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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 05.05.2004 06:00

VSETH bekundet Mühe mit der Umsetzung der Studienreform
Gebremste Mobilität

Die Schulleitung der ETH Zürich fällte im Jahr 2001 den Entscheid, bis 2005 alle Studiengänge auf das Bachelor-Master-System umzustellen, was inzwischen praktisch vollzogen ist. Aber es gibt noch einige interne Probleme zu lösen: Der VSETH wies an der letzten Plenarsitzung der Hochschulversammlung auf ein "gravierendes Problem" hin: Die geltenden ETH-Prüfungssessionen bremsen die Mobilität.

Von Regina Schwendener

Im Jahr 1999 beschlossen die europäischen Bildungsminister in der "Bologna-Deklaration" die Harmonisierung der Studienabschlüsse der europäischen Universitäten auf der Grundlage des zweistufigen Bachelor-Master-Systems (1). Die Reglemente für das umstrukturierte Studienangebot und die detaillierten Umsetzungspläne für die einzelnen Fachrichtungen müssen bis Ende 2005 erlassen werden.

Im Wintersemester 2003/04 immatrikulierten sich laut Angaben des Bundesamtes für Statistik (BFS) 12'610 Studierende an den schweizerischen Hochschulen in einem Bachelor- und 868 in einem Masterstudiengang, davon an der ETH Zürich 2'632 auf Bachelor- und 180 auf Masterstufe. Mit "Bologna" habe man kein Problem, so der Verband der Studierenden an der ETH (VSETH), aber mit der internen Systemanpassung. Die Regelungen im Moment sind nämlich so, dass ETH-Studierende nur erschwert an eine andere Hochschule wechseln können.

VSETH erkennt das Problem

Der VSETH (2) hat den Eindruck, dass diesem "gravierenden Problem" im Moment nicht die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt wird. Cornelius Niemeyer vom VSETH, Ressort Hochschulpolitik, thematisierte die Problematik wegen ihrer Dringlichkeit an der letzten Sitzung der Hochschulversammlung (HV) und bat diese um Unterstützung der Anliegen der Studierenden. Anhand einer Aufstellung der Semester- und Prüfungsdaten von acht europäischen Hochschulen erläuterte er die Ausgangslage. Aus seinen Ausführungen wurde ersichtlich, dass die Semester an der ETH Zürich - insbesondere das Wintersemester - im internationalen Vergleich später anfangen, als in fast allen anderen Ländern. Niemeyer: "Die Prüfungen an der ETH sind jetzt genau auf Beginn des Wintersemesters terminiert und liegen damit in der Zeit, wo in anderen Ländern die Semester schon wieder begonnen haben."


Wie beurteilen Studierende ihre Mobilität

(res) Eine Auswertung einer Umfrage unter 5567 Studierenden beider ETH und der Universität St.Gallen ( im Februar dieses Jahres vom Verband der Schweizerischen Hochschulstudierendenschaften zu Finanzierung und Mobilität durchgeführt) hat ergeben, dass die finanzielle und soziale Situation der Studierenden eine wichtige Rolle in der Problematik Studienfinanzierung und Mobilität spielt. Ein Auslandaufenthalt während des Studiums wird von den Studierenden als wichtige Erfahrung gewertet, weshalb zu Studienbeginn auch fast 60 Prozent der Studierenden ein Mobilitätssemester ins Auge fassen. Bis in die oberen Semester hat jedoch nur die etwa die Hälfte von ihnen diesen Wunsch realisiert oder steht kurz davor. Die Unterschiede in den Ergebnissen aus den Hochschulen zeigen, dass die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen.

An der ETH Zürich gibt es laut Umfrageergebnissen im Vergleich zu Lausanne und zur HSG ein Informationsdefizit über Mobilitätsmöglichkeiten: 35 Prozent der Studienanfänger und 27 Prozent der Studierenden im zweiten und dritten Studienjahr geben an, nicht informiert zu sein. Als Gründe, weshalb die Studierenden keinen Austausch absolvieren, werden in erster Linie Koordinationsprobleme von Semester- und Prüfungsdaten angegeben, aber auch die Finanzierung und Verpflichtungen in der Schweiz. Für einen kleinen Teil (7,7 Prozent) ist die Anerkennung der Studienleistung ein Hinderungsgrund. Erstaunlich hoch ist der Anteil aller Studierenden, die keinen Master an einer anderen als der aktuell besuchten Hochschule machen möchten. An der EPFL liegt er knapp über 70 Prozent, an der ETH Zürich und an der HSG über 80 Prozent. Der Abschluss an der Heimuniversität geniesst höhere Wertschätzung.




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Mobilität ist für die Studierenden der ETH Zürich immer noch ein Problem. gross

Föderalismus spielt

Therese Haller vom VSETH, Ressort Hochschulpolitik, äusserte sich kürzlich in der Studierendenhauszeitung "Polykum" zur Studienreform: "An der ETH geschieht die anstehende Umstellung auf das neue System im übrigen in typisch schweizerisch-föderativer Manier, was bedeutet, dass jedes Departement versucht, seine eigene Auslegung der Vorgaben von Rektorenkonferenz und Schulleitung bei der Planung der neuen Lehrgänge umzusetzen." Unter den vielen verschiedenen Lösungen werde sich dann sicher auch die bestmögliche finden, vermutete sie verschmitzt.

Schon im alten System war das ETH-Prüfungssystem der Mobilität nicht dienlich. Prüfungen mussten verschoben werden und/oder das Auslandsemester konnte erst verspätet angetreten werden. Zugleich erhöht sich für Studierende, Dozierende und Verwaltung aber auch der organisatorische und administrative Aufwand ganz erheblich, so Niemeyer an der HV. Mobilität sei ohne Zeitverlust fast nicht möglich. Beim Erstellen der Studienpläne für das Bachelorstudium sei man sich dieser Problemstellung zu wenig bewusst gewesen und habe es laut VSETH versäumt, dem Anliegen der horizontalen Mobilität - Studium an der ETH, Zwischensemester im Ausland und zum Abschluss zurück an die ETH - genügend Rechnung zu tragen. "Das Problem habe sich jetzt wegen Bachelor und Master verschärft, da im Frühling zusätzlich Prüfungen geschrieben werden und bei den Studierenden gleichzeitig das Interesse an Mobilität steigt", bringt Cornelius Niemeyer die Befürchtungen des VSETH zur Sprache.

ETH-Botschafter in alle Welt

Bei den Anpassungen ans neue Studienreglement liegt der ETH viel daran, im Sinne eines "Brain-Gain" internationale Studierende für das Masterstudium zahlreich nach Zürich zu bringen, wie von der Schulleitung immer wieder betont wird. Im VSETH ist man zwar der Meinung, dass das in Ordnung sei, dass jedoch die umgekehrte Richtung vernachlässigt werde. Im Rahmen der Bologna-Reform müssten Anpassungen nicht nur für die "Incomings" sondern auch für die "Outgoings" vorgenommen werden.

Ein Beispiel: Innerhalb der Idea League (3), will die ETH Zürich die vertikale Mobilität - Bachelor an der Heimhochschule, Master-Studium an einer anderen Hochschule - ankurbeln. Nur, eine erfolgreiche Bewerbung zu einem Master-Studium anderswo setzt eben voraus, dass ein bis zwei Monate vor Beginn jenes Master-Studiums bekannt ist, ob alle Bedingungen zum Bachelor-Abschluss erfüllt sind. Georg Wilckens, VSETH-Präsident formuliert es treffend: "Die ETH möchte die besten Studierenden aus dem Ausland und lässt die eigenen nicht gehen. Dabei könnte sie mit den "Outgoings" ein ganzes Heer von Botschaftern als kostenlose Eigenwerbung in die Welt entsenden."

Der VSETH zeigte sich überzeugt, wie er in einer Stellungnahme an der HV fomulierte: "Mobilität ist Teil einer exzellenten Ausbildung und sollte entsprechend gefördert und vereinfacht werden. Die Reglemente an der ETH müssten so verändert werden, dass derzeit bestehende Hürden umgangen werden können oder völlig wegfallen." Insbesondere im nationalen und internationalen Wettbewerb der Hochschulen sei das ein entscheidender Standortvorteil. Da die Bologna-Reform noch nicht vollständig abgeschlossen ist, ergibt sich jetzt eine ideale Gelegenheit dazu.


Literaturhinweise:
"Stolpersteie für die Mobilität": www.ethlife.ethz.ch/articles/pruefungstermine.html
"Verändere Dein Leben - beweg Dich": www.ethlife.ethz.ch/articles/Mobilitaetneu.html
"ECTS braucht noch Zeit" : www.ethlife.ethz.ch/articles/ects.html
Weitere Informationen erhalten Interessierte bei der Mobilitätsstelle der ETH Zürich: www.mobilitaet.ethz.ch

Fussnoten:
(1) Richtlinien für die koordinierte Erneuerung der Lehre an den universitären Hochschulen der Schweiz im Rahmen des Bologna-Prozesses (Bologna-Richtlinien) vom 4. Dezember 2003: www.cus.ch/De/D_Publika/D_Publik_Richtlinien/Publika_Richtlinien.html
(2) Verein Studierender der ETH Zürich: www.vseth.ethz.ch
(3) Idea League (Imperial College, TU Delft, ETH, RWTH Aachen): www.theidealeague.org



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