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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 05.03.2004 06:00

Informationen zum Stand des Gentechweizen-Experimentes
Klärung erwünscht

Am Donnerstag informierten ETH-Vertreter noch einmal die Medien, wieso sie den Freilandversuch mit gentechnisch verändertem Weizen durchführen möchten. Forschungspolitisch wolle man eine Klärung der Rechtslage erreichen. Zudem sei der Versuch inhaltlich noch immer bedeutsam. Support erhielt die ETH von Heidi Diggelmann, Präsidentin des Nationalen Forschungsrats. Am Abend forderte Greenpeace in Lindau einen Verzicht auf das Experiment.

Von Christoph Meier

In diesem Frühling soll der gentechnisch veränderte Weizen im Freiland der ETH-Versuchsanstalt Lindau-Eschikon ausgesät werden, nachdem die rechtlichen Grundsatzfragen höchstrichterlich geklärt worden sind. Das ist der Wunsch der ETH, wie er an der Medienkonferenz am Donnerstag zum Ausdruck gebracht wurde.

Bundesgericht soll entscheiden

Ulrich Suter, ETH-Vizepräsident Forschung, zeigte sich erleichtert, dass das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) letzten Freitag die Beschwerde gegen das ETH-Experiment mit gentechnisch verändertem Weizen abgewiesen hat (1). Obwohl damit die ETH berechtigt ist, sofort auszusäen, würde Suter eine Klärung der Grundsatzfragen durch das Bundesgericht begrüssen. Die ETH sei darum an das Bundesgericht gelangt mit dem Antrag, allfälligen Verwaltungsgerichts-Beschwerden gegen den Uvek-Entscheid sei die aufschiebende Wirkung zu gewähren, unter der Bedingung, dass die Beschwerden rasch eingereicht würden. Das Bundesgericht trat nicht auf das ETH-Gesuch ein, doch hat es gemäss des ETH-Vizepräsidenten in Aussicht gestellt, dass es bei Gewährung der aufschiebenden Wirkung eine Interessensabwägung vornehme.

Suter wies darauf hin, dass die Opponenten es nun in der Hand hätten, eine höchstrichterliche Klärung zu erwirken. Geschehe dies in kurzer Zeit, so könne das Bundesgericht noch vor dem Aussaattermin entscheiden. Sollten aber die Gegner mit ihrem Gang ans höchste Gericht zuwarten, dann wird die ETH Zürich aussäen, sobald es die Witterungsverhältnisse in der zweiten Märzhälfte erlauben,.

Expertise braucht Freilandexperimente

Der ETH-Vizepräsident erläuterte in der Folge, was die ETH neben der Klärung der Rechtslage so „stur“ am Gentechweizen-Experiment festhalten lässt. Dabei erwähnte er, dass die grüne Gentechnik eine Realität und keine Fiktion mehr sei. Weil aber viele Fragen zu möglichen Risiken ungeklärt seien, müsse geforscht werden. Für solche Untersuchungen brauche es auch Freilandexperimente. Suter sieht es als Aufgabe der Hochschule an, der Gesellschaft unabhängige Expertisen bieten zu können. Denn die Forschung an den Universitäten schaffe ein Gegengewicht zur Markt-orientierten Forschung der Industrie.

Noch keine vergleichbare Publikation

Das Experiment mit dem gentechnisch veränderten Weizens war dann Inhalt von Christoph Sautters Ausführungen.


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Hier in Lindau will die ETH ihren Versuch mit gentechnisch verändertem Weizen durchführen. gross

Der Forscher wies nochmals darauf hin, dass in seinem Projekt die gentechnische Veränderung zu einer sehr spezifischen Wirkung führe. So habe das eingeführte KP4-Gen ein Produkt zur Folge, das nur gegen Brandpilze wirke. Da bis jetzt noch keine Publikation erschien, die ein vergleichbares Projekt beschreibt, ist Sautter trotz der grossen Verzögerung des Experimentes durch das umständliche Bewilligungsverfahren vom wissenschaftlichen Nutzen seines Versuchs überzeugt.

Den Dialog verstärken

Heidi Diggelmann, Präsidentin des Nationalen Forschungsrats und ehemalige Professorin für Mikrobiologie, unterstützte die ETH-Vertreter, indem auch sie dafür eintrat, dass Forschung für die grüne Gentechnik in der Schweiz möglich sein sollte. Die Zürcher Hochschule habe in diesem Bereich einen internationalen Ruf. Diggelmann findet es deletär, wenn Forscher ihre beispielsweise im Ausland erworbenen Kenntnisse in der grünen Gentechnik nicht anwenden können. Sie plädierte auch dafür, dass sowohl der Nationalfonds wie die ETH die Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit intensivieren müssten – gerade weil die Problematik des Restrisikos so schwer zu vermitteln sei.

Den Dialog mit Forschungskritikern und der Gesellschaft sucht auch die ETH. Ulrich Suter erwähnte, dass sich die ETH letzten Frühling 2003 unter Vermittlung des erfahrenen Mediators Hanspeter Thür, ehemaliger Präsident der Grünen Partei, um einen runden Tisch mit den Gentech-Kritiker bemüht habe. Greenpeace und die Gruppe „Lindau gegen Gentech-Weizen“ hätten das Angebot sofort zurückgewiesen. Mittlerweile sei diese Seite wieder an einem Gespräch interessiert. Suter begrüsst diesen Schritt, stellt aber auch klar, dass er für den Versuch mit dem Gentech-Weizen wahrscheinlich zu spät komme.

Proteststimmen

Greenpeace präsentierte den Medien am Donnerstagabend in der Nähe des Versuchgeländes Stimmen gegen das geplante Gentech-Freiland-Experiment, welche die Vertreter der Organisation auf einer kürzlich durchgeführten 15-tägigen Gentech-Weizen-Tour durch die Schweiz gesammelt hatten. Greenpeace fordert dabei die ETH auf, vom Versuch abzusehen. Ob die Nichtregierungsorganisation mit einer Beschwerde ans Bundesgericht gelangt, werde in den nächsten Tagen abgeklärt, sagte Marianne Künzle von Greenpeace.


Fussnoten:
(1) Vgl. "ETH Life"-Artikel "UVEK: Ja zu Gentech-Versuch der ETH": www.ethlife.ethz.ch/articles/news/uvekentsch04.html



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