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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 07.01.2004 06:00

150 Jahre ETH Zürich – Tue Gutes und rede davon

Von Meinrad Eberle

Zunächst wünsche ich Ihnen allen zum bereits begonnenen neuen Jahr gute Gesundheit und viel Erfolg. Die Intensität des Projekts "150 Jahre ETH Zürich" wird im laufenden Jahr wesentlich zunehmen. Das Jubiläums-Jahr 2005 kommt mit Riesenschritten näher.

Auf Anfang 2004 ist das revidierte ETH-Gesetz in Kraft getreten. Dessen wesentliche Neuerungen sind: Klar umschriebene Autonomie, unternehmerische Freiheit und Leistungsauftrag. Zudem verlangt das Gesetz nun explizit, dass die ETH mit der Öffentlichkeit kommuniziert. Es ist also nicht mehr nur die Rede von Forschung, Lehre und Dienstleistung. Die Erweiterung des Aufgabenspektrums hängt mit der Erkenntnis zusammen, dass auch eine Hochschule vermehrt den Dialog suchen muss. Die Steuerzahlerinnen und -zahler wollen wissen, wofür ihr Geld ausgegeben wird.

Deshalb ist es naheliegend, dass ein Schwerpunkt des Jubiläums der besseren Verankerung der ETH Zürich in der Gesellschaft gewidmet ist. Rund 20 Einzelprojekte richten sich denn auch speziell an die breitere Öffentlichkeit. Grundsätzlich wurde bei der Auswahl darauf geachtet, dass die Projekte zeigen, wofür die ETH steht, und wie sie sich weiterentwickeln will. Im Weiteren sollen sie wenn irgend möglich nachhaltig sein – wir wollen nicht nur für den Augenblick aktiv sein. Auch wurde versucht, die Projekte interdisziplinär anzulegen. Und schliesslich wurde darauf geachtet, dass sie kommunizierbar und finanzierbar sind. Ich gebe Ihnen hier eine – notgedrungen unvollständige – Auswahl geplanter grosser und kleinerer Jubiläumsvorhaben: „Discover Earth & Life Dynamics” (D-AGRL, D-ERDW, D-FOWI, D-UMNW); “Molekulare Wissenschaften – Teil unseres Lebens“ (D-CHAB, D-MATL, D-BIOL); „Energy for tomorrow” (D-MAVT); “150 ProfessorInnen in der Stadt Zürich im Dialog“; „ETH Zürich zeigt Flagge“ – eine permanente Ausstellung im Hauptbahnhof Zürich.


Zur Person

Er habe keine Probleme, die Erfahrungen als Direktor des Paul-Scherrer-Instituts in die Projektleitung für das ETH-Jubiläum 2005 einzubringen, sagt Meinrad Eberle. „Zentral ist: Man muss wissen, was man will und fähig sein, das in eine Strategie, dann in ein Projekt und schliesslich in Wirklichkeit umzusetzen. Darauf beruht ja das gesamte Management-ABC“, so Eberle, bis 2002 ETH-Professor für Verbrennungsmotoren und Verbrennungstechnik. Einen wichtigen Unterschied gebe es aber doch: „Ich kann das Projekt ‚150 Jahre ETH’ niemandem verordnen, ich muss die ETH-Angehörigen dazu motivieren.“ Kürzer zu treten, war für für den zupackenden Workaholic nach seiner Pensionierung vor einem Jahr kein Thema. Von sich selbst sagt er, er sei „von den ausgezeichneten Rahmenbedingungen der ETH verwöhnt worden“. Dagegen sei vielen ETH-Angehörigen, auch Professoren, zuwenig bewusst, was sie an ihrer Hochschule haben. Mit Kritik werde verschwenderisch umgegangen, mit Lob weniger. „Das Jubiläum ist eine Chance, der enormen Qualität unserer ETH mehr Profil zu geben“. Das Jubiläumsjahr werde vieles sein, nur keine „Bier- und Wurst-Veranstaltung“, betont der Jubiläumsminister. „Discover ETH“ solle denn auch weniger zur Rückschau werden als Anlass zum Aufbruch. Je unorthodoxer, erfrischender, unschweizerischer das geschehe, umso besser.




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Ex-PSI-Chef, Jubiläums-Manager und "ETH Life"-Kolumnist: Meinrad Eberle

Ganz entscheidend ist, einem breiteren Publikum mit sehr verschiedenen Kenntnisständen klar zu machen, was die ETH Zürich tut, was sie zum Wohl der Gesellschaft beiträgt, warum die Gesellschaft heute und sicher auch morgen die ETH Zürich braucht. Ich bin überzeugt, dass die ETH-Angehörigen ihrerseits zuhören und den Dialog pflegen. Doch nicht alle Aussenstehenden, die sich für unsere Hochschule interessieren, werden beispielsweise die Nanophysik verstehen.

Das Argument, dass die Wissenschaft zu kompliziert sei und damit nicht kommuniziert werden könne, greift zu kurz. Es gilt, die grösseren Zusammenhänge darzustellen, sich in die Rolle des Gegenübers zu versetzen, sich zu fragen, was wohl seine Interessen sein könnten. Es gilt letztlich, dieses Gegenüber zu begeistern. Wenn es uns das nicht gelingt, haben wir ein Problem – mit den entsprechenden Konsequenzen. Die Gesellschaft will die Professorinnen und Professoren sehen, mit ihnen reden. Diese Aufgabe ist kaum delegierbar, jedenfalls nicht an die Schulleitung. Sie vertritt zwar die gesamte ETH gegen aussen, äussert sich zu Strategien, Finanzen und so weiter. Den Kontakt der Öffentlichkeit zur Forschung selbst herstellen, das ist die Aufgabe der Professorenschaft.

Es muss darüber hinaus wesentlich darum gehen, Vertrauen zu gewinnen – wieder zu gewinnen. Denn Glaubwürdigkeit ist zur Mangelware geworden. Zu weit gehende Versprechen konnten nicht eingelöst werden. Die kritiklose Bewunderung der Forschung ist endgültig Vergangenheit.

Ich habe es bereits in der letzten Kolumne erwähnt: Öffentlichkeitsarbeit heisst Mehrarbeit. Diese muss bewältigt werden, ohne die anderen sehr wichtigen Aufgaben zu vernachlässigen, nämlich die Forschung und die Lehre. Grundsätzlich ist es so, dass wohl nicht alle Professorinnen und Professoren überall gleich begabt sind. Künftig wird man sich vermutlich auf gewisse Gebiete konzentrieren und so die Effizienz zu steigern versuchen. Auch eine Hochschule kann es sich nicht mehr leisten, alle Disziplinen zu vertreten.

Das Projektleitungsteam „150 Jahre ETH Zürich“ wird die Verwirklichung der Projekte professionell unterstützen. Wir freuen uns auf eine vertiefte Zusammenarbeit.




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