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Publiziert: 26.04.2006 06:00

Ein frischer Hauch von Führungskultur

Beat Louis

Seit sich die ETH ein neues Lohnsystem gegeben hat, weht ein frischer Hauch von Führungskultur durch die Hallen des Poly. Denn mit dem Prinzip des Leistungslohns wurde auch ein obligatorisches Personalgespräch eingeführt. Vorgesetzte, wohl meistens die Professorinnen und Professoren, unterhalten sich einmal pro Jahr mit ihren Mitarbeitenden über deren Leistungen, Fortschritte und Ziele. Bestimmt gibt es Institute und Lehrstühle, wo das schon bisher üblich war. Ich vermute aber, dass die meisten Angehörigen der ETH hier Neuland betreten – das gelobte Land.

Denn wenn sich das Personalgespräch wie in der Wegleitung vorgesehen nicht nur darum dreht, den Lohn der Mitarbeitenden festzulegen, birgt es fantastische Chancen. Endlich wird an der ETH nicht mehr nur über Wissenschaft diskutiert, sondern auch darüber, ob sich der Mensch hinter dem Forschungsprojekt in seiner Stelle wohl fühlt, ob er Probleme mit Kollegen hat, wie er oder sie sich weiter entwickeln möchte. Ich prophezeie: wenn dem Gespräch genügend Zeit eingeräumt wird, wenn sich beide Gesprächspartner gut darauf vorbereiten, dann wird bald niemand mehr darauf verzichten wollen. Und vielleicht von sich aus ein zweites Gespräch pro Jahr vereinbaren?

Ein Blick über den Tellerrand zeigt: die Kultur des Austausches zwischen Chefs und Personal wird andernorts noch mehr gepflegt. Meine Partnerin etwa arbeitet in einem Betrieb, wo man nicht nur regelmässige Personalgespräche kennt. Es gibt dort auch einen Wochenrapport, bei dem das Team sich austauscht – natürlich über laufende Projekte und das tägliche Business, aber auch schwelende Unstimmigkeiten im Team können angesprochen werden. Fast schon eine Selbstverständlichkeit ist hier auch die so genannte Supervision. Geleitet von einer externen Fachperson, werden Konflikte, das Arbeitsklima und Herausforderungen diskutiert.

Zu viel soziales Trallalla für die Akademie? Zu viel Zeit, die der Forschung abgeht? Ich jedenfalls bin sehr froh darüber, dass ich mit meinem Doktoratsbetreuer auch über Dinge jenseits der Wissenschaft diskutieren kann. Darum mein Vorschlag: das Personalgespräch sollte auch für Doktorierende eingeführt werden.


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Beat Louis, ETH-Geologe, Wissenschaftsautor und derzeit "ETH Life"-Kolumnist.

Gerade weil sie nicht dem neuen Lohnsystem unterstehen, bliebe umso mehr Zeit, im Personalgespräch persönliche Themen anzuschneiden. Für Jungforscher wie mich, die oft noch auf der Suche nach dem richtigen Weg im Berufsleben sind, würde das mehr als nur einen Hauch von Führungskultur bedeuten.


Zum Autor

Sein wissenschaftliches Zuhause sind fünf Millionen Jahre Erdgeschichte. Der 30-jährige ETH-Geologe Beat Louis setzt demnächst den Schlusspunkt hinter seine Doktorarbeit über das „Oxfordian“, eine Epoche zwischen 160 bis 155 Millionen Jahren vor unserer Zeit (s. Link unten). „Diese Phase war ein faszinierender Wendepunkt für das System Erde“, sagt Louis. „Damals brach der Superkontinent Pangäa auseinander. Der Ozean, der zwischen den zwei neuen Erdteilen entstand, brachte mit seinen neuen Strömungsverhältnissen viel Bewegung in die Entwicklung von Klima, Tier- und Pflanzenwelt.“ Zwar nimmt der unruhige Planet Erde Beat Louis’ Forscherkompetenz voll in Anspruch, aber er hat noch weitere – etwa die des journalistisch geübten Vermittlers von Wissenschaft: Beim St. Galler Tagblatt hat er nach dem Studium ein Praktikum absolviert und liefert seither dem Blatt regelmässig Beiträge zu Forschungsthemen. Auch die ETH hat schon von seiner Lust, Forschung zugänglich zu machen, profitiert: Der Jubiläums-Comic „Die Alpen by Mike“, der 300 Millionen Jahre im Zeitraffer vorübersausen lässt, ist auf Beat Louis’ Anregung hin entstanden.




Literaturhinweise:
Website von Beat Louis im Departement Erdwissenschaften der ETH:www.erdw.ethz.ch/wer_det.cfm?id_m=462&CFID=3449475&CFTOKEN=73891195



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