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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 15.11.2005 06:00

"Tag der Lehre" bietet ansprechendes Nebenprogramm
Humor im Hörsaal

Der Auftakt der Visionen-Woche als Abschluss des ETH-Jubiläumsjahres ist geglückt. Nachdem sich am Morgen noch wenige Personen vor der Hauptbühne getummelt hatten, füllten sich am Nachmittag die Hallen. Dies lag auch am attraktiven Nebenprogramm.

Ursina Wirz

Ein Tag ohne Vorlesungen für die Studierenden - und trotzdem stand die Lehre im Mittelpunkt: Das war der "Tag der Lehre", der Beginn der Visionen-Woche an der Hochschule. Während in den Vorlesungssälen aufmerksam den ETH-Professoren und Gastreferenten zugehört wurde, war auch auf der Hauptbühne in der Eingangshalle immer wieder etwas los. Der Tageseinführung durch Bertram Batlogg, ETH-Professor für Physik und Hauptorganisator des Tages der Lehre, folgten erst einige Frühaufsteher und an der Organisation Mitbeteiligte. Dies änderte sich aber schon gegen Mittag.

Lernen über Landesgrenzen hinweg

Dieser Trend setzte sich fort. Die Hauptbühne zog immer mehr Leute an, es kam Leben in die altehrwürdigen Hallen. Doch nicht nur in der Haupthalle wurden Nebenprogramme geboten. In einem unscheinbaren Zimmer ein paar Schritte davon entfernt arbeiteten vier ETH-Architekturstudenten den ganzen Tag an einem gemeinsamen Projekt mit der Technischen Universität Braunschweig, und dies über Distanz. Projektleiter Gianni Birindelli vom Institut für Hochbautechnik führte schon im Sommersemester 05 ein solches Projekt durch, das auf standortloser Zusammenarbeit basiert. Vor zehn Tagen wurde nun das zweite Projekt gestartet, bei dem es um den Entwurf einer Skateranlage geht.

Am gestrigen Tag der Lehre nun wurden an beiden Universitäten zwei Projektteams zusammengestellt, die am Morgen den Auftrag bekamen, eine einzelne Skaterbahn zu entwerfen. Sie hatten dafür den ganzen Tag Zeit. Die Zusammenarbeit über Distanz funktioniert auch dank der Hilfe eines selbstgebastelten Tischs, der in der Mitte einen grossen Touchscreen enthält. So können die Studierenden Skizzen zeichnen, die sofort nach Braunschweig übertragen werden. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut“, sagte Birindelli zufrieden. Am Schluss stand die Skizze einer Skaterbahn, das Resultat eines intensiven Tages mit viel Austausch und Ideen.

Didaktische Mängel

Im Zentrum jedoch stand nicht nur das „Lernen über Distanz“, wie das Projekt der Architekturstudenten hiess, sondern auch die klassische Lehre. Über Mittag stellten sich zwei Professoren, Bertram Batlogg, Physikprofessor und Felix Escher, Professor für Lebensmittelwissenschaften, den kritischen Kommentaren einer dritten Teilnehmerin, der Studentin Sabine Mannes. Sie machte von Anfang an klar, dass sie mit der Lehre an der ETH nicht zufrieden sei. Zu viele Professoren seien didaktisch unbegabt und der Frontalunterricht für die Studierenden unbefriedigend. Sie meinte auch, der Stolz der Professoren sei wohl nicht selten zu gross, einen Didaktikkurs zu belegen, obwohl das Angebot besteht.

Die zwei Professoren wussten sich jedoch gut zu verteidigen. Sie selbst hätten sich immer Mühe gegeben, sich in die Lage der Studierenden zu versetzen und aus dieser Perspektive heraus die Vorlesungen zu planen. Escher gab auch preis, dass bei ihm eine Portion Lampenfieber immer dazu gehöre, und seine Vorlesungen vielleicht gerade darum auch gut seien. Dies bestätigte auch die Vergabe der "goldenen Eule" an Escher am späteren Nachmittag.


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Gianni Birindelli mit einem Studenten der Elektrotechnik am selbstgebastelten Touchscreen-Tisch gross

Batlogg musste jedoch eingestehen, dass es für die Lehre nicht dieselbe Motivation gebe, wie für die Forschung, bei der man publizieren kann. Einen kleinen Anreiz schaffe nun aber die „goldene Eule“, die am Abend des Tages der Lehre vergeben wurde

Zurück in die Vergangenheit

Die Qualität der Vorlesungen war in der Geschichte der ETH wiederholt Thema. Schon immer gab es bessere und weniger begabte Didaktiker. Drei Poly- respektive ETH-Professoren, die durch ihren Vorlesungsstil besonders aufgefallen sind, sind Gottfried Semper, Wolfgang Pauli und Paul Feyerabend. Um die alten ETH-Zeiten im Zeichen des Jubiläums noch einmal aufleben zu lassen, hatten drei professionelle Schauspieler je eine Vorlesung der betreffenden Professoren einstudiert. Es gab einiges zu schmunzeln und man fühlte sich, durch Kleidung der Redner und antikes Rednerpult, in vergangene Zeiten zurückversetzt.

Dozenten auf die Schippe genommen

Humoristischer Höhepunkt des Tages war jedoch die Dozenten-Imitationsshow, in der acht Studierende die Eigenarten von ebenso vielen Dozierenden und Professoren auf die Schippe nahmen. Die Show hielt, was sie versprach. In der Persiflage aufs Korn genommen wurden Rechtsprofessor Urs Christoph Nef als bekennender Giacometti-Fan, die Mathematik-Dozenten Paul Balmer und Oscar E. Lanford III, Insektenwissenschaftlerin Sylvia Dorn, Physiker Jörg Bilgram, die Quantenphysikerin Ursula Keller, Pflanzenwissenschaftler und Hobbyornithologe Nikolaus Amrhein.

Studierende imitieren ihre Dozenten gross

Die Runde moderierte ein schonungsloser Armin Seiler, Professor für Betriebswirtschaftslehre. Diese illustre Gruppe diskutierte über die nötigen Massnahmen, die ETH – nach ihrem Abrutschen in den Rankings – wieder zur besten Hochschule der Welt zu machen. Die Figuren waren teilweise meisterhaft nachgezeichnet, was auch die zahlreich erschienen Zuschauer beim Verlassen des Hörsaals bezeugten.




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