ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Forum
Print-Version Drucken
Zurück zum Ausgangstext
Publiziert: 26.02.2001 10:00

Falsche Argumente
ETH und ETHIK

Von Dominik Brühwiler

Die Informationen in ETH Life zum Freisetzungsversuch in Lindau sind für mich wertvoll und bieten Anlass, sich weiter mit der Sache auseinanderzusetzen und den damit verbundenen Gefühlen nachzuspüren.

Im Artikel vom 5. März "Das BUWAL hat es in der Hand" wird den Stellungnahmen der Eidgenössischen Ethikkommission für die Genetik im ausserhumanen Bereich (EKAH) der für die Ablehnung bisheriger Freisetzungsversuche entscheidende Stellenwert zugeschrieben. Sodann wird der Bogen über die Politik gespannt und Othmar Käppeli fordert, die politische und die Sachebene seien zu trennen. Bei mir erweckt das den Eindruck, Ethik sei politisch und entbehre der Sachebene. Kann mein Eindruck durch Ethiker - an der ETH oder anderswo Wirkende - korrigiert werden, indem sie darauf aufmerksam machen, dass sie sich einer gleichberechtigten Wissenschaft widmen?

Zum Folgeartikel vom 6. März "In Lindau regt sich Widerstand" möchte ich den ethischen Aspekt meines Engagements und die Frage der "Sicherheit" kurz vertiefen. Ich bleibe bei Goethes 'Zauberlehrling': Mit dem Symbol des Zauberbesens ist eindrücklich dargestellt, was geschehen kann, wenn die Kraft höherer Instanzen dienstbar gemacht wird. Mit dem Glauben an die Sicherheit - ja mehr noch, mit rational 100 % sicherer Methode scheint die Katastrophe aufhaltbar, ist die Ordnung schlagbar nahe:

"...

Willst's am Ende

Gar nicht lassen?

Will dich fassen,

Will dich halten,

Und das alte Holz behende

Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!

Wie ich mich nun auf dich werfe,

Gleich, o Kobold, liegst du nieder;

Krachend trifft die glatte Schärfe!

Wahrlich, brav getroffen!

Seht, er ist entzwei!

Und nun kann ich hoffen,

Und ich atme frei! "

und doch schlägt im dramatischen Höhepunkt das Unerwartete, das "Restrisiko" gleich doppelt zu:

" Wehe! wehe!

Beide Teile

Stehn in Eile

Schon als Knechte

Völlig fertig in die Höhe!

Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Nass und nässer

Wird's im Saal und auf den Stufen.

Welch entsetzliches Gewässer!

Herr und Meister! hör mich rufen! -

Ach, da kommt der Meister!

Herr, die Not ist gross!

Die ich rief, die Geister,

Werd ich nun nicht los. ... "

Zurück zum Artikel vom 5. März. Die Beschwerde gegen die Ablehnung des vorangehenden Gesuchs geriet in die Sackgasse, da das Interesse nur über Institutionen wahrgenommen wurde. Persönliches, direktes Engagement war nicht zu erkennen. Die Gruppe von ErstunterzeichnerINNEN gegen den Freisetzungsversuch in Lindau hat sich durch persönliche Betroffenheit gefunden. Ob das jetzt auch nur Politik ist oder doch etwas mit Ethik zu tun hat? Ich überlasse es der Leserin/dem Leser darüber zu sinnieren.

Dominik Brühwiler

p.s. Die Zeilenumbrüche sind bei der Uebernahme des Textes sehr sonderbar ausgefallen. Falls gewünscht, kann ich den Text auch als attachment an die Redaktion senden. Zumal die NZZ die Sicherheit thematisiert hat, sende ich eine Kopie dorthin.

Falsche Argumente

Philippe Blaise, Philippe.Blaise@agrl.ethz.ch, D-AGRL, schrieb folgendes

am Donnerstag 22. Feb. 2001, 08:14 Uhr

Ich kann es langsam nicht mehr hören resp. lesen! Wieder einmal wird behauptet:

'Eine gentechnisch gegen den Pilzschädling "Stinkbrand" geschützte Weizenpflanze könnte allein in der Schweiz 20 Tonnen giftige Fungizide einsparen'

Das stimmt einfach nicht. Es werden wohl in der Schweiz zwischen 16 und 20 Tonnen Fungizide zur Beizung (d.h. Behandlung vor dem Säen) von Weizensamen gebraucht, aber damit werden mindestens vier Krankheiten bekämpft: Die Septoriose, die Fusariose,der Flugbrand und der Stinkbrand. Dabei ist der Stinkbrand sicher nicht die wichtigste Krankheit. Kurz gesagt: mit einer gentechnisch gegen den Pilzschädling "Stinkbrand" geschützte Weizenpflanze könnte kein Gramm Fungizid gespart werden, da man die Samen sowieso noch wegen den anderen Krankheiten beizen würde!

Ich finde es unverantwortlich und traurig, wenn ETH-Wissenschaftler ihre Arbeit mit falschen Argumenten verteidigen müssen. Dies ist umso gravierender, als es sich bei der Gentechnologie um ein schon umstrittenes Thema handelt. Dem Image der ETH ist dies sicher nicht förderlich.

Philippe Blaise

D-AGRL





Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!