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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 07.03.2005 06:00

ETH-Physiker feiern: Weltjahr der Physik und Einsteinjahr
„Die ETH hat einen guten Ruf“

Im Jahr 2005 wird das Weltjahr der Physik gefeiert. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten, die Albert Einstein vor hundert Jahren in den Annalen der Physik publizierte. Das Departement Physik der ETH feiert mit und verbindet das 150-Jahr-Jubiläum mit den Feierlichkeiten des Weltphysikjahres. Ein Gespräch mit Hans-Rudolf Ott, Vorsteher des ETH-Departements Physik (1).

Interview: Michael Breu

Die UNO hat das 2005 zum Weltjahr der Physik (2) ernannt. Gleichzeitig wird das Einstein-Jahr gefeiert – im Andenken an das Annus Mirabilis vor 100 Jahren, als der Physiker unter anderem Teile seiner Relativitätstheorie veröffentlichte. Was bedeutet für Sie das Weltjahr der Physik?

Hans-Rudolf Ott: Die Idee und das Konzept für das Weltjahr der Physik entstanden im Schoss der European Physical Society, und als Funktionär dieser Gesellschaft war ich an der Entwicklung von deren Ausführung beteiligt. Im Weltjahr der Physik geht es nicht in erster Linie um die Arbeiten von Albert Einstein. Natürlich spielt das Wunderjahr 1905 eine wichtige Rolle, Einsteins Arbeiten bieten aber einen verdienten Anstoss für den Anlass.Mit dem Weltjahr soll die Physik und deren Bedeutung in der Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen werden. Wir wollen unter anderem zeigen, wie stark die Physik unser Leben prägt.

Hat denn die Physik in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image?

Glaube ich nicht. Wir wollen zeigen, dass die physikalischen Errungenschaften der letzten hundert Jahre das Leben stark beeinflusst haben. Viele Leute sind sich dessen nicht bewusst. Man sieht das zum Beispiel auch in den Schulen, wo „harte Fächer“ wie die Physik an Bedeutung verloren haben – zum Teil wegen der neuen Maturitätsreform, die nicht gut ist.

In Deutschland wird gleichzeitig das Jahr der Technik gefeiert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will mit beiden Anlässen unter anderem auf die technischen Berufe aufmerksam machen, bei denen es an Nachwuchs fehlt. Auch die Zahl der Physikstudenten hat gemäss einer Umfrage der European Physical Society abgenommen. Wie beurteilen Sie die Situation an der ETH?

An der ETH haben wir keine Probleme mit dem Nachwuchs. Wir sind wahrscheinlich eine der wenigen Universitäten in Europa, an der die Zahl der Physikstudenten nie zurückgegangen ist. Darauf sind wir stolz!

Woran liegt es, dass die Studentenzahl konstant blieb?

Unser Departement bietet eine breite Ausbildung über alle Gebiete der Physik an. Weiter haben die erfolgreichen Absolventen unseres Studiums die Möglichkeit, eventuelle Dissertationen in anderen Fachrichtung zu schreiben – zum Beispiel in den Departementen Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Informatik, Informationstechnologie und Elektrotechnik sowie Umweltwissenschaften. Das macht das Physikstudium an der ETH attraktiv.

Ist das den Maturanden bewusst?

Offenbar schon. Wir machen keine besondere Werbung für das Studium, abgesehen von den Maturandentagen, an denen wir teilnehmen.

Zurück zum Weltjahr der Physik. Was plant die ETH?

Wir haben verschiedene Anlässe vorgesehen. Als wir wussten, dass das Weltjahr zustande kommt, haben wir uns an die Planung gemacht. Dabei haben wir ein Programm aufgestellt, das sowohl dem Weltjahr der Physik als auch dem 150-Jahr-Jubiläum der ETH gerecht wird. Geplant sind Schülertage (3), ein Einstein Symposium (4), eine Nacht der Physik (5) und eine Ausstellung (6) über Einsteins Jahre in Zürich. Zudem versuchen wir die Industrie auf die Bedeutung der Physik in Ausbildung und Forschung aufmerksam zu machen.

Was wird an den Schülertagen zu sehen sein?

Mit Kindervorlesungen wollen wir solide Physik zeigen. Es gibt aber auch Experimentierstationen, wo man etwas erklärt bekommt und selbst etwas ausprobieren kann.


Bei den ab heute laufenden Schülertagen des Departements Physik zeichnet sich jetzt schon ein Grosserfolg ab: 10'000 Interessierte haben sich angemeldet; mehr als doppelt so viele, wie berücksichtigt werden können. (Bilder: Heidi Hostettler / ETH Zürich.) gross

An wen richtet sich der Anlass?

Von heute 7. bis zum 11. März kommen Schüler der Sekundarstufe I und II zu uns ans Departement. Und vom 14. bis 18. März nehmen Schüler von den Primarschulen teil – also Kinder von der dritten bis zur sechsten Klasse. Inzwischen haben sich bereits 10'000 Schülerinnen und Schüler angemeldet. Bei den Primarschülern können wir aber nur 1800 einladen, bei der Sekundarstufe 2500.

Ein Höhepunkt wird sicher die Nacht der Physik sein?

Die Nacht der Physik findet am 17. Juni statt. Der Anlass beginnt um 16 Uhr mit einem Schülerwettbewerb und endet um ein Uhr in der Nacht. Wenn das Wetter sehr schön ist, werden wir den Astronomieteil verlängern. Geplant sind verschiedensten Stationen – zum Beispiel Demonstrations-Vorlesungen und Experimentierstationen wie bei den Schülertagen. Wir wollen aber auch die verschiedenen Berufsrichtungen vorstellen, für die wir Lehrlinge ausbilden. Das ist mir ein wichtiges Anliegen, da wir seit langem auch einen Beitrag zur Berufsausbildung leisten. Mit einem Symposium zum Einsteinjahr – es findet vom 7. bis 11. Juni statt – wird an der ETH die Erinnerung an den damaligen Aufbruch genutzt als Gelegenheit für die Diskussion neuer grundlegender Probleme. Gleich mehrere Nobelpreisträger nehmen daran teil.

Wie ist es Ihnen gelungen, ein so hochkarätig besetztes Symposium zusammenzustellen?

Wir sind eben einfach gut, und die ETH hat einen guten Ruf! Im Ernst: Wir haben früh mit der Organisation angefangen, da kommt man eher an die Leute heran.

Was erwarten Sie vom Symposium?

Ich erwarte, dass die dringendsten Probleme der Physik diskutiert werden. Mich nimmt wunder, was in den Fachbereichen ausserhalb meines eigenen Kompetenzbereichs ansteht – zum Beispiel in der Astronomie und der Kosmologie. Interessant werden sicher auch die öffentlichen Wolfgang-Pauli-Vorlesungen (7.-9. Juni), die ebenfalls im Rahmen des Symposiums stattfinden.

Der vierte Anlass zum Weltjahr der Physik ist wieder Albert Einstein gewidmet.

Im Oktober werden wir im ETH-Hauptgebäude die Ausstellung „Einstein in Zürich“ zeigen. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum in Bern und der ETH-Bibliothek. Die Ausstellung zeigt Einsteins Weg ans Poly und berichtet über sein Studium. Auch über die Berufung an die Uni Zürich und den Umweg über Prag an die ETH wird berichtet.

Wie wichtig waren Einsteins Jahre an der ETH?

Sehr wichtig! Beachtenswert sind seine Studienjahre an der ETH. Einstein hat sich als Student fast alleine im Selbststudium bis an die Front der damals aktuellen Forschung eingearbeitet. Das war eine gewaltige intellektuelle Leistung! Nicht lange nach Beendigung des Studiums hat er zum Beispiel die Thermodynamik (die Fundamentalgleichung; Anm. der Red.) unabhängig von Joshia Willard Gibbs neu formuliert. Auch während seiner Zeit als ETH-Professor war er sehr innovativ. Die Allgemeine Relativitätstheorie hatte er beinahe beisammen. Er zweifelte aber noch an einzelnen Aussagen und komplettierte die Theorie deshalb erst drei Jahre später in Berlin.


Literaturhinweise:
Über Albert Einsteins Leben in Zürich berichtete ETH Life am 12. März 2004 unter dem Titel „Das schönste Stück Erde“: www.ethlife.ethz.ch/articles/einstein125.html
Über das Weltjahr der Physik berichtete ETH Life am 10. Januar 2005 unter dem Titel „Einstein – Privat und ganz persönlich“: www.ethlife.ethz.ch/articles/einstein_wyp05.html

Fussnoten:
(1) Departement Physik: www.phys.ethz.ch/
(2) Weltjahr der Physik: www.wyp2005.org/
(3) Schulbesuche: www.phys.ethz.ch/phys/wyop/teens
(4) Einstein Symposium: www.itp.phys.ethz.ch/einstein/
(5) Nacht der Physik: www.nachtderphysik.ethz.ch/
(6) Ausstellung „Einstein in Zürich“: www.einstein.ethz.ch/



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