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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 11.01.2002 06:00

ETH World: Projektleitung zurückgetreten

Die gesamte Projektleitung des ETH-Grossprojekts "ETH World" ist per sofort zurückgetreten. Laut Projektleitung hätten zwischen ihr und der Projektsteuerung unterschiedliche Ansichten über die weitere Entwicklung des virtuellen Campus bestanden.

Von Norbert Staub

Der Rücktritt des siebenköpfigen Projektleitungsteams von "ETH World", das an der Entwicklung des virtuellen Campus für die ETH arbeitet, erfolgte am Mittwoch dieser Woche. Grund für den aussergewöhnlichen Schritt: "Wir bekamen den Eindruck, dass unsere Ziele nicht mehr mit jenen der Projektsteuerung übereinstimmen", so der bisherige Chef des Leitungsteams, Prof. Walter Schaufelberger, gegenüber ETH Life.

Die Leitung, so Schaufelberger weiter, habe starken Wert auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse der ganzen ETH gelegt. "Das braucht aber seine Zeit. Der Projektsteuerung geht es offenbar mehr um die Förderung von Spitzenprojekten mit rasch sichtbarem Erfolg." Laut Andreas Dudler, ebenfalls Mitglied der Leitungskommission und Direktor der ETH-Informatikdienste, wären die Projektstrukturen für den Ansatz der Projektsteuerung - die dem Verwaltungsrat eines Unternehmens vergleichbar ist - möglicherweise "zu umfangreich" geworden.

Eine Etappe, kein Protest

Gerhard Schmitt, ETH-Vizepräsident Planung und Logistik und Leiter der ETH-World-Projektsteuerung meinte gegenüber ETH Life, er respektiere diesen Schritt. Schmitt wertet ihn nicht als Protest, sondern als "eine Standortbestimmung und eine Etappe in der Entwicklung des Gesamtprojekts". Es sei nichts verloren, denn "die Erfahrungen dieses Jahres werden für die Zukunft des Projekts sehr wichtig sein". Seiner Ansicht nach hätten zwischen Projektsteuerung und -leitung prinzipiell keine unterschiedlichen Vorstellungen über die Ausrichtung von ETH World bestanden. "Über das Ziel, ETH World für die gesamte ETH-Öffentlichkeit nutzbar zu machen, sind sich alle Beteiligten einig", so Schmitt. Mitglieder der Projektleitung würden - in anderer Konstellation - auch weiterhin mit ETH World zusammenarbeiten.

"Bei solchen, in jeder Hinsicht neuen Projekten muss zuerst eine Erfahrungsbasis aufgebaut werden", erklärt Gerhard Schmitt weiter, "deshalb ist es notwendig, die Organisation laufend den neuen Erkenntnissen anzupassen und aktives Change Management zu betreiben". Für 2002 sei geplant, die bis anhin eher umfangreiche Organisationsstruktur zu straffen.

Vorschläge abgelehnt

Die Projektleitung macht der Projektsteuerung konkrete Vorschläge für die Umsetzung einzelner Projekte wie "Neptun", der Förderung der "Laptop-Hochschule". Die Steuerung muss diese genehmigen. Konkret stiessen in den vergangenen Monaten zwei Umsetzungsvorschläge der Leitung auf die Ablehnung der Steuerung: ein Vorschlag zum Gewinnerprojekt "Beyond Luxury" aus dem ETH-World-Projektwettbewerb und das Vorhaben, "Neptun" ETH-weit zu evaluieren.


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Die Inhalte von ETH World seien durch den Rücktritt der Projektleitung nicht gefährdet, erklären die Verantwortlichen.

"Da dies zwei unserer ‚Kerngeschäfte‘ waren, fehlte uns in der Folge die Grundlage zum Weitermachen", erklärte Walter Schaufelberger.

"Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Projektsteuerung Vorschläge der Projektleitung in der beabsichtigen Form nicht akzeptiert", macht dem gegenüber der Chef der Projektsteuerung geltend. Dem Anliegen der Leitung jedoch, schnell eine breite Basis für ETH World zu schaffen, habe die Projektsteuerung "vielleicht nicht genügend Unterstützung geben können", so Gerhard Schmitt.

Erst Pilotprojekte, dann in die Breite

Die Steuerung sei der Ansicht, dass mit gezielten und beispielhaften Projekten wie "Neptun" dargestellt werden kann, was ETH World zu leisten in der Lage ist. "Nach der erfolgreichen Realisierung der Pilotprojekte soll ETH World eine breite Anwendung finden". Rückblickend meint Schmitt, dass "die Projektleitung personell hätte breiter abgestützt werden müssen, um die Ideen der Projektsteuerung besser in diesem Gremium zu verankern".

Walter Schaufelberger, der während eines Jahres zu 50 Prozent für ETH World tätig war, ortet ausserhalb des ETH-World-Kernbereichs noch einige Skepsis gegenüber dem virtuellen Campus: "Vielleicht war die Zeit noch nicht reif, um ETH World in die Breite der ETH zu tragen. So konnte ich kein Departement überzeugen, als ganzes bei uns mitzumachen." – Auch dies mag bei seinem Abschied aus der Verantwortung mitgespielt haben.

"Kein Drama"

Es fragt sich, ob jetzt Gefahr für das Gesamtprojekt ETH World besteht. "Überhaupt nicht", betont Schaufelberger, "es nimmt nur eine andere Richtung." Dieser Rücktritt sei kein Drama, sondern "nur ehrlich." Ganz ähnlich sieht dies Gerhard Schmitt: "Die Pionierprojekte laufen wie geplant weiter". So sei für 2002 sei das grosse Projekt "Neptun II" bereits aufgegleist, als Ausweitung des im Sommer 2001 begonnenen erfolgreichen Pilots. "Auch der Entscheid, in diesem Jahr die Forschung besonders zu unterstützen, ist bereits gefallen."


Literaturhinweise:
Jüngster ETH-Life-Bericht vom 7.Dezember 2001 über den Stand der Dinge bei ETH World: www.ethlife.ethz.ch/tages/show/ethworld3.html
ETH-Life-Dossier zu ETH World: www.ethlife.ethz.ch/dossier/0,1012,,00.html



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