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Rubrik: Forum
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Publiziert: 13.06.2005 06:00

Publizieren oder schweigen?
Instrumentalisierte Forschung

Von Reto Bader

Manchmal machen Forscher zufällig Entdeckungen mit grossem Missbrauchspotential. Berühmtes Beispiel ist die an sich „harmlose“ Beobachtung, dass sich Atomkerne unter Beschuss mit Neutronen umwandeln lassen. Die Möglichkeit der induzierten Kernspaltung unter Freisetzung von Energie wurde schliesslich während des 2. Weltkriegs im Rahmen des sogenannten Manhattan Projekts der USA in die Atombombe weiterentwickelt. Viele der in diesem Projekt tätigen Wissenschafter glaubten, mit ihrem Beitrag zur Sicherung eines Kräftegleichgewichts mit Nazi-Deutschland beizutragen, von dem man ja annehmen musste, dass es ebenfalls an der Entwicklung der Atombombe arbeitete. Als jedoch 1944 klar wurde, dass Deutschland nicht in den Besitz einer Bombe kommen würde, gab es für die Wissenschafter des Manhattan Projekts nichtsdestotrotz kein „Zurück“ mehr. Die Amerikaner hatten Angst, dass Informationen über das Projekt an die Sowjets gelangen könnten.

Ich möchte mit diesem Beispiel zeigen, dass Wissenschafter, wenn sie sich auf entsprechende Angebote von Militär und Regierungen einlassen, unter politischen Druck kommen können und ein Appell an die individuelle Verantwortung nicht nur zu spät kommt, sondern unter Umständen gar heuchlerisch sein kann; letzten Endes repräsentieren demokratisch gewählte Regierungen ja bloss die Gesellschaft.

Wie steht es nun mit Lawrence Wein, dem Leiter der umstrittenen PNAS Studie, und was erfahren wir über Mark Buller, der gezielt die Effizienz von tödlichen Mauspockenviren verbessert und das Verfahren auch auf die für den Menschen gefährlichen Kuhpocken übertragen hat?

Wein ist „affiliated faculty member” des “Center for International Security and Cooperation” der Stanford University, ehemals “Center for International Security and Arms Control”, das sich seit dem 2. Weltkrieg mit Wettrüstung befasst. 2002 hat er den Koopman Prize der Military Applications Society (MAS) gewonnen, der für „outstanding publication in military operations research“ vergeben wird. MAS soll den Informationsaustausch zwischen Forschern und Angehörigen des Militärs erleichtern.

Buller wiederum verdankt auf seiner Website Unterstützung durch die „Defense Advanced Research Projects Agency“ der USA. Ziel und Zweck dieser Agency kann man der entsprechenden Website entnehmen: „... [to] maintain the technological superiority of the U.S. military and prevent technological surprise from harming our national security by sponsoring revolutionary, high-payoff research that bridges the gap between fundamental discoveries and their military use”.





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