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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 18.07.2006 06:00

50 Jahre Künstliche Intelligenz
Der Mensch als Massstab

Das Forschungsgebiet „Künstliche Intelligenz“ (KI) feiert das 50-Jahr-Jubiläum. Dazu fand im Centro Stefano Franscini der ETH auf dem Monte Verità vom 9.-14. Juli der „50th Anniversary Summit of Artificial Intelligence“ statt. Der Traum von der denkenden Maschine wurde bisher nicht umgesetzt, aber in konkreten Anwendungen gibt es beachtliche Resultate.

Jonas Baud

Im ETH-Kongresszentrum auf dem Monte Verità versammelten sich 140 Wissenschaftler aus der ganzen Welt, unter anderen auch die ETH-Professoren Roland Siegwart vom Institut für Mechanische Systeme und Rodney Douglas vom Institut für Neuroinformatik. Rolf Pfeifer, Leiter des Artificial Intelligence Laboratory der Universität Zürich, hatte den Anlass organisiert. Neben dem Austausch über den aktuellen Stand der Forschung und der Demonstration neue Robotermodelle waren die Geschichte und die Entwicklung der KI wie auch die Zukunft dieser Disziplin zentrale Themen des Gipfels.

Neues Paradigma

Im Sommer 1956 prägte am Dartmouth College in New Hampshire (USA) eine Gruppe von Mathematikern und Physikern den Begriff der „Künstlichen Intelligenz“ (KI). Die Forscher beschäftigten sich mit der Frage, wie man Maschinen Intelligenz verleihen könnte. Die Vorstellung, Roboter zu erschaffen, die wie der Mensch kreativ nachdenken und Probleme lösen, war faszinierend. Diese Vision ist jedoch auch ein halbes Jahrhundert später nicht zur Realität geworden. Doch die KI-Forschung führte bisher zu achtbaren Ergebnissen, vor allem in der konkreten Anwendung wie etwa bei Industrierobotern, die einfache, immergleiche Aufgaben erfüllen, oder bei Internet-Suchmaschinen wie „Google“.

In der KI-Forschung habe sich nun ein neues Paradigma durchgesetzt, so Rolf Pfeifer. „Intelligenz hängt sehr stark mit dem Körper zusammen.“ Es sei aber noch lange nicht soweit, dass man Roboter kreieren könne, die über annähernd dieselbe Intelligenz verfügten wie der Mensch. Dazu brauche es noch intensive Forschung und die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftszweige. „Solange man die menschliche Intelligenz nicht versteht, ist es nicht möglich, intelligente maschinelle Systeme zu bauen.“ Der Mensch kann ohne Probleme Gesichter erkennen und natürliche Dinge einordnen und wiedererkennen - was Robotern noch nicht gelingt. Das Zusammenspiel von Gehirn, Sinnesorganen und Nervenbahnen ist sehr komplex; und bisher konnte dieses trotz Fortschritten nicht ergründet werden. Laut Pfeifer gibt es deshalb auch keinen Anlass, sich über die möglichen Auswirkungen der KI Sorgen zu machen: „Es ist nicht zu befürchten, dass in zehn bis zwanzig Jahren Roboter die Welt beherrschen werden.“


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ETH-Professor Roland Siegwart zeigt den Roboter QRIO der Firma Sony. gross

Hin zur künstlichen Wahrnehmung?

Auch die ETH beteiligt sich an der Forschung zur künstlichen Intelligenz: Roland Siegwart ist der Koordinator des EU-Forschungsprojekts BACS (Bayesan Approach to Cognitive Systems). Die Wissenschaftler werden bis 2010 an Robotern arbeiten, die komplexe Aufgaben übernehmen können wie das Interpretieren von Daten, die Analyse der Umgebung und das Treffen von Entscheidungen. Das BACS ist mit 7,5 Millionen Euro dotiert. „Die ETH bietet ein gutes Umfeld für ein solches Projekt“, sagt Siegwart.

Grundlage für das BACS ist das nach dem englischen Mathematiker Thomas Bayes benannte Theorem. Dieses ist von grosser Bedeutung für Situationen, wo nur unsichere und unvollständige Informationen verfügbar sind. Mit Hilfe dieses Modells wollen die Forscher die Wahrnehmung von Lebewesen besser verstehen und bestehende Lernalgorithmen optimieren. Siegwart: „Mit diesem Ansatz hat die Forschung in diesem Bereich bisher am meisten Erfolg gehabt.“ Roboter, die mit lückenhaften Angaben umgehen können, rücken damit in Griffnähe. Das Ziel ist, für diese Roboter künstliche Wahrnehmungssysteme zu kreieren. Konkrete Umsetzungen seien geplant, meint Roland Siegwart: „Angepeilt ist ein System für die Fahrassistenz in Personen- und Lastwagen, das mit Kontrollfunktionen und Fahrstrategien Lenkern und Fussgängern mehr Sicherheit bietet.“




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