Dass der Präsident des ETH-Rats in seiner Kolummne "Wer schreibt, der bleibt" die Formel "publish or perish" hochhält, mag ich ihm nachsehen. Dass er jedoch im romantisierenden Vergleich mit Mendel stecken bleibt, erstaunt. Kein Wort über die Zeitschriftenkrise. Kein Wort zur einseitigen Lastenverteilung im Publikationswesen.

Ein fundiertes Peer-Reviewing als Qualitätsfilter stellt kaum jemand in Frage. Wenn die SteuerzahlerInnen erwähnt werden, sollte allerdings Kostenwahrheit hergestellt werden. Es ist die öffentliche Hand, die die Ausbildung finanziert, die die universitäre Forschung zu einem Grossteil bestreitet und die ebenfalls das Peer-Reviewing bezahlt. Und es ist wiederum die öffentliche Hand, meistens Bibliotheken, die die publizierten Resultate für immer teureres Geld wieder von privatwirtschaftlichen Verlagen zurückkauft.

Hinter dieser finanziellen Problematik steckt noch eine viel entscheidendere: die Macht über den Zugang zum Wissen. Die Verlage wählen ihre Editoren aus und selektieren, was publiziert werden soll und was nicht. Der grosse unpublizierte Rest ist für die Allgemeinheit nicht sichtbar, oder wenn irgendwo auf dem Netz abgelegt, dann qualitativ schwer einschätzbar und weder systematisch noch nachhaltig noch in einheitlichem Format aufbewahrt.

Ist die Verantwortung über den künftigen Zugang zum Wissen nicht eine Führungsaufgabe? Zwar hat die ETH anfangs 2006 die Berlin Declaration on Open Access (endlich) unterzeichnet. Wenn die Unterschrift mehr als ein Lippenbekenntnis werden soll, glaube ich, dass ein viel stärkeres Engagement des ETH-Rates und weiterer Stellen notwendig sein wird.