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Rubrik: Interview der Woche
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Publiziert: 18.11.2000 06:00

Interview mit Dr.h.c. Franz Knoll
Technisch ist ein 1000 Meter-Turm machbar

Sein an der ETH Zurich erworbenes Wissen setzt Bauingenieur Franz Knoll seit 30 Jahren in Kanada ein. Spektakuläre Grossbauten - darunter der CN-Tower in Toronto - tragen die Handschrift des international renommierten Spezialisten.

Von Roman Klingler
Bauingenieur Franz Knoll ist Ehrendoktor der ETH und Gast des Freitags-Interviews von ETH Life
Dr.h.c. Franz Knoll: Karriere in Kanada, Ehrung in Zurich

Herr Knoll, wo steht das höchste Gebaude der Welt?

Man sagt, das höchste freistehende Bauwerk sei der Toronto-Turm mit 550 Meter Höhe.

Ich dachte, das höchste Gebäude sei der Petronas-Tower in Kuala Lumpur...

...der ist etwas weniger hoch. Und der Petronas-Tower ist im Unterschied zum Toronto-Turm ein Hochhaus, das heisst mit Nutzung von unten bis oben.

Sie waren der Bauingenieur fur den Toronto-Turm. Sie zeichneten unter anderem auch verantwortlich für die Tragkonstruktion der Pyramide des Pariser Louvre. Wo lag da die Knacknuss?

Unser Büro hatte schon früher mit dem Architekten I.M. Pei gearbeitet. In Paris wollte er eine unsichtbare Konstruktion fur den Glas-Pyramide, eine "invisible structure, wie er sagte". Ganz unsichtbar ging es nicht, aber wir erstellten die Konstruktion unter Zugspannung und nicht unter Druckspannung, was eine leichtere Bauweise ermöglichte.

Dr. h.c. Knolls Turm
Ein Fall für F. Knoll: Der CN-Tower

Berühmte Gebäude werden mit Architekten in Verbindung gebracht, nie aber mit Bauingenieuren. Stört Sie das nicht?

Die Architekten haben sicher mehr Glamour als das Bauingenieurwesen. Das stört mich nicht. Etwas überspitzt gesagt, sind wir Opfer unseres eigenen Erfolges. Man redet nicht von uns, weil unsere Arbeit in den meisten Fällen zum Erfolg führt. Auf Englisch sagt man: taken for granted.


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Das Prestigerennen um das höchste Gebäude ist voll im Gang: Kann man immer höher bauen oder muss der Bauingenieur irgendwann mal sagen: Stopp, hier ist die Grenze?

Tausend Meter ist absolut im Rahmen des technisch möglichen. Wir haben selber einmal Abklärungen gemacht für ein 1000 Meter hohes Gebäude in Japan. Aber im allgemeinen soll ein Gebäude ja auch rentieren. Und die Kosten steigen bald einmal ins Unermessliche.

Dr. h.c. Knolls Pyramide
Noch ein Fall für F. Knoll: Glas-Pyramide des Louvre

In Zürich werden zwei Türme von 70 respektive 90 Meter gebaut: Sind das Hochhäuser oder nur hohe Häuser?

Wenn Sie zur Brandversicherung gehen, dann ist ein Haus schon ab fünf Stockwerken ein Hochhaus. Aus der Zürcher Perspektive im Jahr 2000 sind das wohl Hochhäuser. Im Jahr 2020, wenn wir dann vielleicht drei 45-Stöcker in Zürich haben, sind es nur noch hohe Häuser.

A propos Zürich: Sie beraten das Projekt Eurogate beim Hauptbahnhof: In den Unterlagen zu Ihren Projekten steht: Realisierung ungewiss. Wissen Sie mehr?

Wir versuchen das Projekt durch den Aemtermarsch hindurch zu bringen. Ende Jahr ist ein Stichtag angesetzt, wo man weiterschaut. Eine provisorische Investorin, die UBS, ist zwar vorhanden. Aber die will natürlich die Rentabilitat gesichert haben.


Der Bauingenieur und die Zweifel

Franz Knoll, der an der ETH studierte und hier auch doktorierte, äussert sich im folgenden Gesprächsausschnitt zu den Zweifeln, mit denen man in seinem Berufsstand leben lernen müsse. Knoll freut sich über den Ehrendoktortitel, sagt aber, dass das Leben mit dem Titel nicht einfacher werde:

Das Interview dauert 3'30" und ist in drei Versionen abhörbar:

Als rm-Datei (Plag-In: RealPlayer)

Als mp3-Datei (Benotigt einen MP3-Player)

Als wav-Datei

www.real.ethz.ch/ethlife/knoll.wav






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