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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen


Ranking: Top oder Flop?

Published: 12.04.2006 06:00
Modified: 06.02.2007 17:51
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Alexander Zehnder

Gerade wurde das Schweizerische Universitätsranking (www.swissupranking.com) für die exakten Wissenschaften, Medizin und Pharmazie, und die Naturwissenschaften publiziert. Die beiden ETH sind bei der Lehre und den wissenschaftlichen Publikationen mit einer Ausnahme (ETH Lausanne bei der Lehre in Biologie) immer in der Spitzengruppe. Das gibt natürlich ein gutes Gefühl, aber ich möchte hier nicht über dieses Resultat schreiben, sondern mich allgemein zum Ranking oder Erstellen von Ranglisten äussern.

Ranglisten im Sport sind das Thema bei der Montagmorgen-Kaffeepause. Bevor wir in die Ferien fahren, ein Sportgerät, ein Auto kaufen, oder eine Versicherung abschliessen, schauen wir uns Ranglisten an, ja selbst beim Essen spielen Ranglisten von Produkten und die Sterne und Punkte bei Restaurants eine wichtige Rolle. Bei Wahlen sind die Wahlzettel eigentliche Ranglisten. Die Parteien geben vor, wen wir zu wählen haben. Gottlob erlaubt das schweizerische Wahlgesetz das Panaschieren und Kumulieren. Unser tägliches Leben und sehr viele unserer Tätigkeiten im Beruf und in der Freizeit werden von Ranglisten bestimmt, ja wir leben geradezu im Ranglistenzeitalter. Ranglisten sind praktisch. Sie ersparen uns viel Arbeit. Sich intensiv mit einer Sache zu beschäftigen ist nicht mehr nötig, wir wählen von der Spitze einer Rangliste, was oben steht ist bekanntlich top, unten ist es flop. So einfach ist das. Ranglisten basieren meist auf Statistiken, die, wie wir alle wissen, leicht zu manipulieren sind. Ranglisten sind aber auch ein Zeichen von Wettbewerb. Die meisten möchten zuoberst stehen, nur Abgeklärten sind Ranglisten angeblich gleichgültig.

Es war schon lange vorhersehbar, dass die Ranglistenkultur auch die Universitäten treffen wird, umso mehr als sie in der angelsächsischen Welt bereits seit Jahrzehnten intensiv betrieben wurde. Viele Universitäten in Europa, besonders im deutschen Sprachraum taten sich mit solchen Ranglisten schwer. Die Qualität der Lehre und Forschung sei nicht rein statistisch erfassbar, so die Argumente. Nun sind die Ranglisten da, und sie werden hart kritisiert, ausser die eigene Uni steht weit oben. Der harte Wettbewerb ist Teil der Kultur von Asien. Es ist darum nicht verwunderlich, dass das heute weltweit anerkannteste Ranking durch die Universität Shanghai erstellt wird.

Die Qualität eines Rankings ist von den gewählten Indikatoren abhängig. Die ausgewählten Gebiete und Tätigkeiten sind ausschlaggebend für den Platz auf der Rangliste, und genau das ist das Gute daran. Sind die Indikatoren richtig gewählt, ist der Wettbewerb ein Anreiz, genau im Wichtigsten Spitze zu werden. In naturwissenschaftlichen Gebieten haben wir ausgeklügelte und ausgereifte, von den meisten anerkannte Massstäbe, wie Impakt, Zitationen und eine Kombination von beidem.

ETH-Ratspräsident Alexander Zehnder, derzeit auch' ETH Life'-Kolumnist.

Bei gewissen Disziplinen im Ingenieurbereich ist die Messung etwas schwieriger. Bei den Geisteswissenschaften wird behauptet, es sei unmöglich, obwohl dies in den angelsächsischen Ländern schon seit Jahrzehnten funktioniert.

Eigentlich sollte bereits seit Jahren ein Wettbewerb für die international besten Indikatoren zwischen den Universitäten entbrannt sein. Das Gegenteil ist wahr. Alle warten, wie das Kaninchen vor der Schlange aufs nächste Ranking, um sich entweder zu brüsten oder wütend den Herausgebern mangelndes Verständnis und Einseitigkeit vorzuwerfen. Es ist mehr als nur Zeit, dass die Universitäten sich aktiv ins Ranking einbringen. Mit den richtigen Indikatoren werden die besten Anreize geschaffen. Universitäre Ranglisten werden in Zukunft stark die Finanzierung der Unis beeinflussen. Merke: Auch Politiker sind Menschen und lassen sich gerne von Ranglisten beraten! Die Ströme der Studierenden und der Drittmittel werden folgen, nicht nur in der Schweiz, sondern europa- und weltweit. Je schneller und überzeugter wir uns an den ETH auf diesen Wettbewerb einstellen, desto grösser die Chance zu top zu sein.


Zur Person

Alexander Zehnder absolvierte das Studium der Naturwissenschaften an der ETH Zürich und war danach während einiger Jahre in Marokko tätig. Später schrieb er an der Eidgenössischen Anstalt für Abwasserreinigung, Wasserversorgung und Gewässerschutz (EAWAG) seine Dissertation. Seine weitere wissenschaftliche Karriere führte ihn als Postdoc an die Universität von Wisconsin, Madison, und als Assistenzprofessor an die Universität Stanford. 1982 folgte er dem Ruf als Professor für Mikrobiologie und Institutsvorsteher an die Landwirtschaftliche Universität Wageningen in den Niederlanden. Von 1992 bis 2004 war er Direktor der EAWAG und Professor für Umweltbiotechnologie an der ETH Zürich. Seit Mitte 2004 ist er Präsident des ETH-Rats.



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