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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 21.10.2005 06:00

Science City Masterplan vorgestellt
Regeln für die Wissensstadt

Science City wird konkret. Mit der gestrigen Präsentation des Masterplans von Kees Christiaanse tritt das ETH-Zukunftsprojekt in die Umsetzung. Jetzt, so die Verantwortlichen, gelte es, die Vision vom Hochschulcampus des 21. Jahrhunderts Schritt für Schritt umzusetzen.

Norbert Staub

Dass Science City jetzt Realität wird, zeigt sich schon daran, dass der Aushub für das Information Science Lab begonnen hat. Aber auch bei der Planung hat sich viel bewegt. Der Masterplan von Kees Christiaanse, ETH-Professor für Architektur und Städtebau, liegt nun vor. Gestern Donnerstag hat eine ansehnliche Gruppe von Medienvertretern dessen Vorstellung am Hönggerberg verfolgt. Neben Kees Christiaanse präsentierten Gerhard Schmitt, ETH-Vizepräsident für Planung und Logistik, sowie Michael Salzmann, seit April Science-City-Projektleiter, den wichtigsten Meilenstein des Jahres 2005.

Reifer geworden

Das Projekt habe viel an Reife gewonnen, sagte Gerhard Schmitt. Der Plan, einen weit ausstrahlenden Knotenpunkt für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen, und dabei nicht einfach top-down vorzugehen, sondern auch die Bedürfnisse der einzelnen Nutzergruppen einzubauen, habe weltweit Interesse geweckt. (1)

Sie stellten den Masterplan vor (v.l.): Gerhard Schmitt, Kees Christiaanse, Michael Salzmann. gross

Im näheren Umfeld hat dieses Vorgehen sicher dazu beigetragen, dem Projekt starken politischen Rückhalt zu geben, und zwar vom Quartierverein über den Stadt- bis zum Bundespräsidenten (2). Auch mit der kritisch eingestellten AG pro grüner Hönggerberg sei heute ein sachlicher Dialog im Gang, sagte Michael Salzmann. „Wir haben mit dem Masterplan jetzt ein Regelwerk zur Hand, um die Vision eines rund um die Uhr lebendigen Hochschulcampus zu realisieren. Es ist die Basis für den Übergang zu den konkreten Inhalten“, ergänzte er im Gespräch mit „ETH Life“.

Belebung und Kommunikation: dies sind die wichtigsten Ziele, die das Konzept erreichen will. Der Hönggerberg als ETH-Aussenstation sei ursprünglich als Exklave ausserhalb der Stadt konzipiert worden, meinte Kees Christiaanse. Heute komme die Stadt wieder zurück zum Campus. Christiaanse begreift ihn als „Netzwerk“, das unterschiedliche Funktionen mischt und auch mit dem Umfeld interagiert. Die Neubauten, so Christiaanse, sollen Science City zum behutsam verdichteten Quartier machen, wohlgemerkt klar innerhalb des bestehenden Perimeters.

Ein Manual für Künftiges

Laut Projektleiter Salzmann sind die Gestaltungsregeln des Plans „keinesfalls ein Korsett, denn Science City muss jederzeit auf Neues reagieren können.“ So wird bei den Neubauten darauf verzichtet, Volumina zu definieren. Festgehalten werden hingegen globale Prinzipien wie mögliche Standorte von Gebäuden oder grundlegende Gebäudeformen. Einer behutsamen Entwicklung dienen soll die Regel, dass auf den als „Baufeldern“ bestimmten kleinsten Einheiten des Geländes nur bis zu 70 Prozent der Fläche bebaut werden sollen.


Science City: Kommende Info-Events
auflistungszeichen Gewerbeschau Zürich-Affoltern, Sporthalle Fronwald: Vom 28.10.2005 bis 30.10.2005 wird sich Sience City auch an der 8. Affoltermer Gewerbeschau präsentieren.
auflistungszeichen Info-Apéro Science City für ETH-Angehörige: 1.11. 2005, 17.15 Uhr Bauhalle ETH Hönggerberg.
auflistungszeichen Info-Apéro Science City für Anwohner: 1.11. 2005, 20.15 Uhr Bauhalle ETH Hönggerberg.




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Festgelegtes Carré, in sich und nach aussen kommunizierend: ein Vorschlag, wie Science City im vollendeten Zustand aussehen könnte (Modell: Kees Christiaanse). gross

In Science City bleibt die Landschaft trotzdem sehr präsent. Die Gebäude, so Kees Christiaanse, sollen dem öffentlichen Raum, also Plätzen, Innenhöfen und Gassen „untergeordnet“ sein. Auf die Durchmischung angelegt ist der Grundsatz, bereits auf der Stufe Baufeld jedes Gebäude von einem anderen Architekten entwerfen zu lassen. Und wohl noch genauer darauf hin zielt die Devise, auf einem einzigen Baufeld verschiedene Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten und Einkaufen anzustreben.

Bei der Erschliessung von Science City soll das Schwergewicht weiter auf dem Busverkehr liegen. Die Option einer Tramlinie auf den Hönggerberg wird aber offen gehalten. Dazu aber wolle die Stadt vorläufig nicht Hand bieten, aus Kostengründen. Die Anzahl Parkplätze bleibt aufgrund strengerer gesetzlicher Vorgaben gleich, obwohl die fertige Wissensstadt ein gut 40 Prozent höheres Gebäudevolumen haben wird.

Kerngeschäft hat Priorität

Sehr offen bleibt der Masterplan bei den eigentlichen Nutzungen. Kein Wunder, denn diese sind zu einem bedeutenden Teil erst noch zu entwickeln. Die inhaltliche Stossrichtung sei jedenfalls klar, sagt Projektleiter Salzmann: „Der Ausbau der ETH Zürich für Forschung und Lehre.“ Dafür stehe etwa das vor Kurzem in Betrieb genommene Imaging Center. Zudem wird unter dem Titel „Life Science Platform“ derzeit intensiv über neue Raumkapazitäten für diesen expandieren Forschungsbereich nachgedacht - Stichwort: SystemsX.

Daneben besteht jedoch ein Strauss von 13 weiteren Schwerpunkten (oder: „Clustern“), welche auch Nicht-ETH-Angehörigen attraktive Angebote machen. Darunter finden sich Cluster wie „Brückenkopf Wirtschaft“, „Wohnen“, „Angebote für die Öffentlichkeit“, „Sport“, „Verpflegung“ oder „Kinder und Familie“. Um diese Themeninseln herum gruppieren sich rund 60 Ideen (oder: „Module“). „Wir haben 15 Module ausgewählt, deren Umsetzung Priorität haben soll“, sagt Michael Salzmann.

Dazu gehören sehr gewichtige wie die erwähnte Life Science Platform, der studentische Wohnraum oder das Lern- und Begegnungszentrum mit der „Bibliothek 21“, aber auch einfacher zu Realisierendes wie ein Informationsstand für Besucher oder das Konzept „Sport für alle“. Auch die als zweites „bQm“ konzipierte Alumni Lounge figuriert in der ersten Prioritätengruppe, genauso die von gut 1'000 ETH-Angehörigen in einer Petition verlangte Tagesschule. Die Möglichkeit, sie zu realisieren, werde derzeit von den Stadtbehörden geprüft.

Offene Finanzfrage

Knackpunkt bei den Nutzungen jenseits von Lehre und Forschung ist die Finanzierung. „Hier muss noch viel geschehen“, so Michael Salzmann. „Klar ist, dass der Bund solche Inhalte nicht finanzieren kann. Es braucht Alternativen, zum Beispiel Stiftungen, die Wirtschaft oder private Gönner.“ Genau darauf ausgerichtet sind zwar etwa die Anstrengungen der ETH Foundation oder der ETH Alumni. Dass auf diesem Weg kurzfristig die notwendigen Summen mobilisiert werden können, ist aber nicht zu erwarten. Zuversichtlich ist Michael Salzmann jedenfalls beim wichtigen Modul „Wohnen“, das bis zu 1'000 Wohneinheiten in Aussicht stellt: „Ich hoffe, dass wir die nötigen Gelder in der Höhe von etwa 100 Millionen Franken über Investoren finden. An einem vergleichbaren Projekt der EPF Lausanne hat sich zum Beispiel die Pensionskasse Publica beteiligt. Ein solches Modell wäre auch für Science City denkbar.“

Wie geht es nun weiter? „2006 wird uns die Umsetzung dieser 15 Teilprojekte in Anspruch nehmen“, sagte Michael Salzmann. Das Jahr 2007 stehe dann im Zeichen der Fertigstellung des Information Science Labors. „Und klappt alles wie gewünscht, so ist für 2009 ist der Baubeginn des Lern- und Begegnungszentrums vorgesehen. Ab 2010 dürften dann die ersten Wohnungen bezogen werden. Im Jahr 2011 schliesslich, so hoffen wir, wird die Substanz von Science City erstellt sein.“


Literaturhinweise:
Aktualisierte Science-City-Website: www.sciencecity.ethz.ch/
Vgl. zum selben Thema auch den "ETH Life"-Bericht "Von der Vision zum Projekt" vom 17.10.2005: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/scmasterweb.html

Fussnoten:
(1) Vgl. dazu u.a. den "ETH Life"-Bericht "Konkretisierte Visionen" vom 14.4.2004: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/designlab.html,ausserdem: "Science City in Berliner Baulabor"; "ETH Life" 7.7.2004: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/aedes.html
(2) Vgl.: "Stadt begrüsst Science City", "ETH Life", 3.2.2005: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/sc_zhrat.html



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