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Publiziert: 22.12.2000 06:00

Studentenpetition schafft neues Klima der Kooperation
Linux kommt

Good news für alle "Linuxianer" an der ETH: Im Sommersemester soll ein Computerraum mit lauter Linux-Rechnern eingerichtet werden. Dies hat die "Koordinationskommission Studentenräume im Hauptgebäude" an ihrer ausserordentlichen Sitzung mitgeteilt.

Von Jakob Lindenmeyer

Zur Erinnerung: rund 1000 Studierende hatten in einer Petition gefordert, im Computerraum E27 weiterhin auf Computern mit Unix als Betriebssystem arbeiten zu können. ETH Life hat die Geschichte vergangenen Montag aufgegriffen und damit den "studentischen Protest" in diversen Zeitungen und Zeitschriften zum Thema gemacht (siehe Kasten).

Heilige Kuh

Aufgrund des entstandenen Wirbels reagierte die Kommission rasch und lud kurzerhand eine Delegation Studierender an die gestrige Sitzung ein. Roland Dietlicher, Leiter der Sektion Basisdienste und somit zuständig für die Ausrüstung der Studentenräume: "Vielleicht haben wir die heilige Kuh E27 tatsächlich unterschätzt."

Der Raum E27 ist der grösste und hellste Computerraum an der ETH, zentral gelegen und darum bei den Studierenden so beliebt. "Die Leute fürchteten, dass in allen Räumen nur noch Windows eingesetzt würde, nachdem schon im E23 und jetzt im E27 Unix über Nacht durch Windows ersetzt und auch der Mail-Server auf Microsoft migriert wurde", begründet der eingeladene Elektrotechnik-Student Martin Polasek das Ausmass des Protests.

Linux
Die eingeladenen Studierenden kämpfen vorerst vergeblich um ein zweites Betriebssystem im Computerraum E27. gross

Die Kommission ist bereit, einen Studentenvertreter aufzunehmen. Dies wird auch vom Rektor begrüsst, der die Kommission eingesetzt hat. Noch unklar ist, ob der offizielle Studentenvertreter über den VSETH, die Fachvereine oder individuell ausgewählt werden soll. Um zu vermeiden, dass die Studierenden in Zukunft wieder zum Mittel der Petition greifen und die Beteiligten ihre Informationen aus der Zeitung holen müssen, plant die Kommission Neuerungen bei den Computerräumen offensiv zu kommunizieren: mit einer neu eingerichteten Informations- und Diskussionsplattform auf dem Web.

Linux
Der Pinguin Tux ist das Maskottchen von Linux.


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Linux
Kooperatives Klima nach der Sondersitzung: Gemeinsam will man für Linux den Weg in die ETH-Computerräume ebnen. gross

Linux braucht Zeit

Die zweifellos wichtigste News betrifft Linux: Die Informatikdienste der ETH planen auf Sommersemester 2001 eine Linux-Referenzinstallation für die Studierenden. Da im nächsten Jahr sowieso die Maschinen im Computerraum HG D13 ausgewechselt werden, bietet es sich an, für die Pilotinstallation die dortigen Unix-Maschinen durch neue Linux-Rechner zu ersetzen. Die Informatikdienste sind im übrigen bereit, mit Studierenden zusammenzuarbeiten, die über entsprechende Linux-Kenntnisse verfügen.

Eine saubere Linux-Lösung für die Studentenräume brauche aber seine Zeit. So müsse etwa der Zugriff auf das ETH-weite Dateisystem (AFS) gesichert sein. Zur einfachen Wartung sollte das System per Knopfdruck auf allen Rechnern des Computerraums neu installiert werden können. Schliesslich müssen alle Sicherheitslöcher gestopft werden, da die Maschinen in einer offenen Umgebung betrieben werden. "Wir müssen die Fachkompetenz und eine Routinebetreuung für Linux aufbauen", erläutert Professor Thomas Rösgen, der stellvertretende Leiter der Kommission. Der Support an der ETH sei heute primär für Windows NT und Solaris vorhanden.

Nicht nur Windows

Überrascht durch die Protestwelle der Studierenden fühlen sich die Informatik-Profis der ETH zu Unrecht in die "Microsoft-Ecke" gedrängt. "Ich besitze keine Aktien von Microsoft", stellt Roland Dietlicher klar. Und auch für Hans-Peter Scherbel, Informatik-Koordinator des Departement Mathematik sind die jüngsten Entscheide im Raume E27 kein Glaubensbekenntnis gegen Linux: "Wir setzen nicht nur auf Windows. Linux kommt, keine Frage. Die Zeit ist einfach noch nicht reif dafür." Sowohl Linux als auch "Dual-Boot" seien nichts neues, sondern bei der Modernisierung der Computerräume seit längerem in Diskussion.

Alles in allem hat der Wirbel um den Ersatz von Sun-Rechnern im Computerraum E27 neben dem Medienecho (siehe Kasten) also auch an der ETH etwas bewirkt. Die Studierenden haben zwar noch kein Unix im E27 wie in der Petition gefordert, sind dafür neu in der Kommission vertreten und können sich auf einen Linux-Raum im Sommersemester freuen.


Medienwirbel um Studentenpetition

Die Geschichte von den Studierenden, die sich für ihre Rechner wehren, wurde auch ausserhalb der ETH aufgegriffen. Die Zeitung Computerworld schrieb sogar, dass an der ETH nur noch neun Solaris-Rechner von den Studenten benutzt werden können, obwohl ihnen allein im Hauptgebäude weiterhin 77 solche Maschinen zur Verfügung stehen.

Die Gratiszeitung Metropol berichtete auf ihrer Computer-Seite von einem "Studentenprotest gegen Windows", was Umweltnaturwissenschafts-Studenten Stefan Heimers berichtigt: "Die Petition war eigentlich primär für die Erhaltung von Unix und nicht gegen Windows." Eine Meldung auf den Heise-Newslines (Herausgeberin des Computermagazins c't) löste innert wenigen Stunden Hunderten von Leserrückmeldungen aus.

Auch ETH Life hat vom grossen Interesse an dem Thema profitiert und in der Rubrik "Tagesbericht" mit über 5000 Lesern einen neuen Tagesrekord aufgestellt. Student Heimers hat auf seiner Website das Medienecho zusammengestellt.




Literaturhinweise:
Die Vorgeschichte: ETH Life-Bericht "Krach um alte Computer": www.ethlife.ethz.ch/tages/show/PetitionfralteRechn.html
ETH Life-Leserbriefe zu diesem Thema: www.ethlife.ethz.ch/forum/list/1,1251,219,00.html
Die Kommissionssitzung aus Sicht des Petitionskomittees: kleinbonum.ethz.ch/unix-petition/sitzung.html
Die Petition für Unix im HG E27: kleinbonum.ethz.ch/unix-petition/
Das Echo in Presse und Onlinemedien: kleinbonum.ethz.ch/unix-petition/presse.html



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