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Publiziert: 22.11.2000 01:00

Teure Zeitschriften
Die Schmerzgrenze ist erreicht

Der Markt für wissenschaftliche Zeitschriften musste in der Vergangenheit jährliche Abo-Preissteigerungsraten von durchschnittlich zwölf Prozent schlucken. Das hat gravierende Konseuqenzen für die ETH-Bibliothek.

Von Regina Schwendener

Die Anzahl der Zeitschriftentitel in der ETH-Bibliothek ist von über 8000 im Jahre 1996 auf heute rund 5000 Titel gesunken. Die Abokosten sind im gleichen Zeitraum jedoch von rund 3,6 auf 5,5 Millionen Franken gestiegen. Zudem hat sich der ansteigende US-Dollar-Kurs ebenfalls massiv auf das Zeitschriftenbudget ausgewirkt. Die ETH-Bibliothek geht davon aus, dass für etwa 70 Prozent der Abos die Kurssteigerung des Dollars voll auf die Zeitschriftenausgaben durchschlägt.; Konkrete Zahlen würden noch nicht vorliegen, aber man schätzt die Mehrausgaben allein für das Jahr 2000 auf mindestens 530 000 Franken.

Bedeutende Informationseinrichtung

"5000 Titel - Mehr geht nicht!" protestierte Rektor Konrad Osterwalder. Im Schreiben an die Schulleitung steht: "Für eine Hochschule mit der wissenschaftlichen Reputation der ETH Zürich ist die Zahl von 5000 Titeln aus unserer Sicht - auch im Vergleich mit anderen Universitäten - die unterste, die aus Gründen einer qualifizierten und ausreichenden Informationsversorgung von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern nicht unterschritten werden sollte." Obwohl die ETH-Bibliothek in der Schweizer Universitätslandschaft die bedeutendste Einrichtung sei, gelte dies für einen Vergleich mit deutschen, britischen, skandinavischen sowie US-amerikanischen Einrichtungen nur noch sehr beschränkt, da ein direkter Vergleich wegen unterschiedlicher lokaler Gegebenheiten nicht zulässig sei. Man könne jedoch sagen, dass die Zeitschriften- und Buchbestände der ETH gegenwärtig noch ausreichend sind, doch würden weitere Abbestellungsaktionen die Qualitdt der angebotenen Dienstleistungen massiv beeinträchtigen.

Das Anliegen stiess bei der Schulleitung auf offene Ohren. Sie beschloss, das Budget der ETH-Bibliothek ab 2001 für fünf Jahre um zwölf Prozent pro Jahr zu erhöhen, um den Ist-Bestand an wissenschaftlichen Zeitschriften zu wahren.

Sparen war angesagt

Mögliche Sparpotenziale wurden bereits vor dem Antrag um Budgeterhöhung ausgeschöpft: Etwa mit dem Abbau von fünf Prozent der Stellenkontingente, der Koordination mit den Departementsbibliotheken (Einsparvolumen von 520 000 Franken zugunsten elektronischer Information), oder dem Abbestellen doppelter Titel. Die Konzentration der Monographien und Serienwerke auf die zentralen Forschungsbereiche der ETH Zürich brachte zum Teil erhebliche Konsequenzen für Randbereiche mit sich. Ausserdem wurde mit dem Aufbau eines Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken zur gemeinsamen Lizenzierung von elektronischen Produkten begonnen. Erste Ergebnisse sind für das Jahr 2001 zu erwarten.

Nach welchen Kriterien wird abbestellt? Alice Keller von der ETH-Bibliothek nennt die Relevanz der Zeitschrift für das Sammelgebiet der ETH-Bibliothek, die Anzahl Ausleihen in den letzten drei Jahren, den Preis und die Verfügbarkeit der Zeitschrift innerhalb der ETHZ und auf dem Platz Zürich.


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Zeitschriften: Überdurchschnittlicher Preisanstieg

Zwischen 1963 und 1990 verzeichnet man bei wissenschaftlichen Zeitschriften einen Preisanstieg von durchschnittlich 11,3 Prozent pro Jahr, wird in einer Studie der Bibliothek festgestellt. Betrachtet man die Preisentwicklung nach Fächergruppen, würden die überproportional hohen Durchschnittspreise sowie die jährlichen Preissteigerungsraten (13,5 Prozent) von STM-Titeln (Science, technology and medicine) besonders deutlich.

Mit einer Zahl von etwa 1500 elektronisch verfügbaren Titeln liegt die ETH Zürich übrigens im Vergleich mit anderen Bibliotheken im Mittelfeld, wobei für 2001 durch die 80:20-Regelung etwa 520 000 Franken zusätzlich zur Verfügung stehen sollten. Hiervon soll der campusweite Zugriff auf Elsevier- und IEEE-Titel ermöglicht werden. Schon heute ist absehbar, so Alice Keller, dass etwa bis 2008 alle wissenschaftlichen Zeitschriften elektronisch zur Verfügung stehen werden. Ist das die Lösung aus der Budgetkrise? - Alice Keller: "Bezieht eine Bibliothek eine Zeitschrift nur elektronisch und verzichtet auf die gedruckte Ausgabe, so können bei den Abonnementspreisen gegenwärtig etwa zehn Prozent eingespart werden. Dieses Sparpotenzial ist deshalb so gering, weil die Verlage bei den elektronischen Ausgaben zunehmend "enhanced features" anbieten, die zusätzliche Kosten verursachen.

Das Sparpotenzial für die ETH bestehe darin, dass eine Lizenz für die Hochschule mehrere Druckausgaben in Instituten ersetzen kann, erklärt Alice Keller. "Allerdings kommt es hier sehr auf die Preispolitik der Verlage an. Oft werden für die Preiskalkulation der elektronischen Ausgabe die Zahl der bisher abonnierten Druckausgaben an einer Hochschule berücksichtigt. So kostet eine Druckausgabe von Science 650 Franken (institutional rate), für die Campuslizenz der elektronischen Ausgabe bezahlt die ETH-Bibliothek 8000 Franken." Die Abopreise würden kaum sinken, sofern die Zeitschriftenverlage als rein kommerzielle Unternehmen agieren. "Allerdings kann man davon ausgehen", so Alice Keller, "dass sich die wissenschaftliche Publikations- und Informationslandschaft bis zum Jahr 2008 grundsätzlich stark verändern wird."




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