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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 23.03.2005 06:00

Auch Frauen brauchen Netzwerke

Von Rita Hermanns

Welche Frau war nach der Matur schon bei der Armee oder als Jugendliche im Fussballverein? Pfadi vielleicht noch eher. Oder im schon etwas fortgeschritteneren Alter im Golfclub? Wie kommt man und frau an Informationen? Nicht die alltäglichen aus den Medien sind gemeint, sondern die wirklich wichtigen. Zumindest die für einen selbst wichtigen: wie z.B. spannende Doktoranden- und post doc-Stellen im wissenschaftlichen Bereich. Interessante Jobs in der Praxis (diese werden oft nicht ausgeschrieben). Woher weiss man und frau, wo was wann läuft und man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist? Netzwerk lautet das Zauberwort.

Als Studentin und auch während meiner ersten beruflichen Tätigkeit als Assistentin waren mir solche Netzwerke, vor allem wenn es sich dabei noch um reine Frauenvereinigungen handelte, äusserst suspekt. „Kaffeeklatsch“, „Selbstbemitleidungsgruppen“, „sich von den Männern abgrenzen wollen“ waren meine Assoziationen zu damals bestehenden Gruppierungen. Nie wollte ich so einem Verein beitreten.


Zur Autorin

Sie ist es gewohnt, ihren Weg abseits des Mainstream zu gehen. Aufgewachsen in der Lüneburger Heide, war Rita Hermanns Stengele eigentlich ein Sozialberuf vorgezeichnet. Sie entschied sich aber für ein Bauingenieur-Studium in Braunschweig, als eine von damals ganz wenigen Frauen. An die ETH kam sie Ende der achtziger Jahre über ihr Spezialgebiet Altlastensanierung und Deponietechnik, das in der Schweiz rasch an Aktualität gewann. 1992 erfolgte das Doktorat im Fachbereich Geotechnik, dann der Schritt in die Wirtschaft und 1997 die Berufung zur ETH-Assistenzprofessorin für Umweltgeotechnik. Mit dem Tonmineralogischen Labor der ETH führte Rita Hermanns Stengele einen ausgewachsenen Betrieb mit fünf Doktoranden.

Kürzlich hat die Mutter einer zehnjährigen Tochter eine neue Aufgabe angepackt: die Übernahme des Zürcher Beratungsbüros für Geotechnik, Altlasten und Umwelt FriedliPartner AG. Rita Hermanns Stengele engagiert sich zudem im Vorstand des SVIN (Schweizerischer Verband der Ingenieurinnen) und beim SIA (Schweizer Ingenieur- und Architekten-Verband), wo ihr Interesse speziell dem Nachwuchs gilt. Einblick in die unterschätzte Reichhaltigkeit ihres Berufs zu geben, das sei ein Ziel, das sie auch mit Besuchen in Primarklassen im Rahmen des v.a. von der Migros getragenen „KidsInfo“ zu erreichen versucht. Mehr weiblicher Einfluss würde der nach wie vor männlich geprägten Bauwelt gut tun, meint sie. Parkhäuser, Unterführungen und andere Infrastruktureinrichtungen würden anders aussehen, wenn bei deren Konzeption mehr Frauen mitreden könnten.




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Expertin für Geotechnik, Unternehmerin und derzeit "ETH Life"-Kolumnistin: Rita Hermanns Stengele

Heute, gut zwanzig Jahre später, bin ich im Vorstand der SVIN (der Schweizerischen Vereinigung der Ingenieurinnen) und fühle mich wohl; ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas bewegen können.

Ich habe, wie viele Frauen auch, erkannt, dass es ausgesprochen wichtig ist, auch als Frau ein gutes Netzwerk zu haben. Nicht nur in reinen Frauenvereinigungen, im Gegenteil: auch die Netzwerke mit Männern sind wertvoll und bereichernd. Gerade wenn man beruflich und auch in der Familie engagiert ist, braucht es diese Netzwerke. Einerseits um, wie bereits erwähnt, rechtzeitig an wichtige Informationen zu gelangen, wieder neue interessante Personen kennen zu lernen; aber auch als „Netz“, das einen auffängt, wenn mal nicht alles nach Plan verläuft.

Heute sehe ich den grossen Vorteil, den Vereinigungen wie z.B. die SVIN oder auch die Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann EQUAL an der ETH bieten. Sie können vor allem auch für junge Frauen, wie Studierende, Doktorandinnen, Diplomandinnen eine wertvolle Anlaufstelle für berufliche und persönliche Belange sein. Neben der Vermittlung von Kontaktadressen bei der Stellensuche können Tipps zur Gestaltung eines Bewerbungsgesprächs, der Kinderbetreuung etc. gegeben werden. Auch Mentoring-Programme, wie die des EQUAL, können ausgesprochen nützlich sein, wenn man sie in Anspruch nimmt. Es ist leider zu beobachten, dass solche Programme selten auf grosses Interesse stossen, der Zulauf von jungen Frauen in Vereine oder Berufsverbände eher zurückhaltend ist. Schade eigentlich.

Ich kann nur raten: Nutzen Sie diese Angebote und nehmen Sie diese Gelegenheiten zum networking war. Neben den bereits genannten Vorteilen lernt man so viele neue und interessante Leute kennen, und schon manche Freundschaften sind über diese Netzwerke entstanden „The power of Networking“ heisst ein Kurs, der an der EMPA Akademie immer wieder ins Programm aufgenommen wird. Der Titel ist sicher nicht übertrieben und unterstreicht die Kraft, die von solchen Netzwerkverbindungen ausgehen kann.




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