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Publiziert: 04.07.2005 06:00

Petrus und die Gäste hat's gefreut
Welcome Yesterday!

Nachdem bereits in den AVETH News auf die Nicht-Existenz des Mittelbaus bei den 150-Jahr-Feierlichkeiten der ETH hingewiesen wurde, sind die Mittelbauer nun auch noch beim Sommerfest sträflich vergessen gegangen. Das Programm erinnerte an eine etwas aufgemotzte Abendveranstaltung eines Grümpelturniers, mit Attraktionen, die schon in den 70er Jahren niemand vom Stuhl gerissen hätte. Es erstaunt, dass man die Organisation dieses Festes nicht der professionellen Polyballkommission KOSTA überliess, die schon mehrfach bewiesen hat, wie man gute Feste – auch mit kleinem Budget – organisiert. Stattdessen gewann man den Eindruck, als ob ein paar kurz vor der Pensionierung stehende Leute zusammen gesessen wären, die zum letzten Mal vor 30 Jahren ein Fest organisierten und sich nun ziemlich phantasielos an diese Aufgabe machten. Man kann es sich fast bildlich vorstellen, wie das OK zu seinen Attraktionen kam: jemand hat die Sängerin Jenny White und ihre Band vermutlich mal am Country Festival im Schützenhaus Albisgüetli gesehen und sie noch gut gefunden. Die ETH Bigband war sowieso gesetzt. Ein anderer erinnerte sich an eine Wetten-Dass-Sendung, bei der eine Person möglichst viele Harrasse aufeinander stapelte. Und schliesslich kannte noch jemand einen Betreiber einer Bull-Riding-Anlage und einer Mohrenkopfschleuder. Auch die Idee der amerikanischen Versteigerung der hässlichen Holzfiguren muss wohl auf diese Weise entstanden sein. Hätte man nichts versteigert, wären wohl mehr als 1155 Franken zusammen gekommen.

Natürlich hat man auch auf diese Weise irgendwann ein Programm zusammen. Ob man damit allerdings das Zielpublikum erreicht, nämlich den Mittelbau, zu welchem immerhin jeder zweite der ganzen ETH-Belegschaft gehört, ist eine Frage, die sich das OK offensichtlich nicht gestellt hat. Die Mehrheit des Mittelbaus dürfte wohl zwischen 25 und 40 Jahren alt sein. Für dieses Alterssegment gab es am Fest praktisch kein Angebot. Oder glaubt das OK tatsächlich, dass man bis 22 Uhr die Zeit totschlägt, um dann den Elvis- und Schlagerinterpret Kurt Signer zu sehen? Doch selbst die Attraktionen für andere Alterssegmente – etwa die Kinder ab 5 Jahren – waren so lieblos gestaltet, dass man sich an einem trostlosen Fest einer Plattenbausiedlung in Chemnitz wähnte. So wurde für sie an unattraktivster und windiger Stelle (beim Tiefgaragenabgang!) einfach eine Kiste mit billigem Plastikspielzeug hingestellt; von freundlicher Einrichtung der Spielstellen war da leider wenig zu sehen. Eltern, die mit Kindern kamen, waren so gezwungenermassen den Blicken der Rest-Festgemeinde entzogen und mit ihren Kleinen im unbeliebten Abseits.

Schmerzlich zu vermissen war auch der sonst so gern und viel gepriesene und selbst in Zürcher Tramwägen plakatierte internationale Anspruch und das vielkulturelle Flair der ETH: Vielmehr erinnerte die Veranstaltung mit ihrer Anhäufung an durchschnittlichen mittelstandsamerikanischen «Attraktionen» (Cheerleaders aus Winterthur – wieso bloss?? –, Bullenreiten, Countrysinger, Elvisimitator, American Restaurant, amerikanische Versteigerung) an eine mittelprächtige Veranstaltung in der Kleinstadtödnis des US-amerikanischen Mittelwestens. Dass bereits gegen 23 Uhr spürbar weniger Leute unterwegs waren, wundert deshalb nicht. Wir verliessen das Festgelände bereits um halb acht, um der bereits spürbar einsetzenden Depression ein schnelles Ende zu bereiten.

Wie auch immer, das Vergnügen über dieses Fest steckt uns noch tief in den Knochen, und man kann die Freude kaum verbergen, dass man die grosse 300-Jahr-Feier der ETH wohl nicht miterleben wird, es sei denn, die Top-of-the-World ETH-Forscher erfinden noch ein Mittel zur Unsterblichkeit…

Marie Glaser und Andreas Huber, Architektur und Entwurf, Christopher Latkoczy, Laboratorium für Anorganische Chemie





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