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Rubrik: Forum
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Publiziert: 26.05.2006 06:00

Hochschulen als Alibi
Neues Kongresshaus für Zürcher Hochschulen?

Von Kurt Signer

An der Pressekonferenz zur Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse für den Bau eines neuen Kongresshauses am See hat Frau Stadträtin Kathrin Martelli kürzlich behauptet, dass die Zürcher Hochschulen das neue Kongresshaus zur Abhaltung von wissenschaftlichen Kongressen benötigen.

Das ist nun doch aus der Sicht der ETH Zürich zu hinterfragen. Es geht konkret um den Bau eines neuen Kongress-Saals, der 3000 Personen fassen kann und der angeblich von Uni und ETH benötigt wird. An der ETH hat der Hausdienst mit AKM Basel sehr grosse Kongresse organisiert und durchgeführt:

2002 Kongress Brainfair mit ca. 4000 Teilnehmern/Besucher - 1988 Kongress der Rettungsflugwacht mit ca. 1500 Teilnehmern und 100 Ausstellern, - 1987 Wasserkongress mit ca. 2000 Teilnehmern und vielen Ausstellern, - 1983 Zürcher Anästhesie -Kongress 3000 Teilnehmern und 300 Aussteller - 1982 Chemotherapiekongress ca. 2500 Teilnehmern zusammen mit Uni Zürich, - etc., etc.

Allein das Auditorium Maximum hat 420 Plätze, die beiden grossen Hörsäle F1 und F7 je 320 Plätze, im ganzen Hauptgebäude stehen etwa 4000 Plätze zur Verfügung. Die Säle sind durch Eidophor-Anlagen zur simultanen Übertragung verbunden. Für den sehr grossen Beachem-Kongress wurde die 3-fach Turnhalle mit ca. 1200 m2 Nutzfläche verwendet, die gemäss feuerpolizeilichen Bestimmungen 1000 Teilnehmern Platz bietet. Es stehen beste Verpflegungsmöglichkeiten und das Professorenfoyer auf dem Dach zur Verfügung. Die Vortragenden und Kongressteilnehmer haben ihre eigenen Büros oder können eine gut ausgebaute Infrastruktur und sämtliche Kommunikationsmittel benutzen. Die ETH Zürich und ihr Hausdienst haben bisher diese Kongressorganisationen kompetent erstellen können, nun steht auch neuerdings ein eigenes Kongressbüro zur Verfügung.

Die Science City am Hönggerberg wird keine Kongresse durchführen, was auf den ersten Blick etwas unlogisch scheint. Kennt man aber die grossen Reserven im ETH Zentrum, so wird dieser Beschluss verständlich. Ausserdem hat der Kantonsrat auf Antrag des Regierungsrates soeben einen neuen Masterplan für das Hochschulquartier bewilligt im Zentrum ( NZZ vom 19. Mai ), der neue repräsentative Grossbauten für ETH und Uni vorsieht, insgesamt 150 000 m2 Nutzflächen.

Kongresse von 3000 Personen werden weltweit höchstens von den Zeugen Jehovas zusammen gebracht. Die Wissenschaft benötigt das nicht, wissenschaftliche Kongresse mit über 1500 Teilnehmern sind unproduktiv und eher selten. Ausserdem sind solche Kongresse immer mit Ausstellungen verbunden, die den Support und die Nähe der Forschungseinrichtungen benötigen. Sollen hier die Hochschulen ein Alibi für den Bau eines Kongressgiganten weitab von den Hochschulzentren und am städtebaulich heikelsten Punkt von Zürich abgeben, der noch dazu den Abbruch geschützter historischer Substanz verlangen wird? Im Zeitalter der auch von der ETH unterstützten 2000-Watt-Gesellschaft dürften doch auch die Hochschulen keine Konzepte verfolgen, die grosse Verkehrsbewegungen verursachen ( Hönggerberg – Zentrum - Kongresshaus am See ) und in Herstellung und Betrieb gigantische Graue Energien verschlingen.





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