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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen


Just another manic Monday im Leben eines Mittelbauers

Published: 11.04.2007 06:00
Modified: 10.04.2007 16:58
druckbefehl
Anke Neumann und Nadine Schüssler

Hallo Nadine!

Hallo Anke!

Na, alles klar?!

Klar! Es ist schon wieder Mittag, das ist doch wohl nicht wahr!...

Wem sagst du das. Aber sag mal, denkst du dran, dass wir noch unsere Kolumne schreiben müssen?

Richtig, da war ja noch was. Worüber wollen wir denn eigentlich schreiben?

Hmm, gute Frage. Wollten wir nicht vor allem darüber schreiben, was uns vom Mittelbau so den ganzen Tag beschäftigt? Also, was beschäftigt uns gerade?

Mich ja gerade vor allem unsere lieben Studierenden. Meine Übung ist eben zu Ende gegangen, und ich denke ernsthaft über die Einführung einer Sprechstunde nach… Eigentlich macht das Lehren ja Spass. Vor allem dann, wenn ich merke, dass sie verstehen, was ich ihnen erkläre. Aber 140 Studis auf einmal sind dann doch recht viele. Zumal wir als Doktorierende ja eigentlich anderes zu tun haben. Aber - was war das noch? Neue – mehr oder weniger bahnbrechende – Ideen entwickeln und umsetzen, Paper darüber schreiben, auf Konferenzen gehen, … Fällt dir noch mehr ein?

Aber klar, und zwar noch eine ganze Menge: Netzwerke knüpfen, neue Leute und Ideen kennen lernen, uns weiterbilden und irgendwann dann auch mal unsere Diss zusammenschreiben. Und was deine Studie-Überdosis angeht: Vielleicht gäbe es da ja eine Lösung.

Echt, welche? Die Studis abschaffen? Ich glaube, der Vorschlag würde auf viel Gegenliebe stossen… ;-)

:-) Na ja, ich dachte eher an die Einführung von Positionen für Personen, die sich hauptamtlich mit der Lehre beschäftigen. Vor allem bei so Grundlagenveranstaltungen mit sehr vielen Zuhörern. Wie hiess dieses Konzept noch? Lecturer, oder? Und ich habe ja auch mal gehört, dass das Lehren eine der Kernaufgaben unserer Profs sein sollte…

Tja, nur leider fällt das Abhalten der Übungen ja selten darunter. Warum eigentlich nicht? Aber genug von mir: Womit schlägst du dich denn gerade herum?

Ich habe den ganzen Vormittag am Telefon gehangen. Ich bin nämlich auf der Suche nach einer Antwort auf meine Software-Frage. Bei der einen Firma wollte man mir unbedingt die hauseigene Software als ultimative Lösung aufschwatzen, um dann nach einer halben Stunde festzustellen, dass eben diese Software gar nicht das kann, was ich 30 Minuten vorher als Anforderung genannt hatte.


Zu den Autorinnen

Anke Neumann und Nadine Schüssler teilen sich das Präsidium der Akademischen Vereinigung des Mittebaus der ETH Zürich (AVETH). Neumann, die ihr Doktorat in den Umweltwissenschaften macht, und Schüssler, die dasselbe Ziel am Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme erreichen will, wollen als Kolumnistinnen Themen des Mittelbaus aus ihrer ganz persönlichen Perspektive zur Sprache bringen.

Virulent sei zum Beispiel das Thema Familien an der ETH: Was heisst es, hier als Mittelbauangehöriger eine Familie zu haben oder zu gründen? Grundsätzlich müsste man meinen, so Neumann, dass Akademiker ohne feste Arbeitszeiten genügend flexibel sind, sodass auch eine Partnerschaft mit Kindern im Leben Platz hätte. Doch in der Praxis sehe das häufig anders aus. Schüssler weist darauf hin, dass bei der ETH, die sonst hervorragende Infrastrukturen biete, das Betreuungsangebot zu klein sei. Die beiden Doktorandinnen selbst tragen sich momentan nicht mit dem Gedanken einer Familiengründung, sondern sind teilweise fast schon froh, wenn sie dazu kommen, Sport zu treiben. Solche Tätigkeiten sind für die AVETH-Präsidentinnen ebenso wichtig wie die soziale Integration. Für diese sei es auch von Vorteil, wenn man sich deutsch und deutlich ausdrücken könne. Dies ausländischen Mitarbeitern zu ermöglichen, ist ein weiteres zentrales Anliegen der beiden und der AVETH.


Mittelbauerinnen, AVETH-Co-Präsidentinnen und neu auch "ETH Life"-Kolumnistinnen: Anke Neumann und Nadine Schüssler.

Da ich dann schon mal so in Fahrt und auf 180 war, hab ich dann auch gleich noch die nächste Firma angerufen. Aber dort weiss Stelle A nicht, was Stelle B macht und diese nichts von der Software, die sie eigentlich und laut Internet vertreibt. Auch diese halbe Stunde Aneinandervorbeireden, Missverstehen und Aufmeinproblembeharren hat dann zu nichts als verdrehten Augen geführt. Ich sage dir, ich komme mir wirklich manchmal vor wie im Haus, das Verrückte macht!

Das klingt echt nervig.

Ja, und das Schlimmste daran ist: Nächsten Monat habe ich eine Konferenz, auf der ich wirklich gerne meine neuesten Ergebnisse präsentieren würde. Ohne die Software kann ich aber meine Messungen nicht auswerten und ergo nicht in die Präsentation aufnehmen. Also muss ich dann wohl doch wieder nach Frankreich. Die haben die Software nämlich da – auf einem 386er…

:-) Und wie war das jetzt mit der Kolumne? Wollen wir uns heute noch zusammensetzen? Und wo? Dumm, dass du im Zentrum bist und ich auf dem Hönggerberg. Es ist ja doch immer wieder eine kleine Weltreise und der Direktbus fährt so selten. Weisst du, was toll wäre? Eine Luftseilbahn – direkt vom Hönggerberg ins Zentrum!!! Das sollten wir den Doktoranden, die bei uns am Institut am Mobilitätsplan ETH basteln, unbedingt mal wieder ans Herz legen… ;-)

Hihi, ja das wäre cool. Aber ich komme heute sowieso noch auf den Hönggerberg. Es hat doch hier unten im Zentrum keinen Glasbläser mehr und auch der oben bei euch kommt nur noch alle naslang mal an die ETH. Aber ich komme dann wohl mal mit meinem Velo. Da habe ich den Sport dann wenigstens gleich mit drin und die frische Luft tut gut gegen einen dicken Hals.

Gut, dann können wir ja zusammen eine Kaffeepause machen und unsere Kolumne planen. Wusstest du übrigens, dass Kaffeepausen unglaublich wichtig für die Produktivität von Mitarbeitern sind? Die berühmten „amerikanischen Wissenschaftler“ – oder waren es diesmal die Briten - haben herausgefunden, dass regelmässiges Kaffeepausen nicht nur wichtig für das Betriebsklima und die Gesundheit ist. Sie verbessern auch den Informationsaustausch und sind eine wahre Brutstätte für neue und kreative Ideen.

Schön, dass endlich auch mal in einer Studie belegt ist, was wir schon immer geahnt haben. Und du vergisst noch den Punkt mit der persönlichen Erweiterung des Horizontes. Wo, wenn nicht in der Kaffeepause diskutiert man über Gott, die Welt, exotische Reisen, Penisknochen beim Wal, Pflege für das Haupthaar…

… und grosse und kleine Flugzeuge. Absolut richtig. Jetzt muss ich aber wieder was tun. Mein Programm läuft endlich und kann mich nun froh und munter auf die Auswertung meiner Daten stürzen. Wer weiss, vielleicht wird das irgendwann ja doch noch mal was mit der Diss… Und ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Da kommt mein Chef:

„Frau Schüssler! Gut, dass Sie da sind. Könnten Sie nicht noch mal eben schnell …“


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ok
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