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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 21.06.2006 06:00

Erster Schweizer Wikipedia-Tag an der ETH
Hej hej Wiki … und das schnelle Wissen

(mb) Diderot, d'Alembert und Kollegen haben rund 30 Jahre gebraucht, um ihre 28-teilige „Encyclopédie“ mit fast 72’000 Artikeln fertig zu stellen. Dank des Internets entstanden im Onlinelexikon „Wikipedia“ seit seiner Lancierung Anfang 2001 vier Millionen Beiträge von etwa 100’000 angemeldeten Nutzern und unbekannt mehr anonymen Schreibern.

Um dieses weltumspannende, von jedermann editierbare Lexikon ging es beim ersten Schweizer Wikipedia-Tag am 17. Juni im GEP-Pavillion der ETH. (1) Der im Mai gegründete Verein „Wikimedia Schweiz“ veranstaltete den Tag und bot Vorträge, eine Podiumsdiskussion, einen Schreibwettbewerb und eine Plattform für „Wikipedianer“, um sich „RL“ auszutauschen (2).

Freies Wissen fördern

Ziel des inzwischen weltweit siebten Fördervereins ist es, „freie Inhalte und damit die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen zu fördern“, erklärt Robin Schwab, Vorstandsmitglied des Vereins. Das Wikipedia-Lexikon ist das bekannteste der Wikimedia-Angebote. „Wiki“ steht dabei für ein offenes Content-Management-System, in dem Einträge nicht nur gelesen, sondern auch von allen Benutzern online geändert werden können. Der Name stammt von „wikiwiki“, dem hawaiianischen Wort für „schnell“.

Einer der fünf Referenten war Beat Döbeli Honegger. Bis 2003 Forscher und Dozent am Institut für Informationssysteme an der ETH Zürich, arbeitet er heute an der Fachhochschule Nordwestschweiz und betreibt selbst zwei Wiki-Server, die er auch für die Arbeit mit Schulen einsetzt. Anhand folgender Definition beschrieb er, wie Wikis im Unterricht eingesetzt werden können: „Wiki ist ein Webserver mit Versionsverwaltung im Internet, bei dem alle ohne zusätzliche Werkzeuge und HTML-Kenntnisse Webseiten erstellen, verändern und verknüpfen können.“ (3)


Wikimedia, Wikipedia und Co.

Wikimedia Schweiz ist der siebte nationale Förderverein. Die Vereine unterstützen die verschiedenen Wikimedia-Projekte ideell und materiell. Betrieben werden sie wiederum von der Wikimedia Foundation in den USA. Das Wikipedia-Lexikon ist das bekannteste Angebot, darüber hinaus gibt es die Büchersammlung Wikibooks, die Zitatesammlung Wikiquote, das Wörterbuch Wikinary oder die Bilder-, Video- und Audio-Datenbank Commons.

www.wikimedia.ch




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Um sich „Real Life“ treffen, neue Wikipedianer zu gewinnen und sich mit Fachleuten auszutauschen, lud der jüngst gegründete Verein „Wikimedia Schweiz“ zum ersten Wikipedia-Tag. gross

Seiner Ansicht nach, werden durch das eigenständige Erstellen von Webseiten, aus Lernenden aktiv Produzierende. Das wirke motivierend und lernfördernd. Da die Inhalte nicht endgültig sind, könne jeder einen Beitrag leisten, um die Qualität zu verbessern. Das Verknüpfen der Hypertexte durch Links fördere vernetztes Denken und ermögliche neue Perspektiven. Sozialkompetenz zwischen den Schülern werde geübt, weil die Inhalte gemeinsam erstellt und überarbeitet werden. Über die Versionsverwaltung kann jeder Lernende und Lehrende die Entwicklung der Texte nachvollziehen. Der Lernaufwand ist laut Döberli gering, da die Wikis selbsterklärend sind. Insgesamt unterstützte der Einsatz von Wikis in Schulen die Medienkompetenz der Schüler: Nicht mehr nur „Wissen, wo es steht“, sondern auch „Wissen hinterfragen können“.

Sex Appeal bewahren und mehr Zuverlässigkeit erlangen

Einen ganz anderen Zugang zur Wikipedia hatte Bertrand Meyer. Der ETH-Professor für Software Engineering wurde im Dezember 2005 im Onlinelexikon von einem anonymen Nutzer für „tot geschrieben“. (4)(5) Dennoch beschäftigt er sich nach wie vor mit der Wikipedia. Er sieht das Onlinelexikon in Konkurrenz zu traditionellen Enzyklopädien und zu Informationsseiten im Internet. Er gab den Wikipedianern mit auf den Weg: „Wikipedia als das Standardformat für Informationsseiten zu betrachten sowie eine bessere Kategorisierung, Seiten mit Qualitätsbeiträgen und autorisierte Einträge zu etablieren.“ Wikipedia könne nur dann für Wissenschaftler interessant sein, wenn ihre Beiträge nicht mehr anonym veröffentlicht würden. Schliesslich sei die Motivation vieler Wissenschaftler, ihren eigenen Namen zu lesen. Als grosse Herausforderung der Wikipedia sieht er, „ihr Sex Appeal zu bewahren, aber mehr Zuverlässigkeit bei den Inhalten zu erlangen.“


Fussnoten:
(1) Programm und Streams einiger Referate: http://wikimedia.ch/wikipedia-day-2006
(2) "RL" wird im Chat verwendet für "Real Life" und steht das Leben ausserhalb der virtuellen Welt: http://de.wikipedia.org/wiki/Real_Life_%28Netzkultur%29
(3) Präsentation von Beat Döberli Honegger unter: http://beat.doebe.li/projects/wikipediaday06
(4) Beitrag von Bertrand Meyer „Defense and Illustration of Wikipedia“: http://se.ethz.ch/~meyer/publications/wikipedia/wikipedia.pdf
(5) ETH-Life-Beitrag über Wikipedia und Meyers angebliches Ableben: www.ethlife.ethz.ch/articles/campuslife/bmeyerwiki.html



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