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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen Auf die Nummer gebracht |
Published: 19.04.2006 06:00 Modified: 18.04.2006 19:34 |
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Anders Hagström In der letzten Zeit wurde viel über Hochschulrankings geschrieben. Solche Ranglisten sind für das Hochschulmarketing von zunehmender Bedeutung. Somit komme auch ich nicht darum herum, mich zu diesem Thema zu äussern. Die meisten Hochschulen haben ein zwiespältiges Verhältnis zu solchen Rankings. Eigentlich wissen wir alle, dass die "Qualität" einer Hochschule oder eines Studiengangs zu komplex ist, um auf eine einzige Zahl reduziert zu werden. Aber gerade in der Komplexität solcher Vergleiche liegt wohl auch die Verlockung: die Faszination der simplen Antwort. Wie befriedigend ist es doch, seinen Platz in der Hackordnung zu kennen, wie schön, zu den zehn (oder dreissig oder hundert) Besten zu gehören! Im Februar war ich an einem Symposium der Universität Leiden. Es war ein Stelldichein aller, die sich in den letzten Jahren mit Rankings Rang und Namen gemacht haben, wie die Shanghai Jiaotong University, das Times Higher Education Supplement (THES) und das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung. Das Schanghaier "Academic Ranking of World Universities" wird als akademische Forschung erstellt. Das Resultat ist entsprechend wissenschaftlich, die Datenbasis kann jederzeit überprüft werden. Dies ist zugleich eine Schwäche: Es gibt nur sehr wenige weltweit zugängliche und vergleichbare Daten. Durch das grosse Gewicht von Nobelpreisen und Fields-Medaillen erhalten Universitäten mit starkem naturwissenschaftlichem Profil einen Vorsprung. Rein technische Hochschulen schneiden entsprechend schlechter ab, von den Geistes- und Sozialwissenschaften ganz zu schweigen. Eines hat das Schanghaier Team aber erreicht: Es hat den Namen seiner Universität effektiver als jede Marketingkampagne in der weltweiten Hochschul-Community bekannt gemacht. Das THES-Ranking ist weniger transparent. Eine wichtige Komponente ist eine "peer review", wie die Zeitschrift es vertrauensbildend nennt. Ehrlicher wäre es, von einer "brand recognition"-Meinungsumfrage zu sprechen. Salopp gesagt: Man kauft Adresslisten von Personen in Forschung und Industrie zusammen, schreibt sie an und schaut, was zurückkommt. Es gilt, eine Wochenzeitschrift mit Inhalt zu füllen und zu verkaufen. Den Erfolg des THES-Rankings kann der Verlag direkt mit Hits auf der Website, verkauften Heften und Abonnementen messen.
Einen anderen Weg gehen das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung und seine Schweizer Partnerorganisation Swissup in ihrem Ranking des deutschsprachigen Hochschulraums. Die Idee besticht: Für jedes Fach wird die Qualität von Forschung und Lehre mit etwa vierzig Indikatoren erfasst. Die Daten sind im Web zugänglich, wo Studien- und andere Interessierte Ranglisten nach ihren eigenen Prioritäten zusammenstellen können. Aber vierzig Kriterien sind zu viel, das Resultat ist zu komplex. So reduzieren die Zuständigen wieder und präsentieren eine Auswahl von nur noch vier Kriterien, welche ihre Medienpartner als Resultat des Rankings verbreiten. - Fehlte nur noch, dass man diese vier auf eine einzige Zahl reduziert.
References:
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