentwicklung erforderlichen Spezialisten fehlt. Um diese Lücke zu füllen, gründeten sie im Herbst 2005 die innostarter AG. Deren Geschäftstätigkeit besteht darin, innovative Ideen zu sammeln, sie zu selektieren, mit Kapital und Know-how zu versorgen und so die Entwicklung zu marktfähigen Produkten zu ermöglichen. Wenn die Rechte daran an Firmen verkauft werden können, erhält der Ideenlieferant zehn Prozent des Verkaufserlöses. Gemäss eigenen Angaben rechnet innostarter bei einem erfolgreichen Verkauf einer Produktidee mit einer guten Rendite auf das investierte Kapital.

„ETH Life“ hat den Prozess gleich ausprobiert und das Ideen-Eingabeformular via Web dazu benutzt, die während den langatmigen Redaktionssitzungen ausgeheckte Idee einer programmierbaren vollautomatischen Waschmaschinen-Tumbler-Kombination mit Lade-Depot einzugeben, mit dem mehrere Waschgänge hintereinander automatisch erledigt werden könnten. Bevor auf der Webseite die Idee eingeben werden kann, müssen zuerst Bedingungen und rechtliche Vorgaben durchgelesen werden. Nach der Ideen-Eingabe folgt eine automatische Antwort. Die sorgfältige Abklärung zu Realisierungs- und Marktchancen bedingt, dass mit einer Wartezeit von maximal 6 Wochen gerechnet werden muss, bis das ersehnte Feedback kommt.


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awtec-Geschäftsleiter Andreas Schlegel justiert den Sonnenprüfstand eines noch geheimen Projektes. gross

100 Ideen pro Jahr

Jochen Ganz erwartet jährlich einen Input von rund 100 Ideen. Davon will innostarter mindestens acht zu konkreten Prototypen weiter entwickeln. Bisher sind bereits einige Dutzend Ideen eingegangen. Darunter findet sich beispielsweise ein low-cost 3-D-Scanner für ein grosses Publikum. Wichtiges Know-How zur Bildverarbeitung wird momentan vom ETH-Doktoranden Andreas Griesser im Rahmen seiner Dissertation entwickelt (3) Mit diesen hochpräzisen und schnellen Geräten könne beispielsweise eine Statue berührungslos gescannt und in ein 3-D Modell konvertiert werden, so Griesser. „Die Scanner finden auch in der Filmindustrie ihren Einsatz, wo Gesichter oder ganze Personen basierend auf den 3-D-Scans vollautomatisch animiert werden können.“ Das von Griesser erarbeitete Know-How zur Bildverarbeitung soll nun in die Entwicklung des low-cost 3D-Scanners einfliessen und stellt einen direkten Know-How-Transfer von der ETH in die Industrie dar.

Erfolgloser Fensterputzroboter

Zudem finden sich ein ölfreier CO2-Kompressor, eine mehrfarbige Spraydose, sowie einige Projekte, die aus Gründen des Patentschutzes noch geheim gehalten werden müssen. Vertrauen und Geheimhaltung werden bei innostarter und awtec denn auch sehr hoch gehalten.Veröffentlicht werden dürfen lediglich abgeschlossene Projekte oder solche, die mangels Realisierbarkeit bereits abgelehnt wurden. Zu letzteren gehört etwa der Fensterputzroboter, der zwar ein enormes Marktpotential hätte, doch an dem schon zahlreiche Entwicklungsprojekte scheiterten, da die dazu notwendige Technologie leider noch fehlt.

Innovative Anwendung statt Neuerfindung

Hier liegt denn auch der entscheidende Unterschied von Firmen wie innostarter und awtec zu den Forschungsinstituten der ETH. Während letztere in der Grundlagenforschung tatsächlich neue Technologien entwickeln, geht es den beiden Startup-Firmen um neue innovative Anwendungen bereits bestehender Technologien. „Wir machen da weiter, wo die Grundlagenforschung abgeschlossen ist und ein genügend grosses Marktpotential besteht“, erläutert Andreas Schlegel die Firmenstrategie.

Andreas Griessers Doktorarbeit zum 3-D-Scanner sei ein gutes Beispiel, wie Know-How aus der Grundlagenforschung über innostarter und awtec auf den Markt gebracht werden könne, betont Schlegel. Er freue sich, wenn weitere Studenten und Doktoranden ihr Know-How und innovative Ideen zur Marktprüfung einreichen würden. Auch Professor Jörg F. Löffler vom ETH-Institut für Metallforschung äusserte sich positiv: „Die Firma ist ein Bindeglied zwischen Wirtschaft und Forschung“, so Löffler. Zwischen seinem ETH-Institut und awtec soll ein Kooperationsvertrag abgeschlossen werden. "Am 14. November werde ich an einer Informationsveranstaltung die Details der Zusammenarbeit vorstellen."


"Firmengründung leicht gemacht!"

Heute Donnerstag von 14 bis 20 Uhr findet im ETH-Hauptgebäude die Schweizer Start-Messe zu Firmengründung und –aufbau statt. (4) Es besteht die Möglichkeit, sich an über 20 Ständen kostenlos bei Experten zu informieren. Auch die Geschäftsleitung von awtec und innostarter wird an ihrem Messestand Ideen entgegennehmen und Auskunft geben zu den Berufsmöglichkeiten für ETH-Ingenieure.

Ab 18 Uhr findet im Hörsaal E7 die Podiumsdiskussion zum Thema „Hightech Ideen umsetzen“ statt. Unter der Leitung von Marianne Fassbind (SF) diskutieren Barbara Hefti-Gautschi (Geschäftsleiterin Ecogenics GmbH), Beth Krasna (Mitglied ETH-Rat), Ursula Renold (Direktorin Bundesamt für Berufsbildung und Technologie) und Susanne Schroff (Geschäftsführerin Rotronic AG). Weitere Infos unter (5)




Fussnoten:
(1) Homepage von Innostarter: www.innostarter.ch
(2) Webseite der Firma Awtec: www.awtec.ch
(3) ETH-Institut für Bildverarbeitung: www.vision.ee.ethz.ch
(4) Webseite des Start Unternehmenszentrum:www.startzentrum.ch/
(5) Informationen zur Start-Messe: www.startzentrum.ch/index.php?option=content&task=view&id=58



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