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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 14.06.2007 06:00

Ruzicka-Preis an Wendelin Stark
„Das ist Stark“

(cm) Die Freude war gross letzten Donnerstag am Departement Chemie und angewandte Biowissenschaften: Es konnte nicht nur die Nomination einer neuen Rektorin aus ihren Reihen feiern, sondern auch einen neuen Ruzicka-Preisträger Der Forschungserfolg ging an Wendelin Stark, ETH-Professor für Katalyse am Institut für Chemie und Bioingenieurwissenschaften, und der politische an Heidi Wunderli-Allenspach. Der Preisträger erhält 10'000 Franken für seine Arbeit über hoch funktionalisierte Nanopartikel.

In seiner Laudatio betonte Alfons Baiker, ETH-Professor am selben Institut wie Stark, ein Kennzeichen des Preisträgers sei, sich für verschiedenste Gebiete zu interessieren. Beispielsweise habe er seine Dissertation im Departement für Maschinenbau durchgeführt, wo er die Flammen-Aerosol- und Flammen-Spray-Synthese zur Herstellung von Metalloxiden für Katalysatoren erforschte. Oder später wagte er sich ins Gebiet des Bioengineerings vor und untersuchte dabei gerade auch noch toxikologische Fragen. Bemerkenswert zudem, dass Stark bereits mit 27 Jahren eine Professur erhielt. Baiker fasste all die Leistungen kurz zusammen im Satz: „Das ist schon Stark“.

Die Breite seiner Forschung legte der Preisträger selbst in seinem erfrischenden und witzigen Vortrag dar. Er erinnerte daran, dass Ruzicka selber organischer Chemiker gewesen sei, und diese hätten ja oft mit langwierigen Synthesen zu kämpfen. Viel Zeit werde da für Trennen, Isolation und Reinigung gebraucht. Stark fragte sich, ob eventuell er als Nichtorganiker einen Beitrag leisten könnte. Vorerst habe er sich, wie von Baiker erwähnt, mit der Flammensynthese beschäftigt. Hier synthetisierte man beispielsweise, um das Prinzip zu beweisen, ganz simples Kochsalz. Später gelang es auch, sogenannte Nanoknochen herzustellen. Stark und sein Team entwickelten eine Knochenwolle, welche die Biomineralisation beschleunigt, beispielsweise bei Zahnhalsentzündungen.

Jetzt wollte aber der Forscher seiner Methode im Bereich der organischen Synthese auf den Zahn fühlen. Und bereits liegen auch hier Erfolge vor. Es gelang ihm, kleinste magnetische Partikel herzustellen, die eine 1-2 Nanometer dicke Kohlenstoffschicht auf der Oberfläche besitzen. Das hat zur Folge, dass einerseits das Metall nicht oxidiert, andererseits aber organische Verbindungen mit der Kohlenstoffschicht gebildet werden können. Hängt man nun diese Nanopartikel an organische Verbindung an, können diese abgetrennt werden, weil ihnen das Metall magnetische Eigenschaften verleiht. Der Anorganiker hatte also gezeigt, dass er durchaus einen wichtigen Beitrag für Organiker liefern kann.

Der Ruzicka-Preis soll helfen, dass Stark weiterhin so breit forschen kann, meinte Wilfred van Gunsteren bereits bei der Einführung der Preisfeier. Er mahnte die Anwesenden auch, dass wirkliche Innovation nur entstehen könne, wenn man sich auf seine Arbeit fokussiere und sich nicht zu fest von der leider zunehmenden Bürokratisierung und den zunehmenden Finanzierungsschwierigkeiten ablenken lasse. Immerhin sei es nach zwei Jahren ohne Ruzicka-Preis es wieder gelungen, Geld für diese Form der Forschungsförderung zu finden.


Erhielt für seine Arbeiten über hoch funktionalisierte Nanopartikel den Ruzicka-Preis 2007: ETH-Professor Wendelin Stark. gross


Geschichte des Ruzicka-Preises

(mib) Der Ruzicka-Preis ist neben dem Werner-Preis die bedeutendste Auszeichnung für Chemie in der Schweiz. Erstmals verliehen wurde er 1957 an Georg Büchi, damals Associate Professor am Massachusetts Institute of Technology. Ermöglicht wurde der Preis durch eine grosszügige Schenkung der schweizerischen chemischen Industrie. Ausgezeichnet werden sollen Forscherinnen und Forscher, die noch nicht 40 Jahre alt sind, für eine hervorragende veröffentlichte Arbeit auf dem Gebiet der allgemeinen Chemie. Das Vermögen – dotiert ist der Preis mit 10'000 Franken – soll innert dreissig Jahren aufgebraucht sein, so die Idee der Stiftung. Am 2. Juli 1986 – nach Ablauf der Frist – beschloss das Kuratorium des Fonds, die Vergabe des Preises fortzusetzen.

Namensgeber Leopold Ruzicka wurde am 13. September 1887 in Vukovar (Kroatien) geboren und studierte Chemie an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Dort isolierte er unter anderem mehrere Verbindungen aus Chrysanthemen. 1917 wechselte Ruzicka für kurze Zeit als Privatdozent an die ETH, ab 1921 an die Universität Zürich. Nach einem Praktikum in der Privatwirtschaft nahm er 1926 eine Professur für Organische Chemie an der Universität Utrecht an, 1929 folgte er einem Ruf an die ETH Zürich. 1939 wurde Ruzicka für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Polymethylene und höheren Terpenverbindungen mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Ruzicka emeritierte 1957, 1976 verstarb er.






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