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Rubrik: News
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Publiziert: 21.06.2001 06:00

Symposium mit Lynn Margulis
Viel verlangt, wenig geboten

(cm) Grundsätzlich ist es verdienstvoll, dass das Collegium Helveticum das Know-how seiner Gäste auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen versucht. Doch das dies nicht immer gelingt, zeigte das letzten Montag durchgeführte Symposium "Evolutionary Innovation and the Origins of Species". Die US-Biologin Lynn Margulis , wissenschaftlicher Gast des Collegiums, lud verschiedene zusätzliche Referenten ein, um mit ihnen das oben erwähnte Thema zu erörtern. Dabei schien sie es aber nicht als nötig zu erachten - wie weit wurde sie von den Collegium-Angehörigen darauf aufmerksam gemacht? -, die Zuhörer in das Thema einzuführen. Dies, obwohl sie aufgrund ihrer Frage nach vorhandenen Biologen hätte wissen müssen, dass sich die Hörerschaft hauptsächlich aus interessierten Laien zusammensetzte.

Film als Beweisführung

Leider tönte Margulis ihre Standpunkte nur an. So verwies sie darauf, dass eine funktionale Spezies-Definition in der Biologie fehle, der Aspekt des Überlebenskampfes in der Evolution überbewertet werde, die Symbiose dabei - obwohl zentral - marginalisiert worden sei, Speziation erst bei Eukaryonten vorkomme und sie eine Darwinistin, aber keine Neodarwinistin sei. - Viele erklärungsbedürftige Begriffe. Doch anstelle von Ausführungen und empirischen Daten wurde ein Film geboten, der anhand von Termiten illustrierte, von wie vielen Mikroorganismen ein grösseres Lebewesen besiedelt wird. Als ein Zuhörer die Musik leiser haben wollte, um mehr von Margulis' Kommentaren zum Film zu verstehen, antwortete sie, dass die Musik wichtiger sei. Bescheidenheit? Wohl eher der Ausdruck dafür, dass die Biologin der Ansicht ist, dass ihr Standpunkt evident ist und keiner weiteren Erklärung bedürfe.

Viel zugemutet

Gesetzt, dass symbiotische Lebensformen wirklich einen zentralen Aspekt der lebenden Welt darstellen, hätte die Veranstaltung in eine Diskussion zur Bedeutung der Symbiose für die Speziesbildung übergehen müssen - wie vom Symposiumstitel versprochen.


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margulis collegium
Leitete das Symposium "Evolutionary Innovation and the Origin of Species": die amerikanische Biologin Lynn Margulis

Doch weder Margulis noch die folgenden ReferentInnen gingen ausführlich darauf ein, sondern demonstrierten vielmehr, dass symbiotische Lebensformen vielfältig vorkommen und eine lange, wenn auch marginale, historische Tradition sich dem Thema schon angenommen hatte. Auch wurde klar, dass im Bereich der symbiotischen Lebensformen noch viel Forschung vonnöten ist. Dem Zuhörer wurde dabei aber viel Vorwissen zugemutet. So wurde zum Beispiel von K- und r-Strategen gesprochen - Begriffe, die nur ökologisch geschulten Leuten etwas sagen werden. Als gegen Schluss Vergleiche von der Symbiose zu transdiziplinärer Arbeit gezogen wurden, mochte das vielleicht einige der noch dagebliebenen Zuhörer inspirieren, aber zum Verständnis von Artbildung trug es kaum etwas bei.

Heute in einer Woche am 28. Juni wird Lynn Margulis am Collegium um 19.15 Uhr noch einmal auftreten, und zwar mit dem Vortrag "Symbiogenesis in the evolution of life". Vielleicht wäre man dann nach diesem bereit für das abgehaltene Symposium. Schade, dass diese Möglichkeit nicht besteht, denn bedenkenswert sind die Ideen von Margulis allemal.


Fussnoten:
(1) Collegium Helveticum: www.collegium.ethz.ch/
(2) Lynn Margulis am Collegium Helveticum: www.collegium.ethz.ch/deutsche_Seiten/gaeste/margulis_dt.htm



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