ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
Print-Version Drucken
Publiziert: 31.05.2006 06:00

Swissuniversity? – Swissuniversities!

Dora Fitzli

„Kennen Sie die ETH Zürich?“, fragte ich den Direktor der zentralen Zulassungsstelle der Graduate Schools der University of South Carolina. - “ETH Zürich? Nein, noch nie gehört.“. - „Hhm?“ – „Sollte ich? – „Ja!“ – „Trösten Sie sich, auch ich war schon im Ausland und habe Universitätsleute getroffen, die nicht wussten, was South Carolina ist, geschweige denn die University of South Carolina...“

Diese Diskussion fand letzte Woche (21. – 26. Mai 2006) an der NAFSA -Konferenz (1) in Montreal statt, an der weltweit grössten Konferenz der „International Educators“ mit mehr als 7’000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Unter den Begriff der „International Educators“ fallen alle Hochschulvertreter/innen, die sich mit Internationalem befassen. Dies umfasst Austauschprogramme, Evaluation von ausländischen Diplomen, Zulassung von ausländischen Studierenden, internationales Branding und Hochschulmarketing, gemeinsame Studiengänge (Joint und Dual Degrees) sowie Abkommen mit ausländischen Universitäten. Auch die Schweiz war - wie schon seit mehreren Jahren - mit einer relativ grossen Delegation (19 Personen) an der NAFSA-Konferenz präsent. Die Delegation bestand aus Vertretern/innen der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Universitäten (CRUS), der Konferenz der Fachhochschulen der Schweiz (KFH) sowie der beiden ETH, der kantonalen Universitäten und einzelner Fachhochschulen.

Die Schweizer Delegation hatte in Montreal unter dem Banner von „Higher Education Switzerland“ einen Stand, der aber durch ein grosses, dreiteiliges Schweizerkreuz in der Mitte unterteilt war. Die kantonalen Universitäten und die beiden ETH präsentierten sich auf der einen Seite, die Fachhochschulen auf der anderen Seite. Diese Zweiteilung setzte auch auf dem Niveau des Informationsmaterials fort: Separate Informationsmappen und Broschüren für Studierende („Studying in Switzerland, Universities, 2006“ und „Studying in Switzerland, Universities of Applied Sciences, 2006“). Die einzig gemeinsame Broschüre war „Higher Education in Switzerland“ vom Staatssekretariat für Bildung und Forschung und vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie, die zwar gut, aber zu umfangreich und zu schwer ist, um sie an einer Konferenz breit abzugeben.

Aus der Perspektive einer Vertreterin des Bildungs- und Forschungsstandortes Schweiz, die im Ausland tätig ist, ist der getrennte Auslandauftritt der kantonalen Universitäten und ETH einerseits und der Fachhochschulen andererseits schwer nachvollziehbar. Ich bin überzeugt davon, dass man gemeinsam ein erfolgreicheres Standortmarketing machen könnte. Und dabei ginge es in keiner Weise darum, alle Schweizer Hochschulen in das gleiche Profil zu pressen, sondern die Unterschiede wie auch die gegenseitige Ergänzung hervorzustreichen. In diesem Sinne bedaure ich auch sehr, dass das Label „Swissuniversity.ch“ (2) die Fachhochschulen nicht mi-teinschliesst. - Sind denn die Fachhochschulen, die „Universities of Applied Sciences“ nicht auch offizielle Schweizer Hochschulen? Oder soll „Swissuniversity.ch“ einen exklusiven Club mit strengsten Anforderungen darstellen, analog der Association of American Universities (3)? – Swissuniversity.ch vermittelt aber auf der Ein-stiegsseite eine ganz andere Botschaft: „Swissuniversity.ch is an initiative of CRUS and is intended to be the portal of the Swiss universities, providing the basic information to all international students who wish to study in Switzerland.“


weitermehr

"ETH Life"-Kolumnistin Dora Fitzli ist Wissenschafts- und Technologierätin an der Schweizer Botschaft in Washington.

Deshalb gelange ich mit der Bitte an die CRUS, die Fachhochschulen mit in Swissuniversity.ch aufzunehmen und dann neu als Swissuniversities.ch aufzutreten. So könnte für die Schweiz endlich ein einheitlicher Auftritt des tertiären Bildungsbereichs im Aus-land realisiert werden, so wie dies übrigens die allermeisten anderen Länder bereits machen... – Ich hoffe sehr, dass dies möglich sein wird und nehme die Tatsache, dass am Ende der NAFSA-Konferenz das trennende Schweizerkreuz zwischen den ETH und Universitäten einerseits und den Fachhochschulen andererseits mit Durchgängen versehen war, als positives Omen!

P.S.: Natürlich habe ich während diesen Tagen auch Leute getroffen, welche die ETH Zürich oder andere Schweizer Hochschulen kannten. Dennoch scheinen wir Schweizer/innen - wie andere Staatsangehörige - den Bekanntheitsgrad der eigenen Hochschule im Ausland immer wieder zu überschätzen. Die ETH Zürich ist zwar in den verschiedenen, spezialisierten internationalen Forschungsgemeinschaften bekannt, doch wie weit darüber hinaus geht der Bekanntheitsgrad? In den USA, oder zumindest in der Region Washington D.C., kennt man die ETH Zürich in der Privatindustrie kaum. Auch unter amerikanischen Studierenden und in der Administration der zahlreichen Universitäten, in denen Ingenieure und Naturwissenschafterinnen wenig vertreten sind, ist die ETH Zürich nur sehr limitiert bekannt. Mit ein Grund dafür ist sicher auch das dt./ engl. Namenchaos: ETH, ETHZ, ETH Zürich, ETH Zurich, ETH Zuerich, Swiss Federal Institute of Technology Zurich ... Eine entsprechende Google-Analyse ist sehr aufschlussreich und empfehlenswert!


Zur Autorin

Die ganz treuen “ETH Life”-Lesenden können sich vielleicht erinnern. Dora Fitzli (35) hat in der Pionierphase unserer Webzeitung journalistische Beiträge geliefert. Ihr Schwergewicht lag bei den Life Sciences, besonders bei deren gesellschaftlich-ethischen Implikationen. Bereits zuvor hatte die promovierte Neurobiologin mit ETH-Biochemie-Diplom ihr Interesse an der Schnittstelle Wissenschaft/Gesellschaft unterstrichen: sie war Kollegiatin am Collegium Helveticum der ETH und schrieb dort eine Studie zur Motivation von Forschenden, sich in der Öffentlichkeit zu engagieren.

Im August 2001 folgte der Wechsel ins Staatssekretariat für Wissenschaft und Forschung nach Bern, wo Dora Fitzli wissenschaftliche Koordinatorin für den ETH-Bereich war. Seit einem Jahr nun ist sie Wissenschafts- und Technologierätin an der Schweizer Botschaft in Washington. Als Leiterin des Office for Science, Technology and Higher Education konzentriert sich Dora Fitzli auf die Analyse der nordamerikanischen Wissenschafts- und Hochschulpolitik mit dem Ziel, Inputs zu laufenden Schweizer Projekten zu liefern: „Trotz des aktuellen Antiamerikanismus: die USA sind im Wissenschaftsbereich noch immer die Nummer 1. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass die bestehenden guten Beziehungen nicht vernachlässigt werden.“




Fussnoten:
(1) NAFSA: Association of International Educators: www.nafsa.org
(2) Swissuniversity.ch: www.swissuniversity.ch
(3) Association of American Universities (AAU): www.aau.edu. Die AAU ist die Vereinigung nordamerikanischen Top-Forschungsuniversitäten und umfast 60 amerikanischen und zwei kanadische Institutionen. Die AAU war auch Vorbild für die Gründung der League of European Research Universities (www.leru.org) war, in der von den schweizerischen Universitäten Genf und Zürich vertreten sind.



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!