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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 24.12.2004 06:00

Wechsel des "ETH Life"-Kolumnistenteams
Neues Jahr, neue Stimmen

Mit dem Jahr 2004 endet auch wieder das Engagement von fünf profilierten Zwischenrufern bei "ETH Life". Wir danken ganz herzlich den Leiterinnen der ETH-Stelle für Chancengleichheit Brigitte Manz und Carla Zingg, der Chemiestudentin Michelle Flückiger, dem ASVZ-Direktor Kaspar Egger und Christoph Küffer, Doktorand in Geobotanik, sich jeweils von weither, aus den Seychellen, mit seinen Gedanken gemeldet hat (1). Die nächste Serie beginnt am 12. Januar. Wir stellen wir Ihnen die neuen Kolumnisten vor.

Norbert Staub

Rita Hermanns Stengele

Sie ist es gewohnt, ihren Weg abseits des Mainstream zu gehen und tut dies entspannt und neugierig. Aufgewachsen in der Lüneburger Heide, war Rita Hermanns Stengele eigentlich ein Sozialberuf vorgezeichnet. Ein Praktikum in einem Kindergarten sorgte dafür, dass sie einen anderen Weg beschritt und, als eine von damals ganz wenigen Frauen, in Braunschweig Bauingenieurwesen studierte. An die ETH kam sie Ende der achtziger Jahre über ihr Spezialgebiet Altlastensanierung und Deponietechnik, das in der Schweiz rasch an Aktualität gewann. 1992 erfolgte das Doktorat im Fachbereich Geotechnik, dann der Schritt in die Wirtschaft und 1997 die Berufung zur ETH-Assistenzprofessorin für Umweltgeotechnik. Mit dem Tonmineralogischen Labor der ETH führte Rita Hermanns Stengele einen ausgewachsenen Betrieb mit fünf Doktoranden.

Kürzlich hat die Mutter einer zehnjährigen Tochter eine neue Aufgabe angepackt: die Übernahme des Zürcher Beratungsbüro für Geotechnik, Altlasten und Umwelt FriedliPartner AG. Rita Hermanns Stengele engagiert sich zudem im Vorstand des SVIN (Schweizerischer Verband der Ingenieurinnen) und beim SIA (Schweizer Ingenieur- und Architekten-Verband), wo ihr Interesse speziell dem Nachwuchs gilt. Einblick in die unterschätzte Reichhaltigkeit ihres Berufs zu geben, das sei ein Ziel, das sie auch mit Besuchen in Primarklassen (im Rahmen des v.a.von der Migros getragenen „KidsInfo“) zu erreichen versucht. Mehr weiblicher Einfluss würde der nach wie vor männlich geprägten Bauwelt gut tun, meint sie. Parkhäuser, Unterführungen und andere Infrastruktureinrichtungen würden anders aussehen, wenn bei deren Konzeption mehr Frauen mitreden könnten.

Raimund Bühner

Der aus Nordrhein-Westfalen stammende promovierte Materialwissenschaftler Raimund Bühner kam 1998 in die Schweiz, wo zunächst am Paul Scherrer-Institut sein werkstoffkundliches Know-how auf dem Gebiet der Strahltriebwerkstechnik für neue kerntechnische Entwicklungen gefragt waren. Vor fünf Jahren wechselte er dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die ETH. Hier, am Institut für Mechanische Systeme (D-MAVT), hat er sich als Spezialist für moderne Klebetechnik etabliert; ein Wissenssegment, für welches die Industrie vom Fahrzeug- bis zum Flugzeugbau grosses Interesse hegt. Eine Partnerschaft mit regem Austausch verbindet Raimund Bühner zum Beispiel mit der Edel-Marke Porsche, privat allerdings ist der Stadt-Zürich-Bewohner bekennender ÖV-Benutzer.

„Ich mag die Schweizer Mentalität, sie entspricht mehr meinem Naturell als die eher harte, konfrontative Art der Deutschen“, sagt Bühner. Er spricht aus reicher Debattier-Erfahrung: Schon in Deutschland hat er sich in Personalvertretungen öffentlicher Institutionen engagiert. In der Schweiz ist er Mitglied der ETH-Personalkommission sowie Präsident des VPOD der Sektion Eidgenössisches Personal Zürich. Sieht er sich als bissiger Gewerkschaftler? „Wie gesagt: Mir liegt die Argumentation näher als das Säbelrasseln.“ Gerade bei den Rechten des Personals etwa sieht Raimund Bühner für die Schweiz im Vergleich mit seinem Herkunftsland schon Nachholbedarf: „Mitwirkung wird hier generell gern gesehen – Mitbestimmung hingegen gar nicht.“


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In den Startlöchern für die "ETH Life"-Kolumne: oben, v.l.: Rita Hermanns Stengele, Raimund Bühner, Helmut Weissert (u.l.) und Florian Bernlochner.

Helmut Weissert

Es geht ihm um die ganz grossen Zusammenhänge, sowohl auf der Zeit- wie der Raumachse. So ist eines der zentralen Themen, die den Geologen Helmut Weissert beschäftigen, die Geschichte der Ozeane. „Wir sind schon etwas grössenwahnsinnig“, bekennt der aus Winterthur stammende Leiter der ETH-Forschungsgruppe „sediments, past oceans, and climate“ mit einem Lächeln.

Was brauchts, um ein erfolgreicher Geologe zu werden? „Detektivisches Gespür. Ich empfehle Studierenden darum, immer mal wieder einen Krimi zu lesen“, so Weisserts etwas überraschender Tipp. Vergangene Ozeane: Schnell entsteht da heute, wo der Utilitarismus auch die Basiswissenschaften erfasst zu haben scheint, der „Verdacht“, des l’art pour l’art. – Im Gegenteil, meint Weissert. Oft seien aktuelle Fragen die Auslöser für sein Forschen. „Fragt man nach den Folgen der Klimaerwärmung, kann die Analyse der Jahrmillionen alten Gesteinsarchive wichtige Hinweise liefern.“ Weisserts Team versucht zum Beispiel herauszufinden, wie die aktuelle Klimaveränderung das Wachstum der Riffe nachhaltig stören könnte – anhand der Spurensuche bei analogen Ereignissen in der Erdgeschichte. Bei dem, was uns und der Nachwelt blühen könnte, weicht die kriminologische Freude schnell der Besorgnis: „Die Erde ist durch zuviel CO2 oder Methan nicht kaputt zu kriegen, unsere Kultur langfristig aber sehr wohl“, so Weissert. Den Blick für die langfristigen Nebenwirkungen menschlichen Handelns zu schärfen, ist eines seiner Anliegen. Es erstaunt nicht, dass sein Denken in grossen Systemen keine verabsolutierte Naturwissenschaft zulässt. So sieht der die Kunst in der Rolle eines für die Wissenschaft unverzichtbaren Souffleurs.

Florian Bernlochner

Das Studium der Physik (mit einem Hang zur theoretischen) und das viel Bodenhaftung verlangende Präsidium des Verbands der Studierenden an der ETH Zürich: Zwei Dinge, die Florian Bernlochner problemlos unter einen Hut bringt. Der 7.-Semester-Student mit Berner Wurzeln scheint sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Bernlochners Mix aus Schalk, politischem Gespür und, wenn nötig, Aggressivität, ist für diesen Posten geradezu ideal. Seine ironisch-scharfzüngigen Editorials im neu konzipierten „Polykum“ (eine der VSETH-Errungenschaften seiner Amtszeit) sind schon fast so etwas wie sein Markenzeichen.

Allerdings: Das Ende des Engagements an der VSETH-Spitze – erklommen hat er sie in einer Kampfwahl –- ist bereits absehbar: „Das Amt fordert vollen Einsatz. Mein Studium leidet, und darum werde ich die Präsidentschaft im Mai 05 wieder abgeben.“ Bernlochner hat mitgeholfen, wichtige politische Initiativen auf den Weg zu bringen; die Erhaltung der studentischen Mobilität sowie das Thema Studiengebühren, wo der VSETH dafür kämpft, die Belastung der Studierenden tief zu halten. Wohin zieht es ihn, der in seiner Freizeit gern liest, programmiert und „zockt“, wenn die Diplomhürde einmal übersprungen ist? „Vielleicht in die Forschung; die Physik hat noch einige spannende Probleme nicht gelöst.“


Fussnoten:
(1) Die Kolumnen des vergangenen halben Jahrs siehe unter: www.ethlife.ethz.ch/articles/kolumne/



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