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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
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Publiziert: 23.12.2005 06:00

Fünf Jahre ETH Life - Beitrag des Vizepräsidenten für Planung und Logistik
Reflexionen zu "ETH Life"

"ETH Life" sollte zur Plattform einer neu entstehenden Denkkultur an der ETH werden und sich aus der Schwere der Anfangsjahre in eine neue Leichtigkeit bewegen, schreibt Gerhard Schmitt, ETH-Vizepräsident für Planung und Logistik. So müsse künftig viel früher als heute das Interesse der Bevölkerung an dem, was an der ETH geschieht oder geschehen soll, erkannt und in die Planung und tägliche Arbeit integriert werden. Dazu unter anderem sei "ETH Life" das ideale Medium.

Von Gerhard Schmitt

Ist "ETH Life" ein adäquater Reflex der ETH?

"ETH Life" malt einen Teil des Bildes der entstehenden ETH. Die Beiträge sind wie Farbtupfer auf der zunehmend Gestalt annehmenden Skizze des Ganzen. Gleichzeitig steht es für eine selbstkritische Sicht der ETH, in der echte Begeisterung selten durchbricht. Es ist ein demokratisches Medium, das die Wichtigkeit eines Ereignisses nicht durch die Länge des Textes oder die Qualität der Abbildungen aufoktroyiert. Zunehmend nützlich und hoch interessant sind die Verknüpfungen und Verweise auf frühere Artikel. Den Verantwortlichen gebührt grosse Anerkennung für den Mut zur Schaffung einer soliden Grundlage, auf der jetzt Bahnbrechendes entstehen kann.

Gewünschte Funktion

"ETH Life" soll die ETH Zürich als lebendige Hochschule zeigen, an die man seine Kinder mit bestem Gewissen schickt und an die diese mit Begeisterung gehen: Eine ETH, die ihre Spitzenforschungsergebnisse nicht im Nachhinein fast entschuldigend erklären und verteidigen muss, sondern die von Beginn an die wissenschaftlichen Fragestellungen im gesellschaftlichen Raum entwickelt und eine neue Diskussionskultur ermöglicht – für die 20'000 an der ETH Arbeitenden, aber auch für die 60'000 Alumni in aller Welt. Es kann die Plattform für die neu entstehende Denkkultur werden, sich aus der Schwere der Anfangsjahre in eine neue Leichtigkeit bewegen. Eleganter Brückenbau statt Konfrontation: "ETH Life" kann die Balance finden zwischen der heute auferlegten Zurückhaltung, Selbstkritik und Bescheidenheit und dem auch die ETH bestimmenden Qualitätsbewusstsein, dem selbstbewussten Auftreten, den gewagten aber durchdachten Plänen und Visionen. Die ETH ist der Platz für die Entwicklung von Alternativen – auch in den elektronischen Medien.

"ETH Life" aus Schulleitungs-Perspektive

Die Schulleitung fällt nicht nur populäre Entscheidungen, und ETH Life berichtet über die Wirkungen, schnell und ungeschminkt. Dies schätze ich, auch wenn es nicht immer angenehm ist. Schmerzlich vermisse ich jedoch, dass die Chance eines solchen Mediums als Forum für einen Diskurs grundsätzlicher, wissenschaftlicher, hochschulpolitischer oder personalpolitischer Themen bisher so wenig genutzt wird. Hier können wir von den interaktiven Wahlmöglichkeiten in Tageszeitungen und anderen elektronischen Medien lernen. Ich bin froh, dass Weblogs und Podcasts in nächster Zukunft auch einen erweiterten Kreis von Personen ansprechen werden.

Wie ich "ETH Life" nutze

"ETH Life" ist hervorragend, um Informationen zu erhalten, um auf zurückliegende Geschäfte einen Blick zu werfen, um die Meinungen vor ein oder zwei oder drei Jahren zu erkunden und um einen Zusammenhang in Ereignissen über die Rubrik der Dossiers und Archive zu erhalten. Keine Rubrik dominiert dabei, sondern sie alle bilden mosaikartig zusammen eine wachsende und zunehmend interessante Geschichte der ETH Zürich. Dabei ist das Lesen am Bildschirm für mich die einzige akzeptable und angemessene Art.


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'ETH Life' sollte sowohl technologisch wie inhaltlich neueste Entwicklungen reflektieren und integrieren, findet Gerhard Schmitt, ETH-Vizepräsident für Planung und Logistik.

Kritik und Veränderungsvorschläge

"ETH Life" muss seinem Namen noch gerechter werden. Auf der einen Seite die seriöse Corporate Identity der Eidgenössische Technische Hochschule von Weltrang mit lokaler Verankerung. Auf der anderen Seite „Life“, das sprudelnde Leben, die stets neuen Erfindungen der Wissenschaft, die Plattform für eine hoch stehende Diskussion, mit Orten für Verbesserungsvorschläge, die auch umgesetzt werden. Dies betrifft sowohl die Forschung wie das Lernen und die Kommunikation mit der Gesellschaft. Viel früher als jetzt muss in Zukunft das Interesse der Bevölkerung an dem, was an der ETH geschieht oder geschehen soll, erkannt und in unsere Planung und tägliche Arbeit integriert werden. Dazu ist "ETH Life" das ideale Medium.

Doch was braucht es dazu? Ein neues ETH Life Human Computer Interface (HCI), basierend auf den neusten wissenschaftlichen, künstlerischen und Design-Aspekten ist ein guter Anfang. Zum Glück sind die technischen Schwierigkeiten, die bei der Erstentwicklung von "ETH Life" noch prägend waren, heute praktisch weggefallen. Deshalb ist die Nutzung des extrem wertvollen Screen Real Estate zu beachten. Mit diesem Informationsterritorium ist sorgfältig umzugehen, und wir müssen an seine Designqualität die gleich hohen Anforderungen wie an die physische Architektur der ETH stellen.

Von inhaltlicher Seite gesehen sollten die Bezüge zur Lehre und zur Gesellschaft bei den Forschungsthemen in den Vordergrund rücken, ebenso die Vergleiche mit den internationalen Hochschulen. So wie wir mit Science City versuchen, ein Stadtquartier für neue Denkkultur zu entwerfen und zu bauen, so soll "ETH Life" ein Medium für neue Kommunikationskultur werden. Dies bedeutet jedoch nicht nur die nachträgliche Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern der frühzeitige Einbezug einer grossen ETH-Community und einer zu interessierenden Öffentlichkeit in die Definition und Entwicklung neuer Forschungsthemen.

Schliesslich ist der Vielsprachigkeit mehr Rechnung zu tragen. Mehr Artikel in Englisch und in den anderen Landessprachen sollten die tägliche Berichterstattung prägen. Die Leserschaft ist heute völlig international und so könnte "ETH Life" auch ein gutes Abbild der in der Schweiz gelebten Kulturen sein. Das vertiefte Eingehen auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen kann durch mehr direkte Links in die Forschungslabors, Podcasts, durch direkte E-Mail oder Video-Kontakte mit den entsprechenden Forscherinnen und Forschern hergestellt werden. In Zusammenarbeit mit den Projekten United Visions und Video-Conferencing von ETH World könnten hier Interaktionsmöglichkeiten entwickelt werden, wie sie in keinem anderen Medium möglich sind.

Auch die wachsende Rolle der ETH Zürich als wissenschaftlicher und gesellschaftlicher ThinkTank kann eine Aufgabe des neuen "ETH Life" werden. Bibliothek, Erdbebendienst, Konjukturforschungsstelle etc. erfüllen heute bereits wichtige nationale Aufgaben. Warum nicht auch der nationale Thinktank ETH, der sich nicht scheut, seine Einschätzungen der Zukunft klar zu formulieren und über "ETH Life" zu kommunizieren? In welche Richtung auch immer sich "ETH Life" weiter entwickeln wird, die zukünftige ETH ist ohne nicht mehr vorstellbar. Und dies allein ist wohl heute das grösste Kompliment.


Literaturhinweise:
Die Website von Gerhard Schmitt: www.planung.ethz.ch/



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