www.ethlife.ethz.ch    
ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuftETH LifeDie taegliche Web-Zeitung der ETHETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuft


Rubrik: Frontpage

Nail Exchange heisst die neue elektronische Post der ETH
Microsoft "sponsert" Mail-System

Published: 08.12.2000 06:00
Modified: 08.12.2000 13:00
druckbefehl
Seit gestern bietet die ETH ihren Studierenden endlich ein stabiles und sicheres Mail-System namens Nail Exchange. Es entstand in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Microsoft, die an der ETH Erfahrungen mit ihrer neuen Software sammelt.



Von Jakob Lindenmeyer (www.jakob.lindenmeyer.ch/)

"Der Studenten-Mailserver war in letzter Zeit das Hauptthema der Hotline-Reklamationen. Der bisher verwendete SIMS-Webzugang war sehr unstabil und wurde vom Hersteller nicht mehr unterstützt", beanstandet Roland Dietlicher, Leiter der Sektion Basisdienste, die den Mailserver betreibt. Die Situation war untragbar: Teilweise musste der Mailserver stündlich neu gestartet werden. Da für 2000 ETH-Mitarbeiter seit längerem Microsoft Exchange zur Mail-Verwaltung eingesetzt wird, war es naheliegend, auch den Studierenden diesen Service anzubieten.

ETH testet für Microsoft

Microsoft erleichterte der ETH die Entscheidung durch ein grosszügiges Angebot: Übernahme von zwei Dritteln der Dienstleistungskosten. Warum? Die neuste Mail-Software von Microsoft ist erst seit September auf dem Markt, wird in der Schweiz aber noch in keinem grösseren Betrieb eingesetzt. Statt im hauseigenen Labor werden die Erfahrungen mit der neuen Software nun durch die Studierenden der ETH gesammelt.

Mail-Screenshot
Screenshot des Outlook Web Acces im neuen Mail-Systems Nail Exchange. (Detailansicht durch Klicken aufs Bild).

Das Projekt wurde in Rekordzeit umgesetzt. Die Gesamtkosten betragen 220'000 Franken, die Arbeit 250 Manntage. Die ersten Betriebserfahrungen sind positiv. In einem Tag wurden 14'000 Mailboxen mit über 900'000 E-Mails ins neue System übertragen. Im Belastungstest konnten in vier Stunden 150'000 Mails a 100 Kilobyte fehlerfrei zugestellt werden. Auch die Hardware-Ausstattung ist beachtlich: fünf Server für total 130'000 Franken. Allein die beiden Mailbox-Server besitzen je vier Prozessoren und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Weltweit besitzt die ETH die drittgrösste Installation der Mail-Software Exchange 2000. Damit will Projektleiter Gion Sialm das Ziel von Nail Exchange erreichen: "Immer einfach und schnell auf die Mails zugreifen, und das mit hoher Sicherheit."

Eifrige Hacker

Das Thema "Sicherheit" assoziiert man an der ETH besonders nach dem Loveletter-Wurmbefall im Mai (www.lindenmeyer.ch/story/erlebnis.html) nicht unbedingt mit Microsoft Outlook/Exchange. Damals mussten die Exchange-Server der ETH während einem halben Tag vom Netz genommen werden. Einige Reaktionen auf die Wahl von Microsoft als Partner waren denn auch dementsprechend ausfällig und das neue System wird auch bereits eifrig behackt, bisher allerdings erfolglos.

Die Zusammenarbeit mit der ETH war für Peter Imhof, den Sicherheitsexperten von Microsoft eine Herausforderung: "Speziell war das Fehlen eines Firewalls. Diese Sicherheitsvorkehrung haben wir sonst überall in der Privatwirtschaft und auch bei grösseren Schulen, wie beispielsweise dem MIT."

Die Sicherheits-Tests waren aufwändig: Während einer Woche wurde das neue Mail-System von einer professionellen Firma auf Sicherheitslöcher abgeklopft und abgedichtet. Einen grossen Beitrag zur Sicherheit leisten insbesondere der gesicherte Modus des Browsers (https) sowie Secure Shell-Verbindungen. Die Sicherheit forderte allerdings Funktionalitätseinbussen: Die Outlook-Umgebung kann zwar im Browser benutzt werden, nicht aber lokal. Adressen und Termine können daher nur online verwaltet werden.

Der Gewinner
Der glückliche Gewinner Lukas Finschi testet sein frisch gewonnenes Microsoft-Bike auf Sicherheit und Stabilität. Im Hintergrund: Roland Dietlicher, der Verantwortliche des neuen Mail-Systems Nail Exchange.

Kontrollverlust im Internet

Mit der aufgerüsteten Hardware erhalten die Studierenden statt der bisherigen zehn neu 50 Megabyte Speicherplatz für ihre E-Mails. Zusätzlich steht den Studierenden mit Nail Exchange auch mehr Funktionalität zur Verfügung. Neu können neben E-Mails mit dem Outlook Web Access auch Adressen und Termine verwaltet werden. Die Benutzeroberfläche im Browser entspricht derjenigen von Microsoft Outlook (siehe Bild mit Screenshot).

Professor Hans Hinterberger, der an der ETH die naturwissenschaftlichen Studiengänge in Informatik unterrichtet, macht seine Studierenden aber auch auf den Kontrollverlust bei der Termin- und Adressverwaltung im Internet aufmerksam: "Im Gegensatz zu E-Mail - dort hat man keine andere Wahl - empfehle ich private und vertrauliche Daten wie Termine und Adressen nicht in einem öffentlichen Medium, sondern auf der eigenen Maschine zu speichern. Ich lasse schliesslich auch nicht meine Agenda offen herumliegen."

"Nail your Mail!"

Zur Promotion des neuen Mail-Systems wurde unter den Studierenden ein Wettbewerb zur Namensfindung ausgeschrieben. 213 Teilnehmende sandten ausgefallene Namensvorschläge wie "rockETH", "E.T.age" (Englisch gesprochen) "m4u", "postitch", "smail" oder "tomato - The Outstanding MAil for TOmmorrow". Gestern nahmen 40 Interessierte an der Preisverleihung und der Einweihungsfeier des neuen Mail-Systems teil. Der prämierte Name lautet "Nail", was sich aus "Nethz" und "mAIL" zusammensetzt. Der dazu passende Promotionsslogan wurde auch gleich mitgeliefert: "Nail your Mail!".

Reiche Bescherung

Zufälligerweise kamen gleich drei kreative Köpfe unabhängig voneinander auf den Namen. Eine Studentin zog als Glücksfee den Gewinner per Los: Er heisst Lukas Finschi und doktoriert am Institut für Operations Research der ETH. Finschi freut sich aufs gewonnene Microsoft-Mountainbike im Wert von 3500 Franken: "Ich hoffe, das Bike ist stabil und sicher, wie ich es auch von der Microsoft-Software hoffe."

Trostpreise wie eine der begehrten drahtlosen Netzwerkkarten (www.aoa.ethz.ch/eth-intern/00-01/1_00-01/wireless.html) sowie eine Microsoft-Uhr milderten die Enttäuschung der beiden andern Nail-Erfinder über das ausgebliebene Losglück. Auch die übrigen Studierenden gehen nicht ganz leer aus. Nachdem der Samichlaus ein neues Mail-System brachte, gibt's zu Weihnachten neue PCs in die Computerräume und nächstes Jahr folgt eine E-Mail-Adresse der Form "Vorname.Nachname@ethz.ch". Auch ETH Life will im Bereich der IT-Services etwas bieten und liefert darum demnächst einen Erfahrungsbericht zum drahtlosen Surfen an der ETH.


Copyright 2000-2002 by ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zurich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
ok
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!