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Rubrik: News
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Publiziert: 04.10.2005 06:00

Der Medizin-Nobelpreis geht an die Entdecker des Gastritis-Erregers.
Nobelpreis dank Selbstversuch

(Li) Gestern Montagmittag gab das Nobel-Komitee des schwedischen Karolinska-Instituts bekannt, dass der diesjährige Nobelpreis in Medizin an die beiden australischen Gastrologen Barry Marshall und Robin Warren verliehen wird. (1) Als Grund für die Auswahl der diesjährigen Träger der mit 1,65 Millionen Franken dotierten höchsten Auszeichnung in der Medizin nannte das Nobel-Komitee die bedeutenden Erfolge in der Therapie von Magengeschwüren.

Vor der Entdeckung des Magen-Bakteriums "Helicobacter pylori" handelte es sich dabei um eine oft chronisch verlaufende und schwer belastende Krankheit. Noch bis in die achtziger Jahre betrachtete man als Hauptursachen von Magengeschwüren emotionalen Stress, eine falsche Ernährung oder generell eine ungesunde Lebensweise. Therapiert wurden Betroffene teilweise mit einer Psychotherapie zur Änderung der Lebensweise, oder es wurde ihnen sogar operativ ein Teil des Magens entfernt.

Antibiotika statt Psychotherapie

Dank der Entdeckung von Marshall und Warren kann man heute Magen- und Darmgeschwüre, die zu 80 bis 90 Prozent durch "Helicobacter pylori" verursacht werden, durch eine Behandlung mit Antibiotika und säurereduzierenden Medikamenten innert einer Woche dauerhaft heilen. Zur Diagnose einer entzündeten Magenschleimhaut (=Gastritis) reicht heute ein einfacher Atem- oder Stuhl-Test. Einfache Tests und Therapien sind von grosser Bedeutung, da rund die Hälfte aller Menschen mit "Helicobacter pylori" infiziert ist und rund 10 bis 15 Prozent der Infizierten im Laufe ihres Lebens ein Magen- oder Darmgeschwür entwickeln.


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Entdeckung dank Nachlässigkeit

Bis 1982 galt in der medizinischen Lehre der Magen als steril, da man glaubte, Bakterien könnten in der Magensäure nicht überleben. Der heute 68-jährige Robin Warren hatte zwar schon 1979 kleine gekrümmte Bakterien auf Schleimhautproben von Patienten entdeckt, konnte den Erreger aber nicht vermehren. Jahre später liess der heute erst 54-jährige Barry Marshall aufgrund der Osterferien zufälligerweise die Kulturplatten länger als üblich im Brutschrank. Dadurch konnte sich das langsam wachsende "Helicobacter pylori" genügend vermehren. Den abschliessenden Beweis holte sich Marshall über einen Selbstversuch: Trotz Protesten seiner Frau schluckte er eine Portion des vermehrten Erregers und bekam nach einer Woche prompt eine schwere Magenentzündung, die er mit einer Antibiotika-Behandlung aber erfolgreich heilen konnte. Dadurch bewies Marshall, dass der Erreger "Helicobacter pylori" auch in einem gesunden Magen eine Gastritis hervorrufen kann.


Woche der Nobelpreise

Heute Dienstagmittag werden die diesjährigen Nobel-Preisträger in Physik und morgen Mittwoch diejenigen in Chemie bekannt gegeben. (1) "ETH Life" wird darüber berichten, insbesondere wenn es sich bei einem der Preisträger um einen ETH-Forscher handeln sollte. Am Freitag schliesslich wird als Höhepunkt noch der Friedens-Nobelpreis verliehen.




Fussnoten:
(1) Website des Nobel-Komitees, auf der in den folgenden Tagen die diesjährigen Nobelpreisträger bekannt gegeben werden: www.nobelprize.org



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