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Rubrik: Campus Life

Ausstellung des Max-Frisch-Archivs
Der schreibende Architekt

Published: 29.05.2007 06:00
Modified: 29.05.2007 11:01
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(cm (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch) ) „Und die Aufgabe ist sehr reizvoll, stark landschaftlich und gärtnerisch, unmonumental, fröhlich.“ – Diesen Satz schrieb Max Frisch 1943 an seine Mutter, nachdem er erfahren hatte, dass die Jury seinen Entwurf für das Letzibad der Stadt zur Weiterbearbeitung empfohlen hatte. Heute erstrahlt das Bad wieder in neuem Glanz. Das Programm zur Wiedereröffnung umfasst auch verschiedene Ausstellungen. Dazu gehört „Es wird nicht über Literatur gesprochen“ des Max-Frisch-Archivs der ETH Zürich.

An der Vernissage letzte Woche dazu fand man bei einem ausgestellten Brief heraus, woher der Ausstellungstitel stammt. Er steht in einer Einladung von Frisch an Freunde, denen er sein neu erbautes Werk kurz vor der Eröffnung zeigen wollte. Doch aus den Ausführungen von Walter Obschlager, Leiter des Max-Frisch-Archivs, und den Exponaten wurde klar, Architektur und Literatur waren für den Schweizer Schriftsteller nicht völlig voneinander getrennte Dinge: In beiden geht es um eine kreative Auseinandersetzung mit der Umwelt und den für Frisch zentralen Prozess des Entstehens.

Dass Frisch Bäder speziell berührten, zeigt sich in einem Text, den er als Journalist für die NZZ vor seinem Architekturstudium über das Wellenbad Dolder schrieb. Das „kleine Stück Adria“ im Wald begeisterte ihn gerade durch seine Architektur, die nicht kulissenartig war, sondern die Landschaft erleben liess. Zum Architekturstudium an der ETH kam er auf Drängen seines Vaters, der von ihm einen richtigen Beruf forderte, und dank der finanziellen Unterstützung von Werner Coninx. Walter Obschlager zeigte dann anhand eines weiteren NZZ-Artikels, dass Frisch auch nach Abschluss seines Studiums literarisch sein Bauen begleitete. So schildert er in „Das erste Haus“ den Bau des Einfamilienhauses für seinen Bruder.

Im Zentrum des architektonischen Schaffens von Frisch steht aber das Letzibad. Die Ausstellung wie auch das dazu erschienene gleichnamige Büchlein demonstrieren, dass Frisch seine Tätigkeit als Architekt durchaus genoss. Dies obwohl zu Beginn der Bauphase Krieg herrschte und er neben der Bauleitung auch noch am Schauspielhaus arbeitete. Besuch auf dem Bauplatz erhielt Frisch von Bertolt Brecht. Dieser „Könner des Fragens“ interessiert sich sogar für die Statik des Sprungturms.

Neben den Ausführungen zum Letzibad gibt die aus Fotos und Texten bestehende Ausstellung einen knappen Einblick in die zwei weiteren Bauten von Frisch: das erwähnte Familienhaus im Baselbiet und ein Landhaus in Schaan. Damit wird offensichtlich, dass die Architekturphase nur eine Episode in Frischs leben darstellt. Wenn auch der Autor immer wieder das Bauen erwähnte, in die Praxis kehrte er nicht mehr zurück Gemäss Walter Obschlager kümmerte er sich später nicht mehr um das Letzibad. Fraglich bleibt zudem, ob die Restaurierung im Sinne des bekannten Literaten gewesen wäre. Seiner Zeit attestierte Frisch nämlich eine Perversion ins Museale.

Nun, egal ob der Autor und Architekt Freude hätte, das Max-Frisch-Archiv bietet innerhalb der „Kulturtage im Freibad Letzigraben“ (1) weitere Veranstaltungen nach der Ausstellungsvernissage an. Beim nächsten Anlass diesen Donnerstag kann man den Film „Schweiz als Heimat?“ sehen, welcher die Rede Frischs zur Verleihung des Grossen Schillerpreises im Jahre 1974 zeigt.

Erstrahlt in neuem Glanz: das ursprünglich von Max Frisch erbaute Freibad Letzigraben in der Stadt Zürich.

In den neuen Ausstellungsräumen erhält man unter "Es wird nicht über Literatur gesprochen" einen Einblick in Max Frischs Schaffen als Archtitekten durch das Max-Frisch-Archiv der ETH Zürich.

Footnotes:
(1 Die Kulturtage im Freibad Letzigraben duaern noch bis zum 20.6.2007:


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