|
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen |
Print-Version
|
Alles alter Kaffee |
Von Mauro Pfister Gerne würde ich Ihnen Neuigkeiten aus dem Studentenalltag berichten, leider ist aber alles alter Kaffee. Meine Kollegen und Kolleginnen stecken mitten in den Prüfungen. Den ganzen Sommer haben Sie sich darauf vorbereitet, versucht den Stoff, den sie während des Semesters dank voll gepferchtem Stundenplan nicht genug aufbereiten konnten, endlich zu verstehen. Dann schliesslich folgen die Prüfungen und es entscheidet sich, wer aus dem Dschungelcamp rausfliegt und wer bleiben darf. (1) Die erste Tasse kalter Kaffee: Schon lange bemängelt ist der unhaltbare Zustand, dass die Studierenden ihre Resultate erst erhalten, wenn sie schon voll im neuen Semester stecken. Zu dieser Zeit höre ich auch wieder die mir bekannten Klagen, die zweite Tasse... Professoren, die in der mündlichen Prüfung nicht mal einen Gruss über die Lippen bringen oder solche, die sich anscheinend selbst überhaupt nicht vorbereitet haben. Schriftliche Klausuren, in denen sich geschenkte Fragen auf Gymnasialniveau abwechseln mit solchen, die alles andere überprüfen, als das, was aufgrund von Vorlesungen, Übungen und Kommentaren des Dozierenden zu erwarten gewesen wäre. Eine Klausur zu entwerfen ist kein Kinderspiel, nicht umsonst beschäftigt sich die Didaktik ausgiebig damit. (2)Eine klare Chefsache, die leider nur allzu gerne an Assistierende ohne Erfahrung delegiert wird. Wie gesagt, alles alter Kaffee. Jedes Jahr das gleiche. Oft hat man als Studierender das Gefühl, dass sich an der ETH überhaupt nichts verändert. Als langjähriger Hochschulpolitiker durfte ich zusammen mit meinen Kollegen zwar einige Erfolge verbuchen, dennoch verleitet der Job nicht selten zur Resignation. Nun da ich mich bald ganz von der ETH verabschieden werde, zähle ich auf meine Mitstreiter und Nachfolger. Mögen sie nicht rasten und weiter für bessere Studienbedingungen kämpfen! Zuweilen wird den Studierendenvertretern von Seiten der ETH Eigennutz unterstellt. Dabei profitieren sie selbst von ihrer Arbeit praktisch nie. Es gebührt ihnen deshalb umso grösserer Dank. Ich würde mir wünschen, dass ihnen diese Anerkennung auch von Seiten der ETH mehr zuteil würde. Nun sei genug geklagt. Die Studierenden wissen, wie sie sich trotz manchem Stein im Weg durchschlagen können. Wichtige helfende Hand ist dabei der Verband der Studierenden an der ETH. Im März 1863 als Polytechnischer Verein zu Zürich gegründet, zählt der VSETH nun auch schon gut 142 Lenze. Getragen von den Studierenden, der ETH und der Politik gelingt es ihm seit Jahrzehnten, eine schlagkräftige Studierendenvertretung zu stellen sowie Ausbildung, Dienstleistungen und Unterhaltung anzubieten. Die neu aufgeschalteten Seiten auf ETHistory berichten über einen Teil der Erfolgsgeschichte. (3)
|
Berechtigtes Jammern und Meckern zahlt sich also aus. Jüngstes Beispiel: Der am 14. November anstehende Tag der Lehre, an dessen Gestaltung der VSETH engagiert mitwirkt. Highlight wird die Verleihung der Goldenen Eulen an Professoren sein, die sich in den Augen der Studierenden in der Lehre besonders hervorgetan haben. Durch den Abend führt die bekannte Fernsehmoderatorin Sandra Studer. (4) Also doch nicht alles alter Kaffee – Zeit für einen Latte Macchiato mit Schoko-Topping.
|
||||||||||||
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |