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Rubrik: News
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Publiziert: 18.11.2005 06:01

Uraufführung von "Ex Temporibus Humanitatis"
Forschende Töne

(cm) Der Schluss überraschte. Nach einer spannungsgeladenen musikalischen Sequenz mündete „Ex Temporibus Humanitatis“ in einen harmonischen Akkord. Dieser war aber so kurz, dass man ihn erst im Nachklang als Ende realisierte. Der Effekt passte jedoch zum Werk (1), das Victor Burghardt komponiert hatte und von der ETH Big Band zusammen mit Sängern und Sängerinnen verschiedener Chöre sowie dem Orchester Collegium Cantorum unter Leitung von Christoph Eck am Mittwoch in der Kirche St. Peter in Zürich zur Uraufführung gelangte. Denn in den Texten des Dichters Bruno Epple, die dieser selbst rezitierte und die in die Musik einflossen, war auch von der Vision, die über einen kommt, die Rede.

Überhaupt erinnerte viel bei diesem ETH-Jubiläumsprojekt, das sich musikalisch und literarisch mit dem Mensch als forschendem und gestaltendem Wesen auseinandersetzt, an wissenschaftliches Arbeiten beziehungsweise Experimentieren. Die Zusammenführung unterschiedlicher Musikstile und Musizierender verschiedener Ausrichtung führte beispielsweise zu ganz neuen klanglichen Qualitäten, was ein Pendant in transdisziplinären Forschungsprojekten hätte. Oder für das dauernde Fragen und für die Hinweise auf die Janusköpfigkeit von Erreichtem liessen sich leicht Parallelen in der Wissenschaft finden. Musikalisch beeindruckte bereits der Anfang von „Ex Temporibus Humanitatis“, wo der flächige Streicherklang an ein strukturarmes Urmeer erinnert, wo es nur einzelne flüchtige Erscheinungen, vertont mittels Bläsereinwürfen, gibt. Das jazzige Trompetensolo in diesem Kontext war einfach eine kongeniale Form des Sinierens.


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Mit seiner Vielfalt und Offenheit überzeugte das musikalische, häufig durch gewollte Disharmonien mit Spannung aufgeladene Forschen. Ein fragender Charakter war auch den Texten zu eigen, wobei sie in ihrer Länge den Zuhörer doch stark beanspruchten - man ist fast versucht von Theorielastigkeit zu sprechen. Zudem, obwohl dem Aufführungsort entsprechend, mochten die mancherorts verwendeten Bezüge zum Christentum bei einem Stück zu Ehren der ETH befremden. Sie erinnerten jedoch daran, dass der Ursprung der Universitäten uns somit der jubilierenden Hochschule eng mit der Kirche verknüpft ist.

Vor „Ex Temporibus Humanitatis“ führte der Chor zum ersten Mal die drei Lieder „Cantica Humana“ von Victor Burghardt auf. Obwohl beim ersten Hinhören von schlichter Schönheit, zeigte sich dabei im Detail doch auch Verspieltheit, sei es durch die gesungene Glockenschläge, die mahnten, aber in dieser Form auch ein Augenzwinkern enthielten. Bereits in diesen Liedern erhielt man einen ersten Geschmack davon, dass Harmonie verdient sein muss.

Viel Drive entwickelte die ETH Big Band in den drei Chorälen, die in der Mitte des Konzertprogramms standen. Das bedeutete aber nicht, dass nicht auch überzeugende lyrische Passagen vorhanden waren, beispielsweise die mit dem E-Piano und dem E-Bass im mittleren Stück. Insgesamt war es ein Abend reich an Stimmungen und Anregungen. Ein musikalisches Forschungsprojekt, dem man eigentlich gerne den hart erarbeiteten Unterstützungskredit verlängern würde.


Fussnoten:
(1) Mehr Informationen zu "Ex Temporibus Humanitatis" auf der "ETH Big Band"-Seite und bei ETH Life



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