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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen Logo: Logo |
Published: 26.03.2003 06:00 Modified: 03.04.2003 06:38 |
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Von Matthias Erzinger Es ist Zeit, dass ich mich oute. Warum ich für die ETH Zürich arbeite. Es fällt mir nicht leicht, nein ehrlich, es ist schwierig, dies nun gerade jetzt zu tun. So richtig aus mir heraus zu gehen und die Karten auf den Tisch zu legen. Aber sei es: Der wirklich und einzig wahre Grund für meine Tätigkeit im akademischen Tempel ist - ein schreckliches Laster, eine heimliche Sucht, eine Abhängigkeit so verwerflich, dass ich um meinen guten Ruf bangen muss. Ich bin - es sei gestanden - logosüchtig. Wenn andere die Frühlingssonne geniessen, sitze ich am Internet, google, und sammle. Wenn andere gespannt einem wissenschaftlichen Vortrag folgen, blättere ich die Unterlagen durch. Ich sammle. Ich sammle Logos aller Art, und speziell auch Kombinationen. Nichts schöner als zwei, drei Logos in herrlichem Konkurrenzstreite stehend. Sie verstehen: die alles vereinheitlichen Corporate-Design-Propheten, die das ganze Erscheinungsbild über einen Leisten schlagen wollen, sind die grösste Bedrohung meines Ichs. Der Kommunismus hat Schiffbruch erlitten, aber nun sind es die Marketing-Propheten der freien Marktwirtschaft, die alles unter ihre vereinheitlichenden Knute nehmen wollen. In den vergangenen Jahren mussten ich und meine Leidensgenossinnen und Leidensgenossen manch harten Schlag einstecken. Die gesamte Privatwirtschaft wurde durchgestylt, und sogar die öffentlichen Verwaltungen haben die Zahl ihrer Logos auf einen erschreckend geringen Prozentsatz reduziert.
Und so ist für uns das akademische Umfeld heute fast der einzig mögliche Ort, unser Laster so richtig ausleben zu können, ohne aufzufallen. Im Gegenteil: Da war doch kürzlich eine nette Tagung, und in der Haupthalle der ETH Zürich wurden interessante Projekte präsentiert. Beeindruckend, muss ich sagen. Wirklich. Wobei - ich will an dieser Stelle nicht die Projekte inhaltlich würdigen, denn dazu masse ich mir nicht die genügende Brainkapazität an. Aber die Poster waren Spitze und ermöglichten mir Minuten der Glückseligkeit. Neben den zumeist mindestens fünf bis zehn verwendeten verschiedenen Schrifttypen pro Poster gab es wundervolle Logokombinationen. An einer anderen Tagung habe ich meine Sammlung ebenfalls wesentlich ausgebaut: Ich habe nicht weniger als fünf unterschiedliche „Filep“-Logos gezählt. Beeindruckend die kreativen Stunden, die aufgewendet wurden. Zwar weiss ich nicht, was Filep bedeutet. Aber für uns Logo-Fetischisten kreiert löblicherweise jeder ein eigenes Filep-Logo, dass dann in Verbindung mit dem ETH-Logo, dem Instituts- oder sogar Gruppenlogo zusammen nett auf der Präsentationsfläche respektive dem Poster drapiert wird.
Die seit langem bemerkenswerteste Leistung bezüglich Logos konnte ich kürzlich während eines Kongresses bewundern. Da waren auf einem Poster zu finden:
Eine wahre Freude. Ich hoffe, sie können mir verzeihen und über mein Laster hinwegsehen. Oder mir zumindest mit Verständnis begegnen. Natürlich sind es nicht nur die Logos, die mich hier halten, sondern auch das, was sie verkörpern: Wer so viele Kompetenz und Exzellenz verbürgende Institutionen mit Logos vertreten hat, muss ja Spitze sein. Und daher arbeiten ich und meinesgleichen so gerne an der ETH… aber logo.
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