Von Benno Luthiger, Technologie- und Informationsmanagement (TIM), ETH Zürich

Die Leistung beeinflusst den Lohn, dies ist das zentrale Axiom aller Leistungslohn-Modelle. Untrennbar mit diesem Axiom verknüpft ist die Vorstellung, dass die Leistung mit monetären Anreizen gesteuert werden kann. Einmal angenommen, diese Erwartung sei richtig, so stellt sich sofort die Frage, welche Leistung auf diese Weise gesteuert werden kann. Offensichtlich muss eine steuerbare Leistung folgenden Anforderungen genügen: 1) Die Tätigkeiten müssen beobachtet und gemessen werden können. 2) Die Leistung muss zugeordnet werden können. 3) Die Leistung muss beurteilt werden können. Es ist leicht einzusehen, dass beispielsweise Teamarbeit diese Bedingungen nicht erfüllt.

Kein Problem, werfen die Promotoren von Leistungslohn-Modellen ein: Es gibt genügend Tätigkeiten, die gemessen, zugeteilt und beurteilt werden können. Applizieren wir das Leistungslohn-Modell einfach auf diese Tätigkeiten! Wenn wir nun aber unterstellen, dass sich die Mitarbeitenden rational verhalten und sich ergo durch monetäre Anreize steuern lassen, so müssen wir ihnen konsequenterweise zugestehen, dass sie dieses Verhalten optimieren, d.h. alle Aspekte ihrer Tätigkeit vernachlässigen, welche möglicherweise nützlich, aber nicht kurzfristig messbar sind. Einzelkampf statt Teamarbeit: Ist dies das Verhalten, das sich die ETH von ihren Mitarbeitenden wünscht?

(Eine ausführlichere Darstellung dieser Fragen findet sich unter: www.id.ethz.ch/people/allid_list/lbenno/NeuesLohnsystem_VernehmlassungsAntwort_BLuthiger.pdf)