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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 18.04.2001 06:00

Zürcher Festival des Wissens
Einander zuhören lernen

In zehn schweizerischen Universitätsstädten findet vom 4. bis zum 12. Mai das nationale Festival "Science et Cit&eacute" statt. Im Mittelpunkt des "Festivals des Wissens" in Zürich steht der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Welche Ideen diesem Anlass ein Gesicht geben, artikulierten gestern Dienstag, VertreterInnen aus Politik und Wissenschaft in Zürich.

Von Regina Schwendener

Grundlage für sämtliche über 120 Einzelprojekte des Zürcher "Festivals des Wissens" ist der Dialog. Alle Projekte werden von 250 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an den drei Aktionsorten betreut - sechs Themen an 33 Ständen im Hauptbahnhof, vier Themen an 25 Ständen in Uni und ETH Zürich und fünf Themen an 20 Ständen auf dem Hönggerberg. Zum Programm gehören ausserdem an ETH und Uni Talks und Diskussionen mit Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, Wissensschauen von 60 Forschendengruppen, Workshops, Vorträge und ein Tag der offenen Tür am Departement Bau, Umwelt und Geomatik sowie ein Aufttritt von Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold auf dem Hönggerberg. Der Auftakt zu den gesamtschweizerischen Aktivitäten erfolgt am 4. Mai in Zürich in Anwesenheit von Bundesrätin Ruth Dreifuss und Staatssekretär Charles Kleiber. Ein detailliertes Programm finden Interessierte im neuen ETH-intern vom 28. April.

Engagement der Wirtschaft

Die politische Dimension des Festivals skizzierten an der Pressekonferenz im Zürcher Bahnhofbuffet Nationalrätin Barbara Haering Binder, Präsidentin des Zürcher Regionalkomitees von Science et Cité und Stadträtin Monika Stocker. Die Vorbereitungen hätten 18 Monate in Anspruch genommen, in denen sich die Mitglieder des Komitees mit praktisch allen Frage- und Problemstellungen der Schweizer Wissenschaftspolitik konfrontiert sahen, zog Nationalrätin Haering Bilanz. Den Löwenanteil der Kosten für den Zürcher Anlass tragen mit 2,5 Millionen Franken Sponsoren aus der Wirtschaft (Hauptsponsor ist ABB, auch die Swissair engagiert sich); 400'000 Franken steuert der Kanton Zürich aus dem Lotteriefonds bei.

science et citi
Bringen Wissenschaft unters Zürcher Volk: Hans Weder, Rektor der Universität Zürich, Monika Stocker, Zürcher Stadträtin, Universitäts- und Nationalrätin Barbara Haering Binder und ETH-Präsident Olaf Kübler (v.l.) gross

Für alle Hürden habe man praktische Lösungen finden können, aber man habe auch Lehren gezogen, so Barbara Haering Binder. Sie nannte hierzu unter anderem, dass Bund und Kantone am gleichen Strick ziehen müssten, dass die öffentliche Meinung die stärkste Legitimation der Wissenschaft bleibt und dass noch entscheidende Anstrengungen nötig sind, um Fachhochschulen zu gleichwertigen Partnern von Hochschulen werden zu lassen. Haering: "Wir sind nach 18 Monaten am Ziel - und gleichzeitig am Start eines intensiven Dialogs zwischen Cité und Science."

Fehlende Hochschul-Antworten auf gesellschaftliche Fragen

Wissen, das nicht unter die Menschen kommt, nütze kaum etwas, stellte Stadträtin Stocker fest: "Auf der Suche nach mehr und fundierterem Wissen zu Problemlösungen für aktuelle gesellschaftliche Fragen fehlen mir meistens die passenden Antworten der Hochschulen." Das Festival könne hier mit der Wissenschaft zum Anfassen Akzente setzen.


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\bersicht Z|rcher Bahnhofshalle
Wissen mit 33 Ständen handgreiflich gemacht: So wird die grosse Zürcher Bahnhofshalle während des Wissensfestivals aussehen. gross

Die Stimme der Wissenschaftler erhoben der Rektor der Universität Zürich, Hans Weder, und ETH-Präsident Olaf Kübler. Weder skizzierte das Bild des Hochschulstandortes im nationalen und internationelen Umfeld: "Universität, ETH und Fachhochschulen decken zusammen praktisch das gesamte Bildungs- und Ausbildungsspektrum ab." Diese Vielfalt und die Möglichkeit der gegenseitigen Ergänzung der Hochschulen, biete der Lehre und Forschung Chancen.

Weder nannte als Beispiel das Zentrum für Neurowissenschaften, das mit dem Projekt "Nervenfasern zum Wachsen bringen" im Hauptbahnhof vertreten ist. Er streifte aber auch die Bedeutung der Interdisziplinarität in der Wissenschaft: die Naturwissenschaften, so Weder, müssen die Geistes-, Sozialschaften in den Dialog einbeziehen: "Zu den Voraussetzungen einer Wissenschaft mit Zukunft gehört auch der Dialog - zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der verschiedenen Diziplinen, aber auch mit der Öffentlichkeit." Dies würde zum Beispiel an den Events zum Thema Alter klar zum Ausdruck kommen.

"Wissenschaft und Gesellschaft - Science et Cité - reagieren zuweilen gereizt aufeinander. Sie leben eine nicht immer konfliktfreie Partnerschaft", bemerkte Olaf Kübler und schilderte, wie er als Wissenschaftler die einerseits hohen Ansprüche der Gesellschaft an Forscherinnen und Forscher erlebt, andererseits deren Skepsis und plädierte für einen echten Dialog. "Wir können ehrlicherweise Forschung aber nur soweit hinterfragen, als sie bekannt ist." Grundlagenforschung, wie sie an Hochschulen betrieben wird, so Kübler weiter, wende sich explizit Neuem, noch Unbekanntem zu. Forschung sollte man nicht aufhalten, aber man sollte sie "klugen Regeln" für den Umgang mit neu gewonnenen Erkenntnissen sowie für deren Verwendung unterstellen.

Erwachsene Partnerschaft

Kübler nennt als Beispiel die Öffentlichkeit wissenschaftlicher Resultate oder die unbestechliche intellektuelle Redlichkeit. Der Dialog sollte nicht als Vorwand für Akzeptanzbeschaffung dienen, nicht als Vorwand für naiven Fortschrittsoptimismus. Kübler: "Das entspricht nicht mehr unserer Zeit. Die Partnerschaft zwischen Gesellschaft und Wissenschaft ist - so hoffe ich - erwachsen." Es brauche keinen verordneten, sondern einen echten, bedürfnisgerechten Dialog, der sich an konkreten Themen orientiere. Für die Wissenschaft bedeute dies, zuzuhören, sich mit verständlicher Sprache auszudrücken, den Mut, als Wissenschaftler auch mal nein zu sagen und damit Verantwortung zu übernehmen. Umgekehrt müsse die Gesellschaft der Wissenschaft Fragen stellen, sie herausfordern, kritisieren, aber auch loben. Das Zürcher Festival des Wissens solle dieses Dialogverständnis zum Ausdruck bringen.

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Literaturhinweise:
Weitere Informationen zum Zürcher Wissensfestival finden Sie unter www.wissensfestival-zh.ch/



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