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Rubrik: Forum
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Publiziert: 16.05.2006 06:00


Universitas dem Markt opfern?

Von Kurt Signer

Diese verständliche Zufriedenheit beruht auf einem Ranking der Gütersloher Bertelsmann Stif-tung für das Magazin „Stern“ über die Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, CHE genannt, bei dem die ETH „ganz weit oben auf der Hitliste“ rangiert. Das heisst konkret, dass Mathematik und Naturwissenschaften sowie die Informatik an der ETH sehr gut abschneiden. Für die Geowissenschaften ist Bern dafür ganz vorne dabei. Die Verfasser der Studie nehmen das gute Abschneiden ausländischer Hochschulen als Beweis, dass keine in-terkulturellen Verzerrungen durch die Bewertungsmethode entstehen.

ETH-Präsident Alexander Zehnder hält ferner in seinem Beitrag „Exzellenz mit Hintergedanken“ vom 10.5.06 fest, dass die wissenschaftliche Exzellenz in den rauen Gewässern des globalen Wissenschaftsmarktes eine zentrale Rolle spielt, nicht ohne auf die Bedeutung der finanziellen Mittel hinzuweisen, die einer Hochschule zur Verfügung stehen.

Bei näherer Befassung mit der Methode des CHE und den Kriterien dieses Ranking lässt sich feststellen, dass es sich einerseits mit der Forschungstätigkeit der betrachteten Universitäten befasst, wobei Nicht-Forschungsuniversitäten (weniger als 50% an Anteil an forschungsstarken Instituten ) ausgeschieden wurden (CHE, Arbeitspapier Nr. 70 des Deutschen Zentrums für For-schungsentwicklung vom 11. November 2005). Weiters wurden nur Forschungen und Publika-tionen von Professoren und Professorinnen bei den Forschungsergebnissen betrachtet. Dabei werden im Sinne von Alexander Zehnder mit einer gewissen Wichtigkeit besonders die „Dritt-mittel“ beurteilt, die eine Universität für die Forschung zur Verfügung stehen. Diese Drittmittel in den technischen Bereichen stammen zu einem grossen Teil aus der Forschungsförderung der EU, der Industrie und des Bundes.

Nun ist der Studie aber auch zu entnehmen, dass auch minder dotierte Hochschulen teilweise ausgezeichnete Resultate in Bezug auf wissenschaftliche Publikationen und Patente aufwei-sen: so z.B. Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Uni Dresden, Uni Würzburg Chemie, TU Dresden Maschinenbau und Verfahrenstechnik, FU Berlin Pharmazie, HU München Physik, Volkswirtschaftslehre Uni Bonn, etc.

Im zweiten Arbeitspapier 63 vom 18. Mai 2005 werden dann die Bausteine Studierende, Studi-energebnis, internationale Ausrichtung Forschung, Studium und Lehre, Ausstattung, Arbeits-markt und Berufbeziehung, Studienort und Hochschule beurteilt.

Es ist nun eigenartig, dass gerade die finanziell hoch dotierten Hochschulen, die noch dazu nur Forschungsuniversitäten sind, die meisten Punkte in dem Bewertungssystem machen. Da-bei wären doch Universitäten interessant, die es auch mit wenig Geld und Unterstützung zu hohen Leistungen schaffen. Damit sind wir beim Leitbild für eine erfolgreiche Hochschule. Wenn schon Hochschulen einem solchen marktgerechten Wettbewerbssystem ausgesetzt werden, was ganz und gar nicht mehr dem Gedanken des Humboldt’schen Universitätsideals entspricht, eher mehr dem Weit-Spucken, das wir als Knaben zu Wettbewerbszwecken prakti-ziert haben, opfern wird doch den Gedanken der Universitas und der Humanitas dem Markt. Allgemeinbildung, soziale Intelligenz, Menschenbildung und Verantwortung für das Ganze sind im „rauen Klima des globalen Wissenschaftsmarktes“ keine Kriterien mehr. Bologna hin oder her, eine kleine Alpenuniversität, die eine globale Nachhaltigkeit in Wissenschaft und Forschung hervor bringen kann( z.B. Max Frisch, Albert Einstein, Konrad Röntgen ... ), ist mir lieber.

Übrigens dürfte es die Pisa-Studie Verantwortlichen interessieren, dass in der CHE Studie immer wieder das neue Verb „ranken“ für die Tätigkeit des Ranking verwendet wird. Wünsche weiterhin gut ranken, liebe deutsche Nachbarn.





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