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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 10.10.2005 06:00

75 Jahre Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie VAW
Handfeste Forschung

Die Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) an der ETH Zürich feierte letzte Woche ihr 75-jähriges Bestehen. Nach einem Festkolloquium am Freitag öffnete sie Samstag ihre Tore für die Öffentlichkeit. Zu besichtigen gab es eindrückliche Anlagen in den grossen Versuchshallen.

Von Felix Würsten

Die "Welten des Wissens" auf dem Platzspitz-Areal, die Einweihung des neuen HCI-Gebäudes auf dem Hönggerberg und die lange Nacht der Physik – wer sich für die Forschung an der ETH interessiert, hatte dieses Jahr bereits ausgiebig Gelegenheit, sich vor Ort ein genaues Bild zu machen. Eine weitere Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, bot sich nun am letzten Samstag. Die Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) (1) öffnete ihre Türen. Wer den Weg an die Gloriastrasse fand, konnte im Rahmen von geführten Touren die eindrücklichen Versuchanlagen der Wasserbauer besichtigen. Anlass für das Ereignis war das 75-Jahr-Jubiläum, das die VAW dieses Jahr feiern kann. Bereits am Freitag veranstaltete das Institut im ETH Hauptgebäude ein Festkolloquium, bei dem aktuelle Forschungsarbeiten vorgestellt wurden.

Vier Direktoren

Bereits vor mehr als hundert Jahren wurde erstmals der Vorschlag geäussert, an der ETH eine Versuchsanstalt für Wasserbau zu gründen. 1930 war es dann schliesslich so weit. Unter der Leitung von Eugen Meyer-Peter wurde die VAW oberhalb des damaligen Physikgebäudes eröffnet. Da die Anstalt an einem Hang gebaut wurde, sind die Versuchshallen der VAW nicht im Erdgeschoss, sondern im dritten Stock untergebracht. Während andere ETH-Institute im Turnus von verschiedenen Professoren geleitet wurden, stand der VAW von Anbeginn weg ein fest gewählter Direktor vor. Der heutige Amtsinhaber, Hans-Erwin Minor, ist deshalb erst die vierte Persönlichkeit, die dem Institut vorsteht.

Die VAW beschäftigt sich mit den drei Themenbereichen Wasserbau, Flussbau und Glaziologie. Die Wissenschaftler befassen sich dabei mit vielfältigen Fragen, etwa wie die Bevölkerung vor Überschwemmungen geschützt werden kann, wie sich renaturierte Flüsse morphologisch entwickeln, welche Folgen das Abschmelzen der Gletscher hat, aber auch wie Kraftwerke hydraulisch optimiert werden können. Angesichts der Fragestellungen ist es naheliegend, dass die angewandete Forschung an der VAW eine zentrale Stellung einnimmt. Gerade diese sorgt denn auch immer wieder für Aufmerksamkeit in den Medien, so etwa die Untersuchungen über gefährliche Gletscher in der Schweiz (2) oder die Studien zur Ausbreitung von tsunamiartigen Flutwellen nach Felsstürzen.

Physikalische Modelle im Vorteil

Auch Fragen rund um die Nutzung der Wasserkraft spielen an der VAW eine wichtige Rolle, wie sich beim Rundgang durch die grossen Versuchshallen zeigte. So untersuchen beispielsweise die Forscher an der VAW, wie ein Hochwasserabfluss bei einem Kraftwerk in Island dimensioniert werden muss, damit ein sicherer Überlauf des Wassers gewährleistet ist. Experimente werden auch über das Kraftwerk Rheinfelden durchgeführt. Für die Kraftwerksbetreiber ist es beispielsweise wichtig zu wissen, wie sich bauliche Massnahmen entlang des Flusses auf die Strömungsverhältnisse auswirken.

Physikalische Experimente, wie sie an der VAW mit beachtlichem Aufwand durchgeführt werden, gehören immer noch zu den wichtigsten Hilfsmitteln, um solche Fragen zu beantworten. In den letzten Jahren werden zwar zunehmend auch numerische Simulationen eingesetzt. Doch die konkreten Modellversuche können diese bis jetzt noch nicht wirklich ersetzten. Häufig sind die Probleme ganz einfach zu komplex, um sie im Computer zuverlässig nachzubilden. Physikalische Experimente haben zudem den Vorteil, dass sie bei den Auftraggebern als vertrauenswürdiger gelten. Gerade bei umstrittenen Projekten ist es mitunter von Vorteil, wenn die Konfliktparteien gemeinsam vor einem Modell stehen und mit eigenen Augen sehen, wie das Wasser in der Realität fliessen wird.


Eisiges Spektakel: ein VAW-Forscher demonstriert, wie mit heissem Wasser Löcher in Gletscher gebohrt werden. gross

Mit diesem grossen Modellversuch wird die Situation beim Kraftwerk Rheinfelden untersucht. gross

VAW-Direktor Hans-Erwin Minor erklärt Besuchern Experimente in der Versuchshalle. gross

Mit Hilfe dieser Anlage klären VAW-Forscher ab, wie der Hochwasser-Überlauf bei einem isländischen Kraftwerk optimal gestaltet werden kann. gross


Fussnoten:
(1) Homepage der VAW: www.vaw.ethz.ch
(2) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "Eisige Gefahr": www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/Glaciorisk.html, "Abfluss durch den Gletscher" www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/Gornersee sowie "Der grüssende Gletscher" www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/gletscherstweissh.html



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