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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 06.06.2001 06:00

Management by Sola

Von Albert Kündig

Als junger (und naiver) Ingenieur bin ich ihnen zum ersten Mal begegnet: den Management-Gurus. Mein damaliger Arbeitgeber befand, es würde uns Technokraten gut tun, in Sachen Projekt- und Menschenführung von den reichen Erfahrungen schneidiger MBA's, ergrauter Divisionäre und bestandener Industriekapitäne zu profitieren. Etwas neidisch nahmen wir zur Kenntnis, dass erfolgreiches Management letztlich auf ganz simplen Prinzipien beruht (in wohltuendem Gegensatz zu unseren komplizierten technischen Systemen); wichtig ist nur, sich kompromisslos (aber doch flexibel) an diese Prinzipien zu halten.

So tauchten wir nach solchen Kursen beflügelt wieder ins Alltagsleben ab und versuchten, mit einprägsamen Leitsätzen wie "Management by Objectives" oder "vernetztes Denken" unserem Tun einen erfolgversprechenden Rahmen zu geben. Wie viele andere lernten wir allerdings rasch, dass es nicht die flotten Leitsätze selber sind, die den Erfolg garantieren, sondern die situationsgerechte Umsetzung. Wir vermieden es aber, als Ingenieure den Spiess umzudrehen - es wäre ja ein Leichtes gewesen, dem Laien, der die erste digitale Telefonzentrale bewunderte, gönnerhaft zu sagen: kein Problem, letztlich kann alles auf die Maxwell'schen Gleichungen zurückgeführt werden.

Nunmehr selber ergraut, überlege ich mir natürlich, wie ich meinerseits 40 Jahre Berufserfahrung in der Form überzeugender Management-Prinzipien weitergeben kann. Beim Velofahren oder Rasenmähen - oft den kreativsten Phasen, ohne Finanzierung durch nationale Forschungsschwerpunkte - ist mir nun die Lösung eingefallen: Management by Sola. Es handelt sich um ein Prinzip, das vor allem im Hochschulbereich rasch verstanden werden dürfte, ist doch die Sola-Staffette über die beiden Zürcher Hochschulen hinaus ein Begriff.

Und dazu trieft sie geradezu von Möglichkeiten für eingängige Metaphern: "Auf jeden kommt es an"; "die Kette ist nur so stark, wie das schwächste Glied"; "entscheidend ist die gut vorbereitete Stabübergabe"; ..... bis hin zur Prominentenstrecke als letzter Etappe auf einem schwierigen Entscheidungsprozess oder in einem grossen Projekt. Und selbstverständlich muss ein solches Prinzip mit Benchmarks erhärtet werden. Mein Benchmark ist die Bologna-Staffette - Sie wissen, die in Europa ausgelöste Reform des Hochschulunterrichts -, und speziell der Entscheidungsprozess dazu im ETH-Bereich.


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prof albert kuendig
Albert Kündig.

Leider ist ja diese Staffette für's Erste ausgerechnet auf der Prominentenstrecke zu einem abrupten Halt gekommen, und der Grund dafür ist auch klar: Keine Management-Leitsätze, oder, was der Management-Guru noch mehr fürchtet, eine gefährliche Verbindung verschiedenartiger Paradigmen. Besonders bekannt in der Schweiz sind zum Beispiel die Prinzipen "Management by Objection" oder "Was leuchten soll im Vaterland, müssen wir nicht aus Europa importieren".

Jetzt wird aber alles gut werden: Wir setzen beim nächsten Mal auf Management by Sola.

PS. Kennen Sie das uralte "Management by Champignon"? Antworten können an kuendig@tik.ee.ethz.ch geschickt werden. Es gibt keinen Einsendetermin, aber auch keine Preise.


Zur Person

Albert Kündig ist seit 1983 ordentlicher Professor für Systemtechnik im Fachbereich Elektrotechnik an der ETH. Er baute den Bereich der Technischen Informatik und der Kommunikationsnetze von einer kleinen Forschungsgruppe bis zum gleichnamigen Institut mit heute 60 Mitarbeitern auf. Sein Forschungsinteresse gilt unter anderem der Multimediakommunikation in Hochleistungsnetzen.

Albert Kündig ist als Studiendelegierter die treibende Kraft bei der Einführung des Bachelor/Master-Systems in seinem Departement. In der Leitungsgruppe für Technikfolgeabschätzung des Schweizerischen Wissenschaftsrats beschäftigt er sich zudem mit den Auswirkungen der Informationstechnologien auf Gesellschaft und Wirtschaft.






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