ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 07.06.2002 06:00

"Netzwerk Stadt und Landschaft"
Raumwissenschaft neu vernetzt

An der ETH entsteht ein neues Netzwerk für raumwissenschaftliche Fragestellungen. Es nennt sich NSL: Netzwerk Stadt und Landschaft. Mit der neuartigen Struktur soll heutigen und künftigen Anforderungen an die Raumplanung entsprochen werden. Das NSL möchte auf den Kompetenzen des Instituts für Orts-, Regional- und Landesplanung aufbauen und diese weiterentwickeln.

Von Nana Pernod

Am neuen Netzwerk Stadt und Landschaft (NSL) sind die Departemente Architektur sowie Bau, Umwelt und Geomatik beteiligt. Es setzt sich aus fünf Instituten zusammen. Zu diesen gehören die Institute für die Stadt der Gegenwart (ICC), für Stadtanalyse und Stadtentwurf (ISA), die Professur für Landschaftsarchitektur, das Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung (IRL), sowie das Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT).

Gewandelte Anforderungen

Ein Blick in die Geschichte: Das ETH-Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung (ORL) ist vor vierzig Jahren als Antwort für dringende Fragen im Bereich der Raumplanung entstanden. In den siebziger Jahren erlangte es national und international einen ausgezeichnete Reputation als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Fachwelt und Öffentlichkeit. Stephan Bieri, Delegierter und Vizepräsident des ETH-Rates, bemerkte an der Medienkonferenz, dass sich seit den 70er Jahren die Anforderungen an die Raumplanung stark gewandelt hätten. Sowohl die Gesellschaft als auch die Forschung hätten grosse Schritte gemacht. Diesen gelte es mit dem neuen NSL, speziell mit dessen Netzstruktur, Rechnung zu tragen.

"Lebendiger Körper"

Das NSL soll 17 Professuren umfassen und bis Herbst 2003 umgesetzt werden. Hans-Rudolf Schalcher, ETH-Professor für Professor für Planung und Management im Bauwesen und Vorsteher des Departements Bau, Umwelt und Geomatik, bemerkte an der Informationsveranstaltung in Bern: "Wir brauchen einen Körper, der leben und sich entwickeln kann" und betonte so das Wesen des NSL: seinen dynamischen Charakter.


Gemeinsame Forschungsplattform

Vorgesehen ist eine gemeinsame Forschungsplattform der Departemente Architektur sowie Bau, Umwelt und Geomatik. Sie soll als Stabstelle für Forschungsanträge der einzelnen Institute dienen. Geplant sind zudem zwei Masterstudiengänge, die direkt aus dem NSL hervorgehen: Master of Urban and Landscape Design/Planning (Federführung D-ARCH) und ein Master of Project and Facility Management (Federführung D-BAUG). Die Studierenden werden die Möglichkeit haben, an mehreren Instituten des Netzwerkes ihr Studium zu absolvieren. So soll der dringend benötigte hochqualifizierte Nachwuchs im Bereich Stadt, Landschaft und Infrastruktur ausgebildet werden.



Schalcher wies auf das erste, auf fünf Jahre Laufzeit angesetzte Forschungsprogramm im Rahmen des NSL hin: "Zukunft urbane Kulturlandschaften". Das Untersuchungsfeld hier sei die Schweiz. Involviert sollen dabei zehn Professoren sein. Im Moment liege der Projektantrag bei der Schulleitung zur Begutachtung.

Jacques Herzog (ETH-Professor und Stararchitekt) gründete vor drei Jahren mit drei Basler Kollegen (Pierre de Meuron, Roger Diener, Marcel Meili) das Studio Basel als exterritoriale Gruppe in geographischer Entfernung von der ETH Hönggerberg.


weitermehr

nsl menschen
Drei der Protagonisten des neuen ETH-Netzwerks für Stadt und Landschaft: Adrian Meyer, Hans-Rudolf Schalcher, Jacques Herzog (v.l.).

Getragen war es von der Idee, sich für Neues zu öffnen, neue Arbeitsgebiete und Methoden für raumplanerische Untersuchungen zum Verhältnis Stadt-Land zu testen.

Mit diesem eingeschlagenen Weg stellte es eine wichtige Erfahrung für das nun aus der Taufe gehobene NSL dar. Das Studio Basel wird als Institut für die Stadt der Gegenwart ICC als Teil des NSL weiterbestehen. Es sei eine zentrale und spannende Frage, wie sehr die Stadt als solche überhaupt planbar ist, erklärte Jacques Herzog. Und diese Frage sei eine Herausforderung für die verschiedensten Fachbereiche, auf die künftig nun das NSL eingehen könne.

"Ballett der Primadonnen"

Dies ist es, was der Netzwerkstruktur des NSL zugrunde liegt: Dass ein Phänomen wie die Stadt als Konglomerat von sozialen, ökonomischen, ökologischen, architektonischen, kulturellen, ästhetischen und technischen Fragestellungen den vielfältig befruchtenden Austausch zwischen den einzelnen Fachbereichen nötig macht. Und durch die Zusammenführung von Lehre und Forschung sowie von Analyse und Entwurf soll die schweizerische Raumwissenschaft zusätzlich an Qualität gewinnen.

Die vielschichtige Organisationsform und die vielen und sehr ausgeprägten Persönlichkeiten, die das NSL prägen werden, stellen besondere Anforderungen an die Führung. ETH-Architektur-Professor Adrian Meyer verglich das mit seiner nun halbjährigen Erfahrung als Vorsteher des Departements Architektur, wo er Vorsitzender eines "Balletts der Primadonnen" sei, wie er scherzhaft meinte. Dieses lasse sich trotz den Individualitäten zu einem produktiven Miteinander zusammenführen.

Grossräumiger denken

Der Anspruch des NSL, ein weltweites Kompetenzzentrum für Stadt- und Landschaftsentwicklung aufzubauen, ist ein grosses Unternehmen. Das Netzwerk wird aufgrund seiner Vielschichtigkeit und Grösse eine nahtlose Kommunikationskultur entwickeln und pflegen müssen. Jacques Herzog meinte diesbezüglich, dass sich in der Zukunft in der Schweiz nicht alles auf Zürich konzentrieren sollte. So würden Basel und Genf wichtige Tore der Schweiz ins Ausland darstellen. Ein Vorbild, das der Schweiz in Sachen Struktur und Grösse ähnlich ist, sei für ihn beispielsweise Holland. Da funktioniere ein interurbanes Netzwerk mit grossräumigeren Denkansätzen bereits bestens. "Zu wünschen ist", so Herzog, "ein eifersuchtsloseres Leben, wie es in Holland herrscht".

ETH-Präsident Olaf Kübler betonte, dass beim neuen Forschungsnetzwerk Erneuerung und Langfristigkeit entscheidend seien. Mit diesen Wertmassstäben habe sich die ETH stets profilieren können.




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!