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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 24.05.2005 06:00

Pragmatischer Ansatz zur Unterstützung des Wissenstransfers
Die Durststrecke überwinden

Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) führt ein Transferkolleg für nanostrukturierte Oberflächen durch. Ziel des Vorhabens ist es, technische Entwicklungen mit industriellem Potenzial zu identifizieren, ihre Marktchancen zu prüfen und Forscher bei der industriellen Umsetzung zu beraten. Projekteingaben werden bis zum 15. Juli 2005 angenommen.

Von Samuel Brandner

"Mit dem Transferkolleg versuchen wir den Graben zwischen Wissenschaft und Industrie – das so genannte 'Death Valley' – zu verkleinern", beschreibt Projektleiter Karl Knop das Vorhaben der SATW. Denn der Weg von der Entwicklung einer neuen Technik zu einer wirtschaftlichen Leistung ist, man weiss es, steinig: Die Erfahrung mit der Technik ist gering, das Investitionsrisiko ist gross, Produktionsstrukturen müssen erst aufgebaut werden.

Den diesjährigen Schwerpunkt legt die Veranstaltung der Akademie auf nanostrukturierte Oberflächen und lädt Forschende aus Hochschulen und Industrie dazu ein, ihre Projekte bei der Akademie einzugeben. Die eingereichten Projekte werden anschliessend von namhaften Experten aus Wissenschaft und Industrie geprüft, und bei positivem Befund mit je 16'000 Franken gefördert. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Zusammenarbeit eines Hochschulvertreters mit einem Industriepartner (1).

Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit stellen die Projektpartner an einem zweitägigen Workshop im Dezember dieses Jahres vor. Zusammen mit den Experten werden die Forschenden danach besprechen, wie es weitergehen soll. Insbesondere sollen Wissenschafter die Möglichkeit haben, aus den Erfahrungen der Experten zu lernen, wie Hans Hänni, Generalsekretär der SATW erläutert. Attraktiv ist dieses Angebot besonders für Forschende mit geringen Erfahrungen in der industriellen Umsetzung eigener Entwicklungen.

Das Vorhaben der SATW soll letztlich in eine Unterstützung durch die Förderagentur für Innovation des Bundes (KTI) münden, die sich zum Ziel setzt, das wissenschaftliche Potenzial der Hochschulen in den Unternehmen besser zu nutzen. (2) In Ergänzung zur KTI will die SATW nach eigenen Angaben viel versprechende Entwicklungen der Nanotechnik bereits in einer sehr frühen Phase unterstützen, in welcher der Wissenschaft häufig die Marktkenntnisse und der Industrie die Forschergeduld fehlen. Dieses Bedarfs ist sich auch die ETH Zürich bewusst. Die Hochschule hat dazu bekanntlich ETH Transfer, ihre eigene Technologie-Transferstelle aufgebaut. (3)

Finanzieller Anschub

Der Förderbetrag von 16'000 Franken für die einzelnen Projekte erscheint allerdings klein, wenn man an die eigentliche Umsetzung denkt. Aber um eine solche einzuleiten, sei die Finanzierung sehr hilfreich, findet der Materialwissenschaftler Ludwig Gauckler, ETH-Professor für Nichtmetallische Werkstoffe und ebenfalls Mitglied der SATW. „Die eigentliche Umsetzungsphase jedoch bedarf dann weit grösserer Anstrengungen“, so Gauckler. Die Erfahrung zeige, dass dieser Betrag ausreicht, um kleineren und mittleren Unternehmen über die ersten finanziellen Schwellen zur Ausarbeitung eines Projektantrages an die KTI zu helfen, sagt auch Hans Hänni.


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Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften will den Transfer vielversprechender Entwicklungen der Nanotechnik in die Industrie unterstützen. Das Bild zeigt geordnete Siliziumoxid-Teilchen. (Quelle: Sybille Vuillemin, Institut für Nichtmetallische Werkstoffe der ETH Zürich)

Auch Projektleiter Knop betont, dass nicht die finanziellen Prämien im Vordergrund der Ausschreibung stehen. Vielmehr gehe es darum, den Wissens- und Erfahrungstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie zu initiieren und die Erfolgschancen innovativer Forschung am Markt zu erhöhen. „Phantasielücke“ zwischen Wissenschaft und Industrie Vom SATW-Transferkolleg habe zum einen die wichtige Rolle, den Dialog zwischen jungen Forschern und Industriemanagern mit anzukurbeln. Zum anderen hätten aber junge Forscher auch die Aufgabe, gestandenen Managern die Augen für die zukünftige technologische Entwicklung zu öffnen. Er spricht denn auch nicht von einem „Death Valley“, das sich zwischen Forschung und Industrie öffne, sondern von einer „Phantasielücke.“ Für die Investitionsentscheidungen der Industrie zähle der Zeithorizont von drei Monaten bis zu drei Jahren. „Die Wissenschaft orientiert sich dagegen an einem Zeithorizont von drei bis zehn Jahren“, erklärt Gauckler.

Gute Erfahrungen

Laut einer Mitteilung der SATW war die Reaktion auf den letztjährigen Workshop durchwegs positiv. Teilnehmer hoben unter anderem die „guten Networking-Möglichkeiten“ hervor und stellten fest, dass tatsächlich ein Transfer zwischen Wissenschaft und Industrie stattgefunden habe. Beim diesjährigen Transferkolleg hat man sich für eine Unterstützung der Erforschung nanostrukturierter Oberflächen entschieden. Solche werden heute bereits für selbstreinigende Fenster, für Textilien und medizinische Implantate verwendet und gelten als viel versprechende Zukunftstechniken. „Dies wird dann sicher auch einige Schweizer Unternehmen interessieren, die heute schon weltweit führend auf dem Gebiet der Oberflächentechnik sind“, sagt ETH-Professor Gauckler.(4) „Die Möglichkeiten der Nanotechnik sind geradezu ideal, ihre starke Stellung auszubauen Die Initiative der SATW hilft, auch in Zukunft führende Industriezweige in der Oberflächentechnik und Nanotechnologie in der Schweiz zu besitzen.“ Ob diese Chancen auch wahrgenommen werden, wird allerdings erst die Zukunft zeigen.


Fussnoten:
(1) Die Informationen zur Eingabe von Projekten sind zu finden unter: www.satw.ch/D/services/transferkolleg.html
(2) Homepage der Förderagentur für Innovation des Bundes: www.bbt.admin.ch/kti/aufgaben/d/
(3) Zu den Transfer-Aktivitäten der ETH siehe u.a. folgenden "ETH Life"-Artikel: www.ethlife.ethz.ch/articles/campuslife/marketransfer.html. Informationen zur Technologie-Transferstelle der ETH Zürich finden Sie hier: www.transfer.ethz.ch/
(4) Vgl . für weiterführende Informationen auch die Website der Schweizerischen Gesellschaft für Oberflächentechnik: www.sgo-sst.ch/



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