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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 11.12.2003 06:00

Doktorierende-Löhne wieder im Gespräch
AVETH fordert externe Kontrolle

Obwohl sich die Anstellungsbedingungen für Doktorierende und Assistierende an der ETH Zürich mehrheitlich verbessert haben, gibt es immer noch einzelne Problemfälle. Deshalb fordert der AVETH-Vorstand die Angehörigen des Mittelbaus auf, ihm in der Grauzone liegende Fälle zu melden. Zudem kündigt er an, eine externe Kontrolle zu fordern und unterstützt eine Petition, die gesamtschweizerisch eine Verbesserung der Bedingungen für den Mittelbau anvisiert.

Von Regina Schwendener

Die Lohnbedingungen für die Doktorierenden sind an der ETH Zürich mit einem minimalen Anstellungsgrad von 60 Prozent und an der ETH Lausanne mit einem solchen von 75 Prozent im Vergleich zu Schweizer Universitäten (die keinen minimalen Anstellungsgrad kennen) relativ gut, stellt der AVETH-Vorstand (Akademische Vereinigung des Mittelbaus an der ETH Zürich) (1) fest, schränkt aber ein: "...wenn die Regelung auch von allen eingehalten würde." Die Mitglieder des Präsidiums - Klaus Haller, Paolo Losio und Katja Wirth - haben nämlich bei ihren Recherchen zwei Fälle - ein Professor und ein ganzes Institut - allein im Web entdeckt, die Doktorierendestellen zu weniger als 60 Prozent ausschreiben. Zudem sei der Vorstand darüber informiert worden, dass auch bei weiteren Professorinnen und Professoren und in weiteren als dem auf dem Web dokumentierten Institut die Löhne zu tief sind. Um sie tief zu halten, würden zum Beispiel Doktorierende der ETH an anderen Unis angestellt, über Stipendien bezahlt oder nicht als Doktorierende angemeldet. Paolo Losio, Co-Präsident: "Um Verstösse gegen die ETH-Regelung unterbinden zu können, sollten sich Betroffene, die zu wenig Lohn erhalten oder unter seltsamen Arbeitsverträgen arbeiten müssen, beim Vorstand der AVETH melden." "Wir sammeln Informationen und Beweise, und wir werden eine externe Kontrolle fordern", ergänzt Katja Wirth, AVETH-Co-Präsidentin. Beide betonen, dass die Namen von Informanten oder Informantinnen 100-prozentig vertraulich behandelt würden.

Betroffene wehren sich nicht

Katja Wirth erklärt die Folgen: "Wenn Doktorierende durch Stipendien entlöhnt werden, werden auch keine Sozialleistungen und keine Unfallversicherung bezahlt." Und wenn Doktorierende nicht offiziell angemeldet sind, fallen alle Vorteile der Studierenden-Legi weg. Folgen sind beispielsweise teurere Zeitungsabonnemente oder Mensapreise, und es wird schwieriger, Kreditpunkte zu sammeln. Deshalb liege der AVETH die Einhaltung der von der Schulleitung beschlossenen Regelung am Herzen. Paolo Losio: "Es ist jedoch nicht leicht, diese Probleme anzugehen. Betroffene Doktorierende wehren sich oft nicht, weil sie die 60-Prozent-Regelung nicht kennen, oder weil sie sich wegen des Abhängigkeitsverhältnisses zur Professorin oder zum Professor nicht getrauen, zu reklamieren."

Schwarz auf weiss in der Verordnung

An der ETH Zürich waren die Löhne der Doktorierenden in den letzten Semestern ein heiss diskutiertes und verhandeltes Thema. Anstoss dazu gab eine Kolumne von Katharina von Salis (2), die das schlummernde Problem "wachküsste". Die Personalabteilung legte ihre Sicht der Dinge dar, die AVETH konterte (3). Die Sorgen der Doktorierenden wurden schliesslich mittels einer Petition ETH-Präsident Olaf Kübler unterbreitet, und die Schulleitung hat über den minimalen Anstellungsgrad - 60 Prozent in der Lohnklasse 15 - am 9. Oktober 2001 entschieden (4). Dies ist schwarz auf weiss in Artikel 5 der Verordnung über das wissenschaftliche Personal an der ETH Zürich (SR 172.220.113.11) festgehalten. Eine ähnliche Mindestregelung sei der AVETH von keiner anderen Uni bekannt.


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Nicht alle Doktorierenden werden nach der von der Schulleitung beschlossenen Regelung entlöhnt. gross

Gesamtschweizerisches Problem

Es sei sogar so, dass an allen Schweizer Unis und Hochschulen Handlungsbedarf in Sachen Anstellungsverhältnisse und Lohnbedingungen für Doktorierende und Assistierende bestehe. Aus diesem Grunde hat "actionuni" eine gesamtschweizerische Petition "Für ein effizientes und gerechtes Doktorat" lanciert, die online (5) oder handschriftlich auf einem pdf-Formular unterschrieben werden kann. "actionuni" ist ein Forum für Doktorierende, Assistierende und den Mittelbau an Schweizer Universitäten und Hochschulen und hat zum Ziel, die Arbeitsbedingungen in Forschung und Lehre zu verbessern.

Hauptanliegen der Petition sei, so Katja Wirth, Vorstandsmitglied von actionuni, bessere Bedingungen für den Mittelbau zu schaffen, damit die Forschung in der Schweiz wieder attraktiv wird. Gute Forschung habe mit Aufopferung nichts zu tun. Unter anderem fordern die Petitionäre, dass das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Doktorvater und Doktorierendem durch strukturelle Massnahmen aufgehoben wird. Auch soll es eine unabhängige Kontrollinstanz geben - so ähnlich wie die Ombudsstelle an der ETH.

Petition an Couchepin

Die Petition wird von verschiedenen Schweizer Mittelbauorganisationen unterstützt, unter anderen auch von der AVETH. Zudem steht "actionuni" in Kontakt mit dem Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat (SWTR). Dieser sei übrigens auch der Ansicht, dass der Nachwuchsförderung in der Wissenschaft ein viel stärkeres Gewicht beigemessen werden soll, erwähnt Katja Wirth. Und sie freut sich: "Die Begeisterung, mit der viele Vertreterinnen und Vertreter von Schweizer Mittelbauorganisationen bei "actionuni" mitmachen, und die vielen Komplimente und positiven Kommentare, die viele Unterschreibende der Petition abgeben, sind eine Aufmunterung und zeigen, dass offensichtlich eine grosse Unzufriedenheit mit der Lage des Forschungsnachwuchses und ein Handlungsbedarf bestehen." Die Petition wird Bundesrat Couchepin, Vorsteher des EDI, überreicht werden.


Fussnoten:
(1) AVETH: www.aveth.ethz.ch/
(2) Kolumne von Katharina von Salis: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/DokLvhne.html
(3) "Forschung ist kein Hobby": www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/KdlinDoktorierenden.html
(4) Mehr Lohn für Doktorierende: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/DokLhne.html
(5) Petition "actionuni": www.action-uni.ch/de/petition/index.html



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