(ae) Die Graphische Sammlung (1) der ETH Zürich widmet sich in der gestern eröffneten Ausstellung ganz dem Schweizer Maler Franz Gertsch. Vom 12. Mai bis 9. Juli zeigt sie eine eher unbekannte Seite seines Schaffens – die Schottland Aquarelle der frühen sechziger Jahre. Gertsch malte die relativ grossformatigen Aquarelle während dreier Schottlandreisen von 1961 bis 1965. Bei jeder dieser Reisen suchte er bestimmte Landschaften erneut auf – Landschaften, deren Bilder in ihm weitergelebt hatten. Einige seiner Aquarelle seien erst aus der Verschmelzung von Erinnerung und erneuter Wahrnehmung entstanden, erklärt dazu Paul Tanner, Kurator der Ausstellung.
Doch Gertsch, bis zu diesem Zeitpunkt ein figurativer Maler, stellte sich in den einsamen Gegenden Schottlands auch einer persönlichen Herausforderung – dem abstrakten Expressionismus. Dieser tauchte Mitte der vierziger Jahre erstmals in Nordamerika auf. Bedeutende Vertreter waren Jackson Pollock sowie Mark Rothko. Unter Verzicht auf verstandesmäßige Konzepte, versuchten die Maler eine symbolisch-assoziative Formsprache zu finden. In den fünfziger und frühen sechziger Jahren war diese Strömung der abstrakten Kunst auch in Europa gross in Mode.
Der Realist Gertsch hoffte in der Abgeschiedenheit Schottlands eine eigene Antwort auf diese neue Richtung zu finden. Im flüssigen und abstrahierenden Aquarellieren erkannte er eine Möglichkeit, sich dem damals aktuellen Hauptstrom des abstrakten Expressionismus anzunähern, ohne sich als figurativer Maler aufzugeben.
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Franz Gertsch: Schottland 1965 gross
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