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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 12.07.2006 06:00

Professorenmanagement

Anders Hagström

“Professors don’t like to be managed”, sagte kürzlich ein ETH-Professor. Klar, typisch Wissensarbeiter! Oder "gold-collar workers", wie Robert Kelley sie vor zwanzig Jahren in seinem gleichnamigen Buch nannte, in dem er über die Herausforderungen für die Führung von intelligenten, unabhängigen, innovativen Personen schrieb.

Meine etwas impertinente Reaktion auf diese professorale Aussage wäre jedoch: “OK, but do professors like to manage?”

Eines vorweg: Ich finde es völlig richtig, dass an einer Hochschule wie der ETH Zürich die Führungsverantwortung in den Händen von Professorinnen und Professoren liegt. Managementkompetenz (oder gar Leadership) will aber gelernt und geübt sein. Und Management stellt in mancher Hinsicht Anforderungen, die einer Forschungstätigkeit diametral entgegengesetzt sind. Die Forschung ist auf Neues, Unentdecktes ausgerichtet. Am liebsten kümmert man sich nach einer gewonnenen (und publizierten) Erkenntnis nicht um die Umsetzung, sondern will sich gleich der nächsten spannenden Aufgabe widmen.

Von den Hochschulen, die ich näher kenne, ist an der ETH Zürich das "Gefälle" zwischen der Professorenschaft und den anderen Angehörigen am grössten. Ich gebe zu, meine Vergleichsbasis ist vor allem skandinavisch-angelsächsisch geprägt. Ich finde aber anderswo in der direktdemokratischen, nicht-hierarchischen Schweizer Gesellschaft keine Erklärung für diese Differenz.

Zugespitzt formuliert: An der ETH Zürich zählt nur, wer gewählte Professorin, gewählter Professor ist. Die Administration soll wie ein wohlerzogenes Kind sein, sie soll gesehen, aber nicht gehört werden. Ich staune immer wieder über diesen professoralen Vorrang und wie er sich äussert. Man fühlt sich bei jeder Rechenschaftspflicht von der "Verwaltung" bevormundet, beklagt sich, dass zu viel "von den Stäben" entschieden wird. Sicher hat die Autonomisierung in den letzten Jahren zu immer mehr administrativen Aufgaben in den Departementen und Instituten geführt. Wenn dieser Aufwand nicht auf Kosten des Kerngeschäfts gehen soll, müssen sich die für Lehre und Forschung Verantwortlichen von einem professionellen Management unterstützen lassen. Delegieren ist eine der wichtigsten Managementaufgaben.


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Anders Hagström, Leiter des Hochschulmarketings der ETH Zürich.

Auch in der Expertenorganisation ETH Zürich muss doch die Fachkompetenz entscheidend sein. Wichtig ist nicht, wer entscheidet, sondern was entschieden wird. Fühlen sich nicht die technischen und administrativen Mitarbeitenden ebenso dem Wohl der Hochschule verpflichtet wie die Gewählten? Mit Sicherheit kennen sie in ihrem Tätigkeitsbereich die Organisation ebenso gut oder besser. Und vor allem verstehen sie die Auswirkungen der Entscheide auf den täglichen Betrieb in ihrer ganzen Komplexität, denn das ist ihre Aufgabe.

Natürlich kommt es vor, dass die Administration Entscheide trifft, die den Bedürfnissen in Lehre und Forschung nicht optimal entsprechen. Die Bedürfnisse des Individuums stehen aber oft in Widerspruch zu den Interessen der Gemeinschaft. Oder die Ursache ist mangelnde Information. Und Kommunikation – eine weitere wichtige Führungsaufgabe – ist nicht delegierbar.


Zum Autor

Anders Hagström ist seit 2005 Leiter des Hochschulmarketings der ETH Zürich. Er stammt aus Finnland und hat an der TU Helsinki Elektrotechnik und Betriebswirtschaft studiert. Studierenden zu ermöglichen, ihren universitären Horizont im Ausland zu erweitern, war Hagström bereits als Student ein Anliegen. So hat er als Präsident der Studierendenschaft seiner Uni in den 80-er Jahren das erste internationale Austauschprogramm für Studierende auf die Beine gestellt.

Später hat Hagström lange in der Weiterbildung gearbeitet, unter anderem an der University of Cambridge. 1999 kam er an die ETH, zunächst ins Prorektorat für internationale Beziehungen. „Mit der Bologna-Reform befindet sich die ETH Zürich ist einem tiefgreifenden Prozess des Wandels“, sagt er. „Nicht zuletzt durch die Internationalisierung der Masterstufe.“ Dies betreffe nicht nur die Departemente, sondern insbesondere auchdie „Verwaltung“. „Es ist schon spannend, wie viel Internationalisierung eine bereits sehr internationale Hochschule wie die ETH Zürich noch vor sich hat.






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